Die Gefahren für die Finanzstabilität haben sich nach Ansicht des Bafin-Chefs zuletzt deutlich erhöht. „Wenn sich mehrere Risiken parallel realisieren, droht der sprichwörtliche perfekte Sturm“.
Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), fordert Finanzunternehmen angesichts wachsender Risiken und dauerhaft niedrigster Zinsen eindringlich zum Gegensteuern auf.
Das Zinsumfeld sei eine „Realität, die die Banken anerkennen müssen und nicht immer nur bejammern dürfen“, sagte er der WirtschaftsWoche in einem Interview. Manager müssten ihre Unternehmen jetzt „wetterfest“ machen.
„Es wird nicht reichen, womöglich überflüssiges Fett abzuschneiden und Skelett und Muskeln darunter unverändert zu lassen“, sagte Hufeld. Die Geschäftsmodelle vieler Banken seien zu komplex, jede müsse kritisch hinterfragen, mit welchen Aktivitäten und Produkten sie wirklich Geld verdiene.
„Da gibt es viel Spielraum, ohne dass die Geldversorgung in irgendeiner Form gefährdet wird“, sagte der Aufseher. Besorgt zeigte sich Hufeld ü ber die Folgen einer konjunkturellen Eintrübung. „Für manche Banken heißt das, dass die Risikovorsorge wieder zu einer Belastung wird“, sagte er.
Vor allem im Wettbewerb um den Mittelstand registriere die Finanzaufsicht, dass bei Krediten nicht nur die Margen verfallen, sondern auch die Bedingungen für die Rückzahlung, die Besicherung oder bestimmte Schwellenwerte aufgeweicht würden. Bei Immobilienfinanzierungen gebe es offenkundig vor allem in Ballungszentren Überbewertungen, die „Stabilität insgesamt“ sei deshalb aber noch nicht gefährdet.
Sollte die die Kreditvergabe weiter steigen, könne die Bafin den bereits aktivierten antizyklischen Kapitalpuffer von derzeit 0,25 Prozent erhöhen und weitere Maßnahmen ergreifen.
Hufeld hält es für „gut vorstellbar“, dass sich der Trend zu Zusammenschlüssen von Sparkassen und Volksbanken weiter beschleunigt. Eine mögliche Konsolidierung von Großbanken sei dagegen ungleich kom plexer. „Ich bin keineswegs gegen große oder grenzübergreifende Zusammenschlüsse – aber gegen solche, die die Belastungen unterschätzen, die sich aus ihnen ergeben“, sagte der Bafin-Präsident.
Begrenzte Ressourcen wie Kapital, IT und die Aufmerksamkeit des Managements müssten ausreichend vorhanden sein. Es sei legitim, zu sagen, dass es für Unternehmen in einer starken Exportnation wie Deutschland wünschenswert sei, dass es einen oder mehrere globale Bankpartner gibt. „Das können wir aber nicht verordnen“, sagte Hufeld.
Die Gefahren für die Finanzstabilität haben sich nach Ansicht des Bafin-Chefs zuletzt deutlich erhöht. Beispielhaft nannte er internationale Handelsstreitigkeiten, die weltweit gestiegene Verschuldung, den Verfall der Margen im Kreditgeschäft in Europa und die Gefahr von Preisblasen.
„Wenn sich mehrere Risiken parallel realisieren, droht der sprichwörtliche perfekte Sturm“, sagte Hufeld. Aufseher müssten de shalb nicht nur den Bankensektor im Blick haben, sondern auch „große Fonds, die stark in illiquiden Vermögenswerten investiert sind und bei denen Anleger jederzeit ihre Anteile zurückgeben dürfen.“
Auch die Folgen einer Cyber-Attacke könnten bis zur Gefährdung des Systems reichen. „Niemand weiß, was passiert, wenn Kunden einer Bank wegen eines Totalausfalls nicht nur für Stunden, sondern für eine Woche nicht an ihr Geld kommen“, sagte Hufeld.