Vor dem Berlin-Besuch des demokratischen US-Präsidentschaftsbewerbers Barack Obama haben führende SPD-Außenpolitiker den Gast davor gewarnt, von Deutschland mehr Truppen für Afghanistan zu fordern. "Obama sollte nur das fordern, was wir auch erfüllen können", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Niels Annen am Montag zu SPIEGEL ONLINE. "Wir werden nicht mehr Militär schicken".
Der Bundestag soll nach dem Willen der Regierung im Herbst die Aufstockung des deutschen Afghanistan-Kontingents um 1000 auf 4500 Mann beschließen. Annen zeigte sich überzeugt, dass Obama in Berlin keine weitere Ausweitung der Truppe fordern werde. "Der Senator ist klug genug, hier eine Rede zu halten, die auf Beifall stoßen wird", sagte der Sozialdemokrat.
Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Gert Weisskirchen, sagte SPIEGEL ONLINE, Deutschland sei bereits drittgrößter Truppensteller der Afghanistan-Schutztruppe Isaf und brauche sich nicht zu verstecken. Sollte Obama mehr deutsche Truppen fordern, werde der Bundestag dies wie alle anderen Wünsche "genau ansehen und verantwortungsbewusst prüfen". Er sehe Obamas Rede in Berlin "ganz kühl und gelassen".
Obama hatte kürzlich die Verlegung von US-Truppen aus dem Irak nach Afghanistan gefordert und mehr Engagement der Nato-Alliierten angemahnt. Annen sagte, Deutschland könne die Entsendung von mehr Polizeiausbildern oder anderen zivilen Fachkräften anbieten