Kurz bevor die Finanzmärkte gestern endgültig zu crashen drohten, gibt es Entwarnungssignale der Fed. Keine Zinserhöhung im Dezember? Zuvor hatte die Verhaftung der Huawei-Finanzchefin in Kanada die Börsen abstürzen lassen.
Gestern: Dow rebounds from 780-point plunge, ends day just slightly lower on report Fed may pause hikes
von Sven Weisenhaus
Der DAX fiel gestern um 3,5 Prozent. Schon am Dienstag hatte ich gewarnt, dass es sich bei den Ergebnissen des G20-Gipfels bzw. dessen „Nebenkriegsschauplätzen“ lediglich um Absichtserklärungen und damit vorerst nur um leere Worte handelt.
Dass US-Präsident Donald Trump aber nun in Sachen Autozölle sogar eine 180-Grad-Drehung vollziehen musste, zeigt erst, wie wenig verbindlich wohl einige Zusagen waren, sofern es sie überhaupt gab.
Bearishe und bullishe Meldungen zum Handelsstreit
Trump hatte nach dem Treffen mit Chinas Staatschef Xi verkündet, dass die Volksrepublik die Zölle auf in den USA produzierte Autos senken werde. Doch das sieht China offenbar ganz anders.
Und auch laut dem Chef-Wirtschaftsberater von Trump gibt es doch noch keine derartige Zusage Chinas. Und so twitterte Trump inzwischen, die „Verhandlungen haben begonnen“ und es werde „möglicherweise“ eine Einigung geben. Kein Wunder, dass dies den Anlegern nicht schmeckt und sie wieder verstärkt Aktien auf den Markt geworfen haben.
Allerdings gibt es auch positive Nachrichten zu diesem Thema. Demnach will China einen Teil der Absprachen sofort in Angriff nehmen - nämlich Handelserleichterungen.
Diese Annäherungssignale aus Peking kamen für viele Beobachter überraschend, da wenige Stunden zuvor die Finanzchefin des chinesischen Apple-Wettbewerbers Huawei in Kanada festgenommen wurde. Die daraus resultierende Sorge vor einer erneuten Verschärfung des Handelstreits hatte in der Nacht die asiatischen Märkte auf Talfahrt geschickt.
Aktuell gibt sowohl positive als auch negative Meldungen in Sachen Handelsstreit. Aber nicht nur deswegen ist es derzeit schwer, die jüngsten Kursentwicklungen gewissen Themen zuzuordnen. Ein anderes Thema, das die Märkte umtreibt, ist die Zinsentwicklung:
Mahnende Signale vom US-Anleihenmarkt
Denn die Zinskurve in den USA wird immer flacher. Die Differenz zwischen der Zwei- und der Zehnjahresrendite hat sich auf den niedrigsten Stand seit 2007 verengt. Und die Rendite 2-jähriger Staatstitel übertrifft inzwischen sogar schon die der 5-jährigen. Von einer inversen Zinskurve sind wir also nicht mehr weit entfernt.
Die Brisanz dieser Entwicklung ist hoch. Schließlich ging jeder Rezession seit 1975 eine inverse Zinskurve voraus. Und auch das wird einer der Gründe sein, warum die Aussagen der US-Notenbank inzwischen immer mehr in Richtung Zinspause zu interpretieren sind (siehe auch „Legt die US-Notenbank 2019 eine Zinspause ein?“).
DAX fällt auf ein neues Korrekturtief
Während sich die US-Indizes S&P 500 und Dow Jones aber mit ihren aktuellen Kursverlusten noch innerhalb der möglichen symmetrischen Dreiecke befinden (siehe „US-Indizes mit planmäßigem Verlauf“), ist der DAX durch seine anhaltende relative Schwäche heute auf ein neues Jahrestief gerutscht.
So dramatisch der Kursverlust gestern gewesen sein mag, noch befindet sich der DAX damit in unseren Prognosen. Vor einer Woche schrieb ich, dass man mit Blick auf die relative Schwäche im DAX noch mit Kursen von weniger als 11.000 Punkten rechnen muss, „insbesondere wenn auch die US-Indizes im Rahmen ihrer Konsolidierung bald wieder Kursverluste erleiden“. Das neue Korrekturtief kommt also nicht überraschen.
Ein Erreichen der Mittellinie bei 10.815 Punkten war damit, wie vor einer Woche ebenfalls bereits geschrieben, nur noch eine Frage der Zeit und wurde heute realisiert. An dieser Marke sollte man jetzt genau beobachten, wie sich der DAX entwickelt. Eine zumindest kurzfristige Erholung ist an dieser Stelle möglich.
Fallen die Kurse aber weiter, wäre nach der Target-Trend-Methode die Rechteckgrenze bei 10.460 Punkten das nächste Korrekturziel. Und dann ist die 10.000er Marke auch nicht mehr weit. Zumal die Märkte gerne solche Marken testen, wenn sie in deren Nähe geraten.
Ein Zeichen der Entspannung wäre erst eine Rückkehr über die Rechteckgrenze bei 11.170 Zählern.
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