US-Finanzminister Mnuchin twitterte am Sonntag aus heiterem Himmel, er habe mit den größten US-Banken telefoniert. Angeblich keine Liquiditätskrise. Stimmt das Gegenteil? Droht die nächste Finanzkrise? Märkte im Crash-Modus.
von Michael Mross
Anstatt der beste Monat des Jahres zu sein, war dieser Dezember der schlechteste Monat für die Börse seit der Weltwirtschaftskrise 1929. Der durchschnittliche eintägige Rückgang des S&P in diesem Monat betrug 1,6% - und eskalierte mit einem Crash am Heiligabend.
Die US-Börse verlor am Montag fast 3% - den größten vorweihnachtlichen Einbruch seit Bestehen. Der S&P 500 schloss auf einem 20-Monatstief oder 20% unter den Septemberhochs.
Damit ist der längste Bullenmarkt der Geschichte.
Für den unerbittlichen dreimonatigen Ausverkauf an den Börsen gibt es eine Vielzahl von Gründen: "Renormierung" (d.h. dem Platzen) der größten Vermögensblase, die von der Fed und anderen Zentralbanken verursacht wurde, Handelskriegsspannungen, steigende und/oder fallende Zinsen, politischen Stillstand und Instabilität in den USA und anderswo, Befürchtungen einer Konjunkturabschwächung.
Doch die unmittelbaren Katalysatoren für den Weihnachtscrash sind zwei:
1. Trump's anhaltende Fehde mit der Federal Reserve und ihrem Vorsitzenden, Jerome Powell, der bald entlassen werden könnte.
2. Mnuchins bizarre, krisenhafte Ankündigung, dass die Liquidität der Banken in Ordnung ist, auch wenn keine einzige Person am Markt bisher daran zweifelte.
Folge: Die vorgebliche Beruhigungsspille bewirkte das Gegenteil. Wenn so eine Äußerung getätigt wird, muss was im Busche sein. Wenn der US-Finanzminister per Tweet an einem Sonntag vor Weihnachten verkündet, er hätte mit den gößten Banken telefoniert und alles sei ok, dann ist offensichtlich das Gegenteil der Fall.
Folge: Die Aktienmärkte crashten rund um den Globus. Händler sprechen vom "Mnuchin Massaker".
Folgende Fragen stellen sich:
- Warum telefoniert ein US-Finanzminister an einem Sonntag vor Weihnachten mit den größten Banken?
- Warum betont er, dass es keine Liquiditätskrise gibt?
- Warum wird der Inhalt per Twitter veröffentlicht?
- Gab es einen Anlass mit den Banken zu telefonieren?
- Stimmt die Aussage, dass alles "ok" ist?
- Brennt die Hütte stärker, als es bisher sichtbar ist?
- Trifft das Gegenteil von dem zu, was Mnuchin offiziell verlautbart?
Analystenstimmen
Amundi Pioneer Asset Management's, Paresh Upadhyaya:
Mnuchins Aussage über Banken "ging eindeutig nach hinten los. Es riecht nach Verzweiflung und Nervosität. Ich fand es merkwürdig, dass er mit ihnen über Liquidität sprach, wenn es nicht offensichtlich ist, dass die Banken sich dessen bewusst sein würden. Was noch beunruhigender ist, ist der Ausverkauf von Bankaktien, der auf eine Verzweiflung am Kreditmarkt hinweist."
Whalen Global Advisors'
Mnuchins Tweet über seine Gespräche mit Bank-CEOs war "nicht hilfreich. Es ist normal für einen Finanzminister, mit Banken privat zu sprechen, aber nicht auf Twitter", sagte er und zitierte eine "Beinahe-Katastrophe" im Jahr 2008, als die Märkte nach der Krise einstürzten.
Und nun die beängstigendste Nachricht: 2018 gibt es noch 3 weitere Handelstage (USA-Börsen heute offen). Beim DAX erfolgt die Abrechnung am Donnerstag.