Die Fed agiert vorsichtig. Sie zeigt damit, dass sie weiß, wie fragil die Situation auf den US-Märkten zurzeit noch ist. Erste Hinweise auf eine Änderung der Geldpolitik?
Viel hat dieFed nicht an ihrem Statement verändert. (Siehe übersetztesStatement unten)
Zunächst bestätigt nun auch die Fed, dasssich die wirtschaftliche Aktivität in den USA stabilisiert. Wichtigerist jedoch die Aussage, dass die Fed den Ankauf von Anleihen im Umfangvon 300 Mrd. Dollar bis Ende Oktober ausweiten will.
Dann jedoch solldas Programm auslaufen. Auch eine Erhöhung scheint nicht geplant zusein. Als Begründung für die Verlängerung wird angegeben, dass man dasZeitfenster bei unverändertem Volumen vergrößern, also die Käufestrecken und dabei allmählich verringern möchte. So soll ein für dieMärkte möglichst störungsfreier Übergang gewährleistet werden, wenn dasProgramm schließlich ausläuft.
Erste Hinweise auf eine Änderung der Geldpolitik
Die Fed agiert vorsichtig. Sie zeigt damit, dass sie weiß, wie fragil die Situation auf den US-Märkten zurzeit noch ist.
Auf der anderen Seite, und das ist der für uns wichtige Aspekt, weistdiese Aktion darauf hin, dass die Fed nun schon versucht, auf diepositiven Veränderungen in der US-Wirtschaft zu reagieren. Sollten wiralso weiter steigende Börsen sehen, müssen wir damit rechnen, dass dieFed zwar vorsichtig aber trotzdem beherzt weitere Maßnahmen zuBeschränkung der Liquidität vollziehen wird.
Wahrscheinlich wird sie dazu zunächst in den nächsten Statements denAusblick für die US-Wirtschaft anheben, um dann in einem zweitenSchritt erste Zinsanhebungen vorzubereiten, die dann vielleicht schonAnfang 2010 beschlossen werden. Allerdings nur, wenn sich derwirtschaftliche Ausblick bis dahin weiter und deutlich verbessert. Unddas ist alles andere als sicher.
Märkte kurz geschockt
Die Märkte gerieten heute nach der Veröffentlichung derUS-Konjunkturdaten kurzfristig kräftig unter Druck. Auslöser dafürwaren hauptsächlich deutlich schlechter als erwarteteEinzelhandelsumsätze. Diese gingen wider Erwarten um 0,1 % zurück.Analysten hatten mit einem Anstieg von 0,8 % gerechnet, nach einem Plusvon 0,8 % zuvor.
Gerade auchaufgrund der Abwrackprämie in den USA hatte man hier mehr erwartet.Doch der Anstieg bei den Autoverkäufen konnte den Rückgang in denanderen Bereichen nicht kompensieren. Ohne KFZ verringerte sich derUmsatz um 0,6 %! Hier war mit einem leichten Anstieg von 0,1 %gerechnet worden.
Natürlich sollte man einen einzelnen Ausrutscher nicht überbewerten.Aber es kann gut sein, dass sich bereits hier die Auswirkungen derhohen Arbeitslosigkeit in den USA zeigen. Also das, wovon ich hier seitWochen schreibe. Der unerwartet starke Rückgang desEinzelhandelsumsatzes ist ein weiteres, ernst zunehmendes Warnzeichenin unserem Börsenpuzzle. Sollte sich bei den nächsten Zahlen dieseTendenz fortsetzen, wird es heikel.
US-Arbeitsmarktdaten trüben sich leicht ein
Und auch die Situation auf dem US-Arbeitsmarkt scheint sich noch nichtwirklich zu entspannen. So stiegen auch die Erstanträge aufArbeitslosenhilfe wieder an. (Mehr dazu weiter unten, bei denUS-Konjunkturdaten).
Der Markt scheint jedoch auch diese Zahlen zu ignorieren. Nach erstenVerlusten liefen die US-Indizes wieder ins Plus. Und auch das istwieder so typisch. Die Liquidität und die Sorge, Performance zuverpassen, treiben die Investoren in die Aktien. Ich bin gespannt, wieweit der Markt das Thema Liquidität treiben wird...
Das FOMC-Statement
„Die Informationen, die seit demletzten FOMC-Treffen im Juni eingegangen sind, legen nahe, dass sichdie wirtschaftliche Aktivität stabilisiert (zuvor: die Geschwindigkeitdes wirtschaftlichen Abschwungs abnimmt). Die Bedingungen auf denFinanzmärkten haben sich in den vergangenen Wochen weiter verbessert.Die Ausgaben der Haushalte zeigen weitere Anzeichen einerStabilisierung, bleiben aber beschränkt durch anhaltendeArbeitsplatzverluste, ein schwaches Wachstum der Einkommen, geringereImmobilienvermögen und verschärfte Kreditbedingungen. Die Unternehmenverringern immer noch Investitionen und Beschäftigung, machen aberFortschritte bei der Anpassung von Lagerbeständen und Umsätzen. Obwohldie wirtschaftliche Aktivität wahrscheinlich noch eine Zeitlang schwachbleiben wird, geht das Komitee weiterhin davon aus, dass diepolitischen Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzmärkte und-institutionen, der fiskalische und monetäre Stimulus sowie dieMarktkräfte zu einer allmählichen Wiederaufnahme eines nachhaltigenökonomischen Wachstums in einem Umfeld der Preisstabilität beitragenwerden.
„Die Preise von Energie- und anderen Rohstoffen sind in letzter Zeitangestiegen. Allerdings sollte der erhebliche Nachfragerückgang denKostendruck dämpfen, und das Komitee erwartet daher, dass die Inflationfür einige Zeit schwach bleiben wird.
Unter diesen Umständen wird die Federal Reserve Bank alle verfügbarenInstrumente einsetzten, um die wirtschaftliche Erholung zu fördern unddie Preisstabilität aufrechtzuerhalten. Das Komitee wird dieZielbandbreite für die Leitzinsen bei 0 bis 0,25 % belassen und gehtweiterhin davon aus, dass die ökonomischen Rahmenbedingungenwahrscheinlich das außergewöhnlich niedrige Niveau der Leitzinsen füreinen längeren Zeitraum garantieren werden.
Wie bereits angekündigt, wird die Fed zur Unterstützung desHypothekenkredit- und Wohnungsmarkt sowie zur Verbesserung derRahmenbedingungen der privaten Kreditmärkte hypothekenbesicherteAnleihen halbstaatlicher Agenturen im Wert von 1,25 Billionen Dollarsowie Schulden dieser Institutionen in Wert von 200 Milliarden Dollarbis zum Ende des Jahres aufkaufen. Darüberhinaus ist die die Fed dabei,langlaufende Staatsanleihen in einem Umfang von 300 Mrd. Dollar zuerwerben. Das Komitee wird weiterhin Zeitpunkt und Gesamtsumme seinerKäufe von Wertpapieren im Licht der sich entwickelnden ökonomischenPerspektiven und der Finanzmarktbedingungen bewerten. Die Fed wird dieGröße und Zusammensetzung der ihrer Bilanz beobachten und Anpassungenan ihren Kredit- und Liquiditätsprogrammen wie vorgesehen vornehmen.“
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