Krypto-Panik: Ethereum bei 98 USD, Bitcoin bei 3.456 USD, IOTA bei 0,27 USD markierten ein neues Jahrestief. Die Gründe für den Absturz: Mining lohnt sich nicht mehr. Zwangsverkäufe beschleunigen den Abwärtstrend. Gibt es Hoffnung?
Bitcoin in Euro 1 Jahr
von Sascha Opel
Immer, wenn es ein Investmentthema nach einem starken Kursanstieg oder -verlust, in die Mainstreampresse schafft, dann sollte man als Anleger aus antizyklischer Sicht hellhörig werden.
So titelte die Bild-Zeitung Anfang März 2000: „Neuer Markt +100% in 4 Wochen! Werden wir jetzt alle reich?“ Am 10. März erreichte der Neue Markt (und auch der DAX) das Allzeithoch, welches danach nie mehr erreicht wurde.
Im Sommer 2011 – nur wenige Wochen vor dem Hoch des Goldpreises bei 1.921 USD Anfang September, hatte die BILD Goldbarren zur Verlosung auf der Titelseite ausgeschrieben. Der Goldpreiseinbruch folgte kurz darauf.
Ebenso verhielt es sich bei den meisten Mainstreammedien mit dem Bitcoin- und Kryptohype Ende 2017/Anfang 2018. Das Internet war voll von euphorischen Berichten. Nach dem dramatischen Kursverfall der letzten Wochen ist nun das gegenteilige Stimmungsbild zu beobachten.
Exemplarisch haben wir Ihnen unten einige lesenswerte Artikel der letzten Tage verlinkt:
SPIEGEL: Bitcoin-Kurs verliert 75 Prozent in elf Monaten
Handelsblatt: Analysten fürchten „Monster“-Ausverkauf
FAZ: Digitalwährungen am Abgrund
Es finden sich darin zum Teil apokalyptische Prognosen. Auszug: „Ein Grund, weshalb es weiter nach unten gehen könnte, ist die Kosten-Nutzen-Kalkulation der Bitcoin-Schöpfer (Miner). So wird die derzeitige Gewinnschwelle für das Schöpfen von Bitcoins derzeit auf etwa 6.000 Dollar pro Einheit geschätzt.
Fällt der Preis dauerhaft unter diese Schwelle, müssten die Miner ihre Digitalwährung verkaufen, um die Kosten zu decken – was die Preise weiterhin nach unten treiben könnte. Außerdem könnte es infolge des Preisverfalls zu einer Bereinigung am Krypto-Markt kommen – kleine Börsen und Miner, die nicht über genügend Ressourcen verfügen, könnten zum Aufgeben gezwungen sein.“
Die FAZ berichtet über den Streit bei Bitcoin Cash: „Nun gibt es insgesamt drei Fraktionen: Eine ist „Bitcoin ABC“. Sie möchte Bitcoin Cash so lassen, wie es ist, mit kleinen, evolutionären Änderungen. „Bitcoin SV“ steht für „Satoshis Vision“. Satoshi war der Gründer von Bitcoin. Der Australier Craig Wright behauptet, dieser Satoshi zu sein, und ist eben einer jener Programmierer, die für „Bitcoin SV“ einsteht. Die dritte Fraktion sind die Neutralen, welche eine Trennung zwischen beiden Währungen ablehnen. Warum diese Vehemenz des Streites? Natürlich geht es um Geld.
Für jeden erstellten Block erhalten die sogenannten Miner Geld. Mit größeren Blöcken können sie tendenziell vorerst weniger verdienen. Momentan verbrennen sie daher Geld. Der Bitcoin-Fachmann Blogger Christoph Bergmann schätzt, dass so täglich 300.000 bis 500.000 Dollar Verlust entstehen, bis eine der beiden Seiten aufgibt. Noch ist das nicht in Sicht. Dieser Streit strahlt auf andere Netzwerke aus, weil zum Beispiel Bitcoin in Bitcoin ABC oder Bitcoin SV getauscht werden, um die jeweilige Version zu unterstützten. Das drohte zumindest Wright an.
Auch mangelnde Unterstützung der Miner wird als Grund für den Kursverlust genannt. Und schließlich fördert solch ein Streit, den viele nicht verstehen, natürlich nicht das Vertrauen in Digitalwährungen allgemein. Die weitere Entwicklung ist nicht abzusehen. Analyst Murad Mahmudov schreibt, dass der Ausverkauf noch lange nicht zu Ende ist. Er sieht die 3500 Dollar in Reichweite.“
Merken Sie etwas? Immer, wenn es nach oben geht, werden immer abenteuerlichere Kursziele genannt („Bitcoin Kursziel 100.000 USD“). Geht es dagegen steil nach unten, werden die Ziele immer weiter nach unten gedreht. Man schwankt von einem Extrem ins andere. Die Tatsache, dass nun in den Medien immer neue, tiefere Kursziele, und sogar die Auflösungserscheinungen des kompletten Kryptomarktes gezeichnet werden, ist als antizyklischer „soft fact“ beachtenswert.
Ebenso, wie bei Hochpunkten solche Artikel üblicherweise wenige Tage (oder Wochen) vor markanten Hochpunkten zu verzeichnen sind, könnte es sich hier schon um Artikel handeln, die vor einem wichtigen Tiefpunkt erscheinen.