Das Stromnetz in Deutschland stand im Juni mehrmals vor dem totalen Zusammenbruch. Erstmals mussten Fabriken abgeschaltet werden. Schuld sind angeblich falsche Wetterprognosen.
von Michael Mross
Experten hatten jahrelang davor gewarnt, vergeblich. Nun scheint erstmals der Ernstfall eingetreten zu sein. Nicht nur ein Mal, sondern gleich mehrmals im Juni.
Im Juni gab es gleich drei mal einen extremen Engpass in der deutschen Stromversorgung.
Am 6., 12. und 25. Juni sei teils deutlich weniger Elektrizität eingespeist worden als gerade benötigt worden wäre, bestätigte der Netzbetreiber Amprion dem SPIEGEL.
Schuld sind laut FAZ falsche Wetterrognosen. Beim Spiegel sieht man jedoch andere Ursachen: Böse Spekulanten. Sie hätten angeblich die Strompreise in astronomische Höhen getrieben. Das passt gut zu dem Blatt, dass natürlich grüne EEG-Fantasien nicht zerstören will.
Tatsächlich hatte die extreme Steigerung der Strompreise an den Börsen nur einen Grund: Die Energie wurde knapp und damit teuer.
Nur Rettungsmaßnahmen im Verbund mit europäischen Stromversorgern konnten den Blackout in Deutschland verhindern. Dass dieser Notfallstrom einen besonders hohen Preis hat, entspricht den Gesetzen von Angebot und Nachfrage.
Viel schlimmer ist jedoch die Tatsache, dass das deutsche Stromnetz offenbar vor dem Zusammenbruch stand. Es war einfach nicht mehr genügend Energie da.
Die FAZ vermutet laut Experten falsche Lieferrprognosen der "Erneuerbaren". Die Vogelschredder und Solarmodule erzeugten offenbar nicht wie kalkuliert. Folge: es war zu wenig Strom da. Experten sprechen von einer "Unterspeisung".
Tritt dieser Fall ein, sinkt die Netzfrequenz und das Stromnetz bricht zusammen.
Um das zu verhindern, versucht man zu jedem Preis auf dem Energiemarkt Strom einzukaufen.
Doch nicht nur das: Erste Hilfe ist auch der sogenannte "Lastabwurf". Das bedeutet: Große Stromverbraucher werden abgeklemmt. Auch das ist letzten Monat geschehen und auch das ist neu in Deutschland:
Eine der größten Industrienationen ist nicht mehr in der Lage, die eigene Stromversorgung zu gewährleisten. Sie ist auf Hilfe von Außen angewiesen. Bleibt diese weg, geht das Licht aus.
Vom "Lastabwurf" waren in Deutschland erstmals auch Fabriken betroffen. In NRW mussten Aluhütten abgeschaltet werden, um Strom zu sparen. Sowas kennt man sonst nur aus der Dritten Welt.
Betroffen: Die Aluhütten von Trimet in Essen und Voerde. "Trimet hat die Netzbetreiber am 6., 12. und 25. Juni bei der Sicherung der Stromversorgung unterstützt, indem die Aluhütten in Essen und Voerde jeweils für kurze Zeit vom Netz genommen wurden", formuliert es zurückhaltend ein Trimet-Sprecher gegenüber der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
"Für bis zu einer Stunde ist das möglich. Solche Eingriffe im Rahmen der Verordnung zu abschaltbaren Lasten werden immer häufiger." Mit seinen drei Aluminiumhütten steht Trimet für rund ein Prozent des deutschen Strombedarfs.
Damit hat die Stromversorgungssicherheit bzw. -unsichert eine neue Dimension erreicht.
Fazit: Deuschland schaltet sich ab.