Russische „Red Chips“ schlagen klar westliche „Blue Chips. Moskauