Aus frisch gedruckten Yen-, Franken-, Pfund-, Dollar- und Euronoten wird ein Kartenhaus aufgebaut, das beim nächsten Bankencrash oder der nächsten platzenden Immobilienblase in sich zusammenklappen dürfte.
Goldpreis auf 5-Jahreshoch
von Sascha Opel
EZB-Chef Mario Draghi hat überraschend noch mehr billiges Geld in Aussicht gestellt. Dies rief bereits eine Stunde später den US-Präsidenten auf den Plan, der eine verbotene Euro-Abwertung wittert und twittert.
Gleich viermal meldete sich Donald Trump über sein Lieblingsmedium zu Wort, um seinen Unmut über die Ankündigungen von Mario Draghi auszudrücken.
Dieser hatte auf einer Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra überraschend ein klares Signal für weitere Zinssenkungen in der Euro-Zone gegeben und damit sowohl den Euro auf Talfahrt zum Dollar geschickt, als auch den europäischen Aktien Rückenwind verschafft.
Zugegeben, auf die Idee, dass Mario Draghi wiederum auf die Idee kommen könnte, der Eurozone angesichts von Negativzinsen von minus 0,4% für die Banken und Rekordniedrigen Zinsen für Staatsanleihen, eine weitere Lockerung zu verordnen, wären wir bis zu seiner gestrigen Ankündigung nicht gekommen.
Vielmehr wäre aus unserer Sicht zumindest ein Ende des Negativzinses für die Banken für Ihre Einlagen bei der EZB angebracht, um diese nicht weiter in bilanzielle Schwierigkeiten zu bringen.
Die Kluft zwischen den profitablen US-Banken und den maroden Banken der Eurozone dürfte mit der Draghi‘schen Politik nur größer werden. So aber waren die Märkte entsprechend überrascht und reagierten mit neuen Rekordständen beim Bund-Future, was spiegelbildlich neue Rekordtiefs bei den 10-jährigen Deutschen Zinsen bedeutete. Bei 10-jährigen Deutschen Anleihen steht jetzt MINUS 0,3% auf der Uhr. Wie weit kann das gehen?
Bald globales, „japanisches Nullzinsgefängnis“?
Zudem wurde weitere Geschichte geschrieben. Erstmals notierten auch französische und österreichische Anleihen mit 10-jähriger Laufzeit im negativen Terrain.
Weltweit notieren jetzt Anleihen im Volumen von zwölf Billionen US-Dollar mit negativen Verzinsungen! Neben Deutschland führen Länder wie Japan, die Schweiz oder die Niederlande die „Hitliste“ der „Negativzinschampions“ an.
Wir haben heute früh einen passenden Kommentar in Steingarts Morning Briefing gefunden, der es auf den punkt bringt:
„Alles kann man messen, das Fieber, den Reifendruck – und auch die Angst. Die drei aussagefähigsten Angst-Barometer der globalen Wirtschaftswelt zeigen: Den großen und kleinen Investoren schlottern mittlerweile die Knie.
- Die Furcht vor einer Zitterbörse mit anschließendem Kollaps jagt den Goldpreis wieder in jene Höhen, die kurz nach der Pleite des Bankhauses Lehman Brothers erreicht wurden.
- Das Roulettespiel der Notenbanken, die immer neue Jetons auf den Spieltisch werfen, treibt die Anleger tiefer in den Immobiliensektor. Seit 2010 kommt es in allen Weltmetropolen zu irrationalen Übertreibungen. Die Flucht des Bürgertums in das Betongold ist die ökonomische Migrationsbewegung unserer Zeit.
- Auf der Suche nach dem sicheren Hafen für ihr Geld steuern Kleinsparer wie Fondsmanager verstärkt die Staatsanleihen der Stabilitätsländer an – obwohl diese Staaten saftige Gebühren in Form von Negativzinsen verlangen. An der Wall Street spricht man von einem „flight to safety“. Das weltweite Volumen von Anleihen mit einem Zinssatz unter Null beträgt mittlerweile zwölf Billionen US-Dollar. Das ist mehr als das Dreifache der jährlichen Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik.“
Zur Zündung der Goldrakete fehlt nur noch der Schulterschluss von Trump und Fed im „Währungskrieg“
Wir sind schon lange der Meinung, dass durch die künstlich niedrigen Zinsen eine Wohlstandsillusion geschaffen wird, welche in den westlichen Staaten eine „Japanisierung“ der Verhältnisse nach sich ziehen wird.
Man kann die Notenbanker dafür verteufeln und Brandbeschleuniger nennen.
Oder man kommt zur Erkenntnis, dass unser Schuldenbasiertes Papiergeldsystem anders nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Aus frisch gedruckten Yen-, Franken-, Pfund-, Dollar- und Euronoten wird ein Kartenhaus aufgebaut, das beim nächsten Bankencrash a‘la Lehman, der nächsten platzenden Immobilienblase, oder irgendeinem Weltfinanzbeben, welches jetzt noch gar nicht erkennbar ist, in sich zusammenklappen dürfte.
Befolgte man die goldene Anlegerregel für die Streuung eines Vermögens (1/3 Aktien, 1/3 Immobilien, 1/3 Gold), dann haben in den letzten Jahren 2/3 davon sehr gut abgeschnitten (Aktien und Immobilien). Die Zeit, dass Gold nun wieder eine Zeit lang die Führungsrolle in diesem Triumvirat übernimmt, ist angesichts der Aussicht auf einen Währungskrieg unter den westlichen Währungsräumen, nicht so unrealistisch.
Alleine die Tatsache, dass Trump sofort nach Draghi viermal per Twitter reagierte, deutet darauf hin, dass er keinesfalls eine weitere Stärkung des US-Dollars durch solche „unfairen“ Handlungen anderer Notenbanken dulden möchte.
Eine Dollarabwertung scheint das erklärte Ziel, was Rohstoff– und Goldpreisen in allen Währungen Auftrieb geben sollte.
Wir meinen: Für den finalen Startschuss fehlt nur noch der Schulterschluss zwischen FED und Trump für eine „Gegenoffensive“ im Währungskrieg zur Schwächung des US-Dollars.
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