Weltbörsen reagieren erleichtert auf den Waffenstillstand beim US-Handelskrieg. Wird sich Trump berechtigterweise gegen China durchsetzen? - Neue Krawalle in Paris. Bald auch in Deutschland? - Krim-Krise von Poroschenko bewusst geplant? - Moskauer Börse bleibt dennoch Top-Performer.
von Andreas Männicke
Die Welt blickte am Wochenende voller Spannung nach Argentinien, ein Land, das selbst hochverschuldet ist und am Tropf des IWF hängt. Die Ergebnisse des G 20 Treffens waren zwar enttäuschend, da es kein klares Bekenntnis zum freien Welthandel und zur Bekämpfung des Klimawandels gab, wobei man wieder einmal den Eindruck hatte, dass der US-Präsident Donald Trump die entscheidenden Figur war, die einen gemeinsame Absichtserklärung behinderte bzw. nicht möglich machte. Man einigte sich auf den kleinsten Nenner mit dem Bekenntnis zu einem „multilateralen Handelssystem“.
Immerhin wurde zumindest bei dem G 20-Treffen ein Waffenstillstand beim Handelskrieg der USA gegen China und Europa beschlossen, worauf die Aktienkurse am 3. Dezember zunächst in die Höhe sprangen, vor allem bei Automobilaktien. Wie lange dieser Waffenstillstand anhält, ist aber fraglich.
G 20-Treffen enttäuscht trotz Waffenstillstand
Die Abschlusserklärung des G20 Treffens in Argentinien war so allgemein und unverbindlich, dass es die Welt bei den dringenden Problemen der Welt nicht voranbringt, sei es freier Handel, sei es Migration und erst recht nicht beim Klimawandel, wo die USA dank Trump schon lange ausgeschieden sind und auch keine gemeinsame Erklärung zu erwarten war.
Gar nicht oder nur am Rande angesprochen wurde die Überschuldung vieler Länder, also das globale Verschuldungsproblem, was uns aber in den nächsten Jahren sehr beschäftigen wird, vor allem in Italien, aber auch in dem Austragungsland des G20 Treffens Argentinien. Positiv überraschend war, dass es so gewaltsame Protestaktionen wie beim letzten G20 Treffen in Hamburg nicht gab.
Protestwelle in Paris nimmt nicht ab, die Brutalität aber zu
Dafür spielen sich jetzt Hetzjagden der „Gelbjacken“, also der Protestbewegung gegen Macron, gegen die Polizei in Paris ab, wo die Gewaltbereitschaft gegen die Polizei offensichtlich schon sehr stark zugenommen hat. Die Gelbjacken fordern Steuersenkungen und eine Erhöhung des Mindestlohns. Auslöser der gewaltsamen Aktionen war die geplante Erhöhung der Benzinsteuer in Frankreich.
Die brutale Vorgehensweise und die brennenden Polizeiautos erinnern schon fast an einen Bürgerkrieg in Paris, Macron wird es auch schwer haben, im eigenen Land für Ruhe und Besonnenheit zu sorgen. Immerhin konnten sich die USA und China wohl darauf einigen, dass eine Verschärfung des Handelskriegs kurzfristig vermieden wird.
Kommen doch noch Importzölle für deutsche Autos?
Wie Trump aber mit den Importzöllen für europäische Autos in Zukunft verfahren wird, ist noch unklar. Man einigte sich zunächst auf einen Waffenstillstand beim US-Handelskrieg gegen China und die Europäische Union. Das bedeutet aber auch, dass Trump weiter verhandeln und seinen Forderungen später Nachdruck verleihen wird.
Um eine Importsteuer in Höhe von 20 Prozent für deutsche Autos zu vermeiden, flogen die Chefs von VW, BMW und Daimler nach dem G20-Treffen ins Weiße Haus, um direkt mit Trump über die Folgen eines solchen Importzolls zu sprechen. Diesen Alleingang kritisierte wiederum EU-Chef Jean-Claude Juncker. BMW will eine neue Autofabrik in den USA bauen, um den Zoll auch in Zukunft zu umgehen.
Krim-Krise von Poroschenko bewusst geplant?
