Erst China, dann der Rest der Welt? Es fällt auf,dass die Entwicklung an den chinesischen Börsen den Indizes derrestlichen Welt etwas voraus läuft. Es wäre zudem ein erster Hinweis darauf, dass China,bei einem Anhalten der wirtschaftlichen Schwäche der USA anfängt, dieRolle als Lokomotive der Weltwirtschaft zu übernehmen.
Viele Analysten verbringen sehr vielZeit damit, Indikatoren zu finden, die relativ zuverlässig diezukünftige Kursentwicklung anzeigen können. Gerne wird dabei auch aufRohstoffindizes und auf Frachtraten zurückgegriffen.
So fungierte voreiniger Zeit sogar Silber als heimlicher, aber perfekterVorlaufindikator für die Märkte. Das machte auch Sinn, da Silbermittlerweile zu einem Industrie-Metall geworden ist. Wenn hier einehöhere Nachfrage zu erkennen war, also der Preis stieg, war das eingutes Indiz dafür, dass die Wirtschaft wieder anzog.
So kam es, dassder Silberchart den Indizes um einige Tage bis Wochen sehr genau vorauslief. In letzter Zeit schauen viele auf den Ölpreis. Auch hier ist derGrund eindeutig: Wenn mehr Öl nachgefragt wird, ist das ein Zeichendafür, dass die Wirtschaft brummt. Bekannt ist aber auch der BalticDry Index, ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen vonHauptfrachtgütern (hauptsächlich Kohle, Eisenerz und Getreide) aufStandardrouten.
Der Shanghai-A-Index und der S&P500
Zurzeit scheint sich jedoch ein anderer,höchst interessanter Zusammenhang zu ergeben. Es fällt nämlich auf,dass die Entwicklung an den chinesischen Börsen den Indizes derrestlichen Welt etwas voraus läuft.
Zwar haben im Nachhinein sowohl derShanghai-A-Index (hier rot) als auch der S&P 500 gleichzeitig ihrTop (Ende 2007) ausgebildet, allerdings erkennen wir, dass derShanghai-A anschließend bereits wesentlich früher und dramatischereingebrochen ist. Zudem hat er deutlich früher als der S&P 500 seinTief ausgebildet (blaue Pfeile).
Das war der entscheidende Hinweis,dass der Index als Vorlaufindikator fungieren könnte. DieBodenformation und einige Zwischentiefs in der Abwärtsbewegung ließendabei den Schluss zu, dass sich hier eventuell sogar eine hoheKorrelation ergibt. Um diese zu überprüfen, muss man nun lediglich denShanghai-A-Index auf der Zeitachse verschieben, wodurch folgendes Bildentsteht:
Links oben sehen Sie die Spanne, umdie der Shanghai-A-Index nach rechts verschoben wurde (blauer Pfeil).Die anderen Pfeile weisen auf markante Tiefs hin, wobei die Farbenanzeigen, welche Tiefs zusammengehören. Und tatsächlich erkennt mansomit, dass sich im Hinblick auf entscheidende Zwischenhochs und -tiefseine Vorlaufzeit von ca. einem Monat ergibt.
Rechts im Chart sehen Sie, dass derShanghai-A-Index seit seinem letzten Bewegungshoch wieder starkzurückgekommen ist. Sollte sich die hier vorgestellte Annahmebestätigen, würde das bedeuten, dass auch es auch in den USA in dennächsten Wochen zu einer Korrektur kommen wird.
Der Shanghai-A-Index im Vergleich mit dem Ölpreis
Um die Relevanz dieses möglichenFrühindikatoren zu überprüfen, muss man diesen natürlich mit anderenvorlaufenden Werten vergleichen. Es bringt nichts, wenn andereIndikatoren bereits früher Sgnale senden. Im nächsten Chart sehen Sieden Shanghai-A-Index im Vergleich zum Ölpreis.
Sowohl das Top, als auch das Tiefhaben sich im Shanghai-A-Index deutlich früher ausgebildet. Und auch inder aktuellen Bewegung scheint der Ölpreis nur langsam auf den scharfenEinbruch des Shanghai-A-Index zu reagieren. In diesem Vergleich ist derShanghai-A-Index dem Ölpreis klar überlegen.
Der Shanghai-A-Index im Vergleich mit dem Baltic Dry Index
Interessanterweise scheint derShanghai-A-Index sogar dem Baltic-Dry-Index überlegen zu sein. 2005bildete sich das Tief vorher aus. 2007 toppten der Shanghai-A-Index undder Baltic-Dry-Index gleichzeitig. Der Baltic-Dry-Index bildete aberetwas später noch ein höheres Hoch aus, das sich im Zusammenhang mitder damaligen Hausse des Ölpreises bildete. Aber auch Ende 2008 war eswieder der Shanghai-A-Index, der als erstes einen Boden ausbildete. Nurjetzt, vor dem letzten Hoch, reagierte der Baltic-Dry-Index zunächstwieder früher.
Fazit
Es bleibt natürlich abzuwarten, obsich die hier vorgefunden Indizien weiter bestätigen. Wenn ja, könnteder Shanghai-A-Index vielleicht sogar noch einige Jahre eineinteressante Schlüsselrolle bei der Betrachtung der internationalenIndizes spielen. Es wäre zudem ein erster Hinweis darauf, dass China,bei einem Anhalten der wirtschaftlichen Schwäche der USA anfängt, dieRolle als Lokomotive der Weltwirtschaft zu übernehmen. Eine sicherlichspannende These.
Allerdings muss man darauf hinweisen, dass es natürlich zu früh ist,angesichts dieser doch noch sehr dünnen Datenmenge zu hoffen, hier denheiligen Gral für zukünftige Börsenprognosen wie auch den eigenenTradingerfolg gefunden zu haben. Trotzdem sollte man diese Korrelationunbedingt weiter beobachten. Je mehr sie sich bestätigt, desto größerdie möglichen Gewinne, die sich daraus ergeben.
Kurz zum Markt: Sehr gute Zahlen vomISM-Index. Nun bin ich gespannt, wie der Markt reagiert. Sollten dieseZahlen auch nicht umgesetzt werden und die amerikanischen Indizes sogarim Minus schließen, würde sich meine Vermutung bestätigen. Die Anlegerfangen an, bei guten Konjunktrudaten auf steigende Zinsen spekulieren,und verkaufen. Mehr dazu, wie immer, unter den US-Konjunkturdaten.
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