Das US-Expressgeschäft restrukturieren,einen Käufer für die Postbank finden, Profitabilität steigern, mehr Cashgenerieren und dabei die Aktienkursentwicklung stabilisieren: Es sind nichtwenige Aufgaben, denen sich John Allan und seine Kollegen im Vorstand derDeutschen Post dieser Tage gegenübersehen. An einfache Lösungen, um den einenoder anderen Punkt auf der Liste schnell abhaken zu können, glaubt der 1948geborene Finanzchef allerdings nicht, wie er im Interview mit derBörsen-Zeitung durchblicken lässt.
Allein die Restrukturierung desverlustreichen US-Geschäfts dürfte bis zu 2 Mrd. Dollar an liquiden Mittelnverschlingen. Angesichts dieser Tatsache und der kürzlich erfolgtenBonitäts-Herabstufung durch die Ratingagentur Moody’s ist es kein Wunder, dassAllan erst die Ergebnisse der Verhandlungen über einen Postbank-Verkaufabwarten will, ehe er über eventuelle Sonderausschüttungen an die Aktionärenachdenkt. Aus Immobilienverkäufen im Rahmen ihres Kapitalmarktprogramms„Roadmap to Value“ fließen der Post 1,35 Mrd. Euro zu, eine weitere Milliardegibt es aus einer Subventionsrückzahlung.
Rivalen unter Druck
Die beiden größeren US-RivalenUPS und Fedex haben im laufenden Jahr bereits mit Gewinnwarnungen aufgrund derschwächelnden US-Konjunktur geschockt. Die Post-Planung sieht Allan dadurchallerdings noch nicht gefährdet, auch wenn er einräumt, dass dasWirtschaftswachstum in den USA „vielleicht noch etwas stärker gebremst wurdeals zunächst angenommen“.
Zu einem Postbank-Verkauf wirdsich indes weder Allan noch seine Vorstandskollegen drängen lassen, stellt derSchotte klar: „Sollten wir im Vorstand zu dem Ergebnis kommen, dass derZeitpunkt für einen Verkauf schlecht ist, stehen wir nicht unter Druck, zuverkaufen. Das haben wir immer klar artikuliert.“ Er könne zwar sagen, dass mannoch mit einer kleineren Anzahl von Parteien verhandele, aber wann bzw. ob esüberhaupt zu einem Verkauf kommt, sei noch nicht absehbar. „Natürlich haben wirmehr Interesse als jeder andere daran, dass dieser Prozess nicht länger dauertals nötig. Aber es braucht einfach Zeit.“
Für das defizitäreUS-Expressgeschäft hat sich die Post vorgenommen, den Verlust bis 2011 um rund1Mrd. auf 300 Mill. Dollar zu reduzieren. Das Minus sei dann aber geringer alsder Wert, den das Geschäft zum Konzernnetzwerk beitrage, so die pragmatischeRechnung. „Ist das gut? Nein, aber es ist weitaus besser als aktuell“, soAllan. Auch für die Zukunft sieht der Post-Finanzchef in Nordamerika keinerosigen Zeiten. In wachsenden Märkten habe man als Nummer 3 meist noch Luftnach oben. „In den USA ist man so vielleicht in einer akzeptablen, aber sichernicht in einer großartigen Position.“
Um den hohen Fixkosten imUS-Luftfrachtgeschäft zu entkommen, arbeitet die Post seit geraumer Zeit aneinem Vertrag mit dem Rivalen UPS, der die Kosten langfristig variablergestalten soll. Auch hier will Allan nichts übereilen. Alle Details derkomplexen Vereinbarung werden wie vorgesehen wohl Ende August geklärt sein.Eine Einigung zwischen den beiden Erzrivalen werde die Kosten dann abersignifikant senken, ist sich Allan sicher, der das Geschäft alsWin-Win-Situation bezeichnet: „UPS wird wiederum ebenfalls profitieren, indemunser Transportvolumen ihre Auslastung anhebt.“
Mit Ölpreis kein Problem
Die stark gestiegenen Ölpreiseseien für das Bonner Logistikunternehmen noch kein großes Problem, da die Postziemlich erfolgreich darin sei, „das Gros des Treibstoffkostenanstiegs an dieKunden weiterzugeben“. Die große Frage laute aber: „Wenn die Ölpreise weitersteigen, wird dies das Kundenverhalten ändern?“ Bisher deute darauf noch wenighin. Es gebe nur ein paar Kunden, die von Luft- auf Seefracht umgestellt haben.Durch die globale Aufstellung des Logistikgeschäfts der Post sieht sich Allan,der nach der Übernahme von Exel zunächst an die Spitze der Sparte rückte, füralle Veränderungen gut gerüstet.