Auch die Lösung des Krim-Konflikts wurde nur am Rande bei G20-Treffen diskutiert, wobei Russland wieder einmal als der "böse Bube" dargestellt wurde und nun mit weiteren Sanktionen vor allem der USA rechnen muss. Trump sagte das geplante Treffen mit Putin ab. Gerade jetzt wäre aber ein intensiver und konstruktiver Dialog erforderlich, damit es nicht wieder einen neuen Krieg in der Ost-Ukraine gibt. Da die gefangen genommenen ukrainischen Soldaten noch nicht freigelassen wurden und nun in Russland strafrechtlich vor Gericht kommen, muss Russland wohl nun mit neuen Sanktionen seitens der USA rechnen.
Genauso wie beim US-Handelskrieg wäre eine Deeskalation auch beim Ukraine-Konflikt und viel Besonnenheit jetzt wünschenswert, um einen unnötigen Krieg zu vermeiden. Aber vielleicht hat Putin auch recht und Poroschenko will unbedingt einen Krieg herbeiführen, um die Präsidentschaftswahl zu verzögern und den Ausnahmezustand aufzurufen.
Julia Timoschenko führt beim Wahlkampf in der Ukraine bei den Umfragen
Putin betrachtet die Aktion im Asowschen Meer als eine von dem ukrainischen Präsidenten geplante Provokation, der auch mit dem nun von Parlament beschlossen Kriegsrecht übertreibe. Poroschenko hat jetzt sogar die Reservisten einberufen. Die Zustimmung und das Vertrauen in den ukrainischen Präsidenten sinken aber immer mehr bei der Bevölkerung.
Die Zustimmung liegt nach Umfragen bei unter 10 Prozent und im März finden in der Ukraine Präsidentschaftswahlen statt, wo Julia Timoschenko im Moment bei den Umfragen führt. Die Beliebtheit von Petro Poroschenko in diesem Jahr stark gesunken - zum einen wegen der Geschichte um seinen Malediven-Urlaub, zum anderen wegen der Verfolgung gegen den mittlerweile aus der Ukraine ausgewiesenen Michail Saakaschwili.
Weltbörsen reagieren erleichtert – Autoaktien stark gefragt
Die Aktienmärkte reagierten am 3. Dezember zunächst erleichtert über den Waffenstillstand beim US-Handelskrieg, denn dies war besser als eine zuvor befürchtete Verschärfung des Handelskriegs mit höheren Zöllen.
Vor allem die Automobilaktien von Daimler und BMW waren am 3. Dezember stark gefragt. Sie stiegen im Hoch jeweils um über 5 Prozent im Kurs. Nach der langen Flaute zuvor kam Hoffnung auf, dass die Importzölle seitens der USA doch noch vermieden werden können.
Merz propagiert die Unterstützung der Aktienanlage für die Altersvorsorge
Der DAX stieg im Tageshoch am 3. Dezember aber schon morgens um über 2 Prozent auf 11.550 Indexpunkten. Die Kurse bröckelten dann aber nachmittags wieder etwas auf 11.465 Indexpunkten ab, was immer noch ein kräftiges Plus von 1,32 Prozent war. Ausgehend vom Jahres-Hoch fiel der DAX aber um fast 30 Prozent. Am 8. März könnte der CDU-interne Wahlkampf für den Parteivorsitz je nach Ausgang auch neue Impulse für den deutschen Aktienmarkt geben.
Der Kandidat Friedrich Merz, noch amtierender Aufsichtsratsvorsitzender vom größten Vermögensverwalter der Welt BlackRock, propagiert die Untersetzung der Aktienanlage zur Altersvorsorge, was viele Anleger wohl auch begrüßen würden. Dennoch führt im Moment Annegret Kramp-Karrenbauer bei den Umfragen als Nachfolger von Angela Merkel für den CDU-Parteivorsitz.
DJI immer noch besser als Gold und Silber
Der Dow Jones Industrial Index (DJI) stieg auch zum Handelsbeginn leicht um 0,8 Prozent auf 25.739 Indexpunkte Auch Gold erwachte ein wenig aus der Lethargie der letzten Monate und stieg um 0,94 Prozent auf 1232 USD/Unze ebenso wie Silber um 1,95 Prozent auf 14,42 USD/Unze.
Dennoch sind Gold und Silber seit Jahresbeginn noch im Minus, ebenso wie der DAX und Eurostoxx. Der Euro stabilisierte sich zum US-Dollar bei 1,13 EUR/USD.
Nur der DJI stieg seit Jahresbeginn um 3 Prozent während der DAX, Eurostoxx, aber auch Gold und Silber seit Jahresbeginn noch kräftig im Minus sind. Ob nun noch eine Jahresendrally kommt, wird wiederum sehr viel von Trumps „Twittergewohnheiten“ abhängen. Auch bleibt abzuwarten, ob die FED die Zinsen jetzt nochmals im Dezember um 0,25 Basispunkte erhöhen wird.
Kryptowährungen im freien Fall
Der Bitcoin brach am 3. Dezember zum Euro erneut um fast 8 Prozent auf 3.381 BTC/EUR, was nahe dem Jahrestief ist. Aber auch andere Kryptowährungen wie der Ripple und Ethereum gaben erneut kräftig im Kurs um über 7 Prozent nach. Kryptowährungen befinden sich seit dem 19. November im freien Fall.
Moskauer Börse bleibt top – Ölaktien stark gefragt -
Am besten schnitt am 3. Dezember einmal wieder mehr die Moskauer Börse ab, weil der Brentölpreis um über fast 4 Prozent auf 61 USD/Barrel zulegen konnte. Katar will 2019 die OPEC verlassen. Der RDX-Index – ein Kunstprodukt der Wieser Börse für russische Standardaktien - stieg am 3. Dezember um 2,70 Prozent auf 1414 Indexpunkte. Besonders der Ölkonzern LUKoil überzeugte mit sehr guten Quartalszahlen.
LUKoil stieg am 3. Dezember um 3 Prozent auf 66,7 €, was nahe dem Jahres-Hoch war. damit stieg die Aktie bereist um über 30 Prozent in diesem Jahr, wie viele Ölaktien aus Russland. Gazprom konnte immerhin um 2,8 Prozent auf 4,32 € im Kurs zulegen. Seit Jahresbeginn ist der RDX-Index um 5,82 Prozent, womit er wiederum zu den Top-Performern unter den Weltbörsen gehört und den DAX, EuroStoxx und auch DJI klar outperformen konnte.
Börsen in Osteuropa als klare Outperformer
Die Börsen in Osteuropa konnten selektiv weiter outperformen So sind die Börsen aus Russland, Ukraine, Slowenien, Rumänien, Litauen, Slowakei und Tschechien seit Jahresbeginn alle im Plus und können die meisten Weltbörsen-Indices, so auch den DAX und EuroStoxx, klar outperformen.
Es lohnte sich also auch in diesem Jahr vor allem in Osteuropa sein Geld anzulegen, was sich die meisten deutschen Anleger aber nicht trauen, da sie sich nicht wagen, über den Tellerrand zu schauen. Das ist aber ein großer Fehler. So sind die Wachstumsraten in Osteuropa wesentlich höher als in Westeuropa, aber die Staatsverschuldung wesentlich geringer als in Westeuropa.
Erst informieren, dann investieren
Informieren Sie sich jetzt auch ausführlich über die Hintergründe und die Entwicklung der Ukraine/Russland-Krise, aber auch das zukünftige Erholungspotential der unterbewerteten Aktien aus Osteuropa. Auch im Baltikum, Rumänien und der Ukraine gibt es neue Chancen, wobei die jeweiligen Aktienindices seit Jahresbeginn alle kräftig im Plus sind. So konnten sich einige ukrainische Agraraktien seit 2016 im Kurs schon mehr als verdoppeln. Die Aktien aus Kasachstan zählten 2017 zu den Top-Performern der Welt (+56 Prozent). Mit Kazatonprom kam nun auch einer der weltgrößten Uranproduzenten aus Kasachstan an die Londoner Börse. Er wird im nächsten EAST STOCK TRENDS ausführlich vorgestellt. Gute Chancen gab es 2018 aber auch in Zentralosteuropa wie in Tschechien und den baltischen Börsen, wobei die Aktienmärkte aus Ungarn und Polen in diesem Jahr kräftig korrigierten.
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