Die Moskauer Börse erreichte zuletzt auch eine Rekordmarktkapitalisierung von 1,5 Billionen USD-Dollar. Im Jahr 1998 betrug sie im Tief nur 10 Mrd. US-Dollar. Groß, größer, Gazprom: der russische Gasgigant Gazprom ist das beherrschende Unternehmen Russland mit eine Marktkapitalisierung von etwa 400 Mrd. US-Dollar.
Damit zählt Gazprom auch zu den Top 5 der Welt, will aber die No 1 werden! Der Aktienkurs konnte sich unter Medwedew als Aufsichtsratschef bereits mehr als verzehnfachen. Einige Aktienkurse wie bei dem Düngemittelhersteller Uralkali konnten sich seit der Krise im Jahr 1998 mehr als verhundertfachen! Im Sinne aller Langfrist-Anleger darf ich daher trotz aller bekannten Demokratiedefizite formulieren: „Danke, Putin!" und der Appell an Medwedew lautet: „Please, do it again!"
Die Anleger begrüßten aber auch den neuen Präsidenten mit einem wahren Kursfeuerwerk bei Ölaktien. Die Kurse der Öl- und Gasgiganten Gazprom, LUKoil und Rosneft schnellten seit Amtsübernahme am 7. Mai um über 10% in die Höhe, was ein positives Signal ist. Der enrgielastige RTX-Index stieg am 9. Mai auf US-Dollarbasis um 4,95% auf 3361 Indexpunkte, was gleichzeitig ein neues Jahreshoch und sogar neuen historischen Höchtskurs bedeutet. Im RTX-Index, ein Kunstprodukt der Wiener Börse für russische Blue Chips, sind Gazprom mit einem Anteil von 24% und LUKoil mit einem Anteil von 19,5% besonders hoch gewichtet.
Gerade diese beiden Standardwerte konnten in den letzten Maitagen im Kurs deutlich zulegen. So stieg der Gasgigant Gazprom, den ich am 7. Mai noch in N24 (ww.n24.de) zum Kauf empfohlen hatte, in zwei Tagen rasant um 15% von 34 auf 39,5 € an. Da Gazprom in allen Russland-Indices am höchsten gewichtet ist, zogen auch alle Russlandindices in den leiten beiden Tagen um über 5% an, wobei der RTS noch kein neues Allzeithoch erreicht hat.
Freilich entstanden dem Russland-Anleger durch den schwachen US-Dollar erhebliche Währungsverluste in den letzten Jahren, da die Aktien im RTS auf US-Dollarbasis gehandelt werden. Aber auch hier empfahl ich schon seit einigen Jahren immer wieder Kurssicherungsgeschäfte durchzuführen, was sich jetzt auch schon ausgezahlt hat, denn der US-Dollar verlor über 40% an Wert.
Da aber auch der Dollar in den letzten Wochen sich von 1,60 auf 1,54 EUR/USD deutlich erholen konnte, erzielte auch der auf EuroBasis berechnete RDX-Index mit 2202 Indexpunkten ein neues Jahreshoch und notierte damit nahe dem Allzeit-Hoch von 2213 Indexpunkten. Auch im RDX-Index, ein weiteres Kunstprodukt der Wiener Börse für russische Blue Chips, sind Gazprom mit 24% und Lukoil mit 19,7% am höchsten gewichtet.
Damit schneidet die Moskau Börse in diesem schwierigen Börsenjahr bisher ähnlich gut ab wie die brasilianische Börse, die ebenfalls ein neues Allzeit-Hoch erklomm. Leider gibt es nur wenige „mutige" Anleger, die diese großen Kurschancen genutzt haben. Die meisten sitzen lieber vor dem Fernseher und genießen die mal mehr, mall weniger prunkvollen Bilder aus Moskau anstatt dort zu investieren, was sicherlich ein Fehler ist.
Diese Kursrallye ist in Anbetracht der guten Fundamentaldaten vor allem aufgrund der Rekordölpreise aber auch berechtigt, ist also keine Blase. Schon im letzten Jahr erreichte LUKoil einen neuen Rekordgewinn von 9,5 Mrd. USD. Auch für das 1. Quartal wird mit einem neuen Rekordgewinn von über 3 Mrd. USD und für das Gesamtjahr von über 10 Mrd. USD gerechnet. Auch Rosneft und Gazprom dürften in diesem Jahr einen neuen Rekordgewinn von über 10 bzw. über 30 Mrd. US-Dollar einfahren.
Die Aktien sind damit trotz der Kursrallye noch nicht zu teuer. Auch russische Stahl- und Kohleunternehmen konnten Anfang Mai neue historische Höchstkurse erreichen, obwohl die Kurse schon im letzten Jahr mit über 70% überdurchschnittlich zulegen konnten. Ich hatte Ihnen schon im letzten Jahr im EAST STOCK TRENDS den Einstieg bei Stahl- und Kohle Unternehmen nahe gelegt. Aber auch Düngemittelhersteller wie Uralkali und Akron konnten den Kurs seit Jahresbeginn schon verdoppeln.
Die auf russische Nebenwerte spezialisierte KREMLIN AG (WKN 513350) setzt vor allem auf kleinere Düngemittelhersteller wie Dorogobuzh, einer Tochter von Akron, und Anmofos, deren Kurse sich seit Jahresbeginn Im RTS auch schon mehr als verdoppeln konnten. Die KREMLIN AG will am 27. Juni auf der Hauptversammlung in Hamburg eine Dividende von 0,4 € vorschlagen, was einer Dividendenrendite von über 10% wie schon im Vorjahr bedeutet.
Die KREMLIN AG konnte im letzten Jahr den Jahresüberschuss mit 2,18 Mio. € in etwa verdoppeln. Damit zählt die KREMLIN AG zwei Jahre in Folge zu den dividenden- und ertragsstärksten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland, was sich im Kurs aber noch nicht gebührend niedergeschlagen hat. Der Discount zum Netto-Vermögenswert (Net Asset Value, kurz NAV) beträgt immer noch über 25%.
Auch der hohe Ölpreis von 125 USD/Barrel ist zwar für Russland positiv, für die Weltbörsen aber negativ zu sehen. Die russischen Ölunternehmen haben übrigens im 1. Quartal weniger produziert, so das hier das Schreckgespenst „Peak Oil" schneller zum Realität werden könnte als erwartet. Auch dies könnte übrigens ein Grund für den starken Kursanstieg beim Brent-Ölpreis sein, neben vielen spekulativen Momenten
Fazit: Insofern bin ich zwar für russische und auch anderen Ostbörsen weiterhin bullish gestimmt, glaube aber an weitere kräftige Korrekturen an den Weltbörsen, so dass schnelle Teilgewinnmitnahmen und knappe Stopp-loss-Marken nach den schönen Tradinggewinnen der letzten Wochen weiterhin ratsam sind. Das Spiel könnte sich wiederholen: falls der Dow Jones nachhaltig unter 12.700 Indexpunkte fällt (und der DAX unter 7000), könnte es wieder zu scharfen Korrekturen in den nächsten Wochen kommen. In diesem Fall empfehle ich auch an den Ostbörsen vermehrt in Liquidität zu gehen, um neuen Tradingchanceen ausnutzen zu können.
Ein Problem für alle Weltbörsen ist die steigende Inflationsrate, die durch das Rekordhoch bei den Ölpreisen weiter angeheizt wird. In Ländern wie der Ukraine betragen die Inflationsraten schon fast 30%, was zum sozialen Pulverfass wird. Auch diesem Problem muss sich der neu gekürte Präsident Medwedew stellen, da er ansonsten demnächst andere Bevölkerungsschichten vor seiner „Haustür" auf dem „Roten Platz" sein werden, die ihm nicht mehr so wohlgesonnen sind wie die bestellten Gäste vom 7.-9 Mai bei den prunkvollen Paraden.
So konnte der Anleger durch geschicktes Stock Picking an der Moskauer Börse eine bemerkenswerte Outperformance erzielen. Die Moskauer Börse bietet aber auch hervorragende Trading-Chancen, die ich immer wieder von Neuem auf der Ostbörsen-Hotline 09001-861400-1 (1,86 €/Min) ausloten werden. So empfahl ich die Aktie von LUKoil im Januar bei 44-46 € zum Kauf und der Kurs ist bis jetzt schon um über 50% gestiegen, nachdem Sie zuvor bei 65 € vor dem Kursverfall erfolgreich ausgestoppt wurde. Auch bei Stahlaktien gibt es immer wieder gewaltige Kurssprünge um 20% nach unter und dann über 30% nach oben, die der Trader ausnutzen kann. Auch in Zukunft rechne ich mit volatilen Zeiten- vor allem durch externe Schocks an den Weltbörsen.
Der Autor wird am 7. Juni anlässlich des Emerging Market Kongresses in München einen Vortrag über die „Neuen Investmentchancen in Osteuropa" halten. Dort wird auch die Investment-Legende Dr. Mark Faber seine Einschätzung zu den Weltbörsen geben. Verpassen Sie diesen Termin nicht (Anmeldung www.investoren-akademie.de)! Die nächste Russland-Konferenz nach dem Machtwechsel in Russland, der keiner war, wird am 27./28 Mai in Moskau im Hotel Ritz-Carlton von Glitnir stattfinden, wo sich viele namhafte russische Unternehmen präsentieren werden. Interessenten, die teilnehmen wollen, können sich bei der ESI GmbH melden (www.eaststock.de, Tel 040/6570884)