Die "ARD Börse" berichtet in einem dubiosen Artikel über das Berliner Biotechunternehmen Mologen. Dort ist angeblich ein Firmenzerstörer am Werk, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt sei. Folge: Kurseinbruch.
Mologen Kurs 1 Jahr
von Herbert Borgner
Es gehört zu den ethischen Grundsätzen des Börsenjournalismus, dass Journalisten keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung abgeben. Doch die ARD Abteilung "BÖRSE" scheint sich davon befreit zu haben. In einem reißerischen Artikel warnt die Redaktion: "Hände weg von Mologen".
Folge: Kurseinbruch. Die Aktie stürzte über 10 % nach Veröffentlichung des Artikels.
Stellt sich die Frage, welche Motivation hat die Redaktion, eine Aktie runterzuschreiben? Welche Kräfte haben ein Interesse an einem niedrigeren Kurs von Mologen?
Nachrichten machen bekanntlich Kurse. Und wer vorher etwas weiß, der kann damit viel Geld machen. Jüngstes Beispiel: Wirecard. Das ist mittlerweile ein Fall für die Kripo. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Es steht im Raum, dass Insider Millionen gemacht haben, in dem sie für schlechte Nachrichten gesorgt haben und sich entsprechend zuvor positionierten.
Was also war los bei Mologen?
Die Firma ist ein Berliner Biotechunternehmen. Biotech ist wie Lotteriespiel. Millionen gehen durch den Kamin auf der Suche nach neuen Wirkstoffen. Nachdem die Firma in der Vergangenheit viel Pech hatte, scheint sich bei einem Darmkrebs-Medikament ein erster Hoffnungsschimmer abzuzeichnen. Das zeigt auch klar Kursentwicklung in diesem Jahr: ein Plus von über 170 % steht auf der Uhr.
Nun aber spucken einflussreiche Kräfte bei Mologen in die Suppe und versuchen über "ARD Börse" das Unternehmen runterzureden. Frage: Wollen Sie nur billig einsteigen? Soll die Aktie nach unten manipuliert werden um einen günstigeren Einstiegskurs zu bekommen?
An der Börse wird bekanntlich mit allen Mitteln gekämpft, manchmal illegal, oft auch unter der Gürtellinie.
Welche Stoßrichtung der Artikel in "ARD Börse" hatte ist dagegen klar: es sollte den Kurs zum Einsturz bringen. Aktionäre sollten Angst kriegen. Dieses Vorhaben schien zunächst auch erfolgreich. Mission erfüllt?
Statt Fakten präsentiert der Artikel eine dubiose Forderung von angeblichen Investoren, die ein Kopfgeld auf den Aufsichtsratsvorsitzenden Oliver Krautscheid ausgesetzt haben, damit er das Unternehmen verlässt. Das wirkt sehr dramatisch und verfehlt seine Wirkung nicht.
Welche Investoren das sind, und warum das Kopfgeld ausgesetzt wurde? Fehlanzeige. Quellen? Keine.
Dafür Warnung von "ARD Börse": "Ein ungewöhnlicher Vorgang, der bei jedem rechtschaffenen Aktionär die Alarmglocken schrillen lassen dürfte."
Ist das noch Journalismus oder schlicht plumpe Kursmanipulation?
Weiterhin weiß "ARD Börse" zu berichten, dass angeblich viele Anleger in Krautscheid einen Firmenzerstörer sehen. Auch diese Einschätzung soll für Verunsicherung und Panik sorgen. Ein Firmenzerstörer als Aufsichtsratsvorsitzender? Wem wird da nicht Angst und Bange?
Wichtige Fragen bleiben derweil in dem Artikel ungeklärt: Welche Anleger sind das? Wie viele sind es genau? Und warum Firmenzerstörer? Antwort: Fehlanzeige.
Immerhin werden Aufsichtsratsmitglieder von der Mehrheit der Aktionäre gewählt. Es ist daher mehr als unlogisch und völlig abwegig, dass die Mehrheit der Aktionäre einen Mann an die Spitze setzt, welcher die eigene Firma zerstört - zumal Krautscheid in den letzten Jahren immer entlastet wurde.
Aber um Logik und Sachkunde geht es in dem Artikel offenbar nicht. Es geht einzig um Angstmacherei, Rabatz und negative Stimmungsmache. Was das mit Journalismus zu tun hat bleibt das Geheimnis von "ARD Börse".
Deshalb könnte der Autor des Artikels oder gar die Redaktion demnächst vielleicht auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft werden. Auf Kursmanipulation steht Geldstrafe oder bis zu 10 Jahren Haft.