Die Börsen konnten in den letzten Wochen ordentlich zulegen. Doch es gibt Anzeichen, dass der Rally die Puste ausgeht. Die Gewinne in diesem Jahr sind jedoch auf den ersten Blick beeindruckend. Dennoch: Korrektur vorraus?
von Sven Weisenhaus
Die Aktienmärkte konnten in der letzten Woche weiter zulegen und damit die vollkommen intakten, kurzfristigen Aufwärtstrends fortsetzen.
Aus saisonaler Sicht ist die anhaltende Stärke dabei sehr gut nachvollziehbar. Denn schon Mitte Februar hatte ich darauf hingewiesen, dass sich in US-Vorwahljahren das erste Halbjahr durch eine starke Kursrally an den Aktienmärkten auszeichnet, die bis zur Mitte des Jahres reicht (siehe „US-Vorwahljahr: Stärke bis Juni, seitwärts bis Jahresende“).
Und besonders die Karwoche gilt als saisonal gute Phase für Kursgewinne. Ähnlich wie während der sehr viel bekannteren Weihnachtsrally neigen die Aktienmärkte auch in der Woche vor den Osterfeiertagen zur Stärke. Die Wahrscheinlichkeit für steigende Notierungen liegt laut Zahlen von HSBC Trinkaus & Burkhardt in dieser Zeit für den DAX bei 64,5 % und für den Dow Jones sogar bei 70,3 %.
Saisonaler Rückenwind lässt an wichtigen Widerständen nach
Ab der zweiten April-Hälfte wird es aber bis Ende Mai meist etwas ruhiger, bevor es im Juni und Juli noch einmal aufwärts geht. Danach haben es die Kurse dann für den Rest des Jahres sehr schwer.
Und diese Saisonalität passt auch recht gut zur aktuellen Situation des DAX. Denn der Index konnte mit dem saisonalen Rückenwind die Rechteckgrenze bei 11.880 Punkten nachhaltig hinter sich lassen und ganz im Sinne der Target-Trend-Methode bis zur Mittellinie bei 12.235 Punkten vordringen. Doch hier kommt nun eine wichtige Abwärtstrendlinie mit ins Spiel, die man auf das Allzeithoch und das Hoch von Juni 2018 legen kann (siehe roter Pfeil im Chart).
Sie ist für Trader sehr wichtig, weil es sich um die letzte Linie handelt, die man aktuell noch sinnvoll als Abwärtstrendlinie im DAX einzeichnen kann. Wird sie überwunden, ist dies das nächste starke Signal für ein Ende der Korrektur. Entsprechend umkämpft könnte sie sein, da die Bären ein Interesse daran haben, das bullishe Signal zu verhindern. Und die Bullen könnten angesichts der bereits zurückgelegten Strecke zu schwach sein, diese Hürde im ersten Anlauf zu überwinden.
Und so könnte der Aufwärtstrend nun vorerst eine Pause einlegen müssen. Dabei wäre es nicht ungewöhnlich, wenn der DAX mit der Saisonalität noch einmal auf die Rechteckgrenze bei 11.880 Punkten zurücksetzen und den dortigen Unterstützungsbereich (rotes Rechteck) von oben testen würde. Zumal die 12.000er Marke die Kurse dann noch einmal angezogen hätte, was derartige psychologisch wichtige Kurse häufig tun.
DAX erreicht das Maximalziel einer Kurserholung
Heute konnten die Bullen den wichtigen Kreuzwiderstand aus der Abwärtstrendlinie und der Mittellinie bei 12.235 Punkten zwar schon überspringen, aber nachhaltig ist dies noch nicht. Denn bei 12.328,5 Punkten erreichten sie bereits das nächste Etappenziel: das 61,80%-Fibonacci-Retracement der gesamten Korrekturbewegung. Und an diesem Maximalziel einer Gegenbewegung – in diesem Fall einer Kurserholung – prallte der Index heute ab (roter Kreis im folgenden Chart).
Auch diese Marke ist geeignet, den DAX in seine saisonale Pause zu drücken. Die Bullen haben es also auf dem aktuellen Niveau mit großen Hürden in Form eines Widerstandsbündels zu tun. Und daher ist es sehr gut möglich, dass die Saisonalität auch weiterhin erhalten bleibt und der Aufwärtstrend in den kommenden Tagen in eine Pause übergeht.
Weitere Gewinne sichern
Man sollte also nun die Stopps für Long-Trades auf den DAX weiter nachziehen, zum Beispiel von der Rechteckgrenze bei 11.880 Punkten bis auf rund 12.000 Punkte. Oder man nimmt an der aktuellen Hürde Gewinnmitnahmen vor, um erst einmal die saisonal schwächere Phase der kommenden Tage bzw. Wochen abzuwarten. Längerfristige Investoren können aber durchaus aus saisonaler Sicht auch noch bis zum Sommer investiert bleiben. Ich persönlich neige aktuell zu Teil-Gewinnmitnahmen.
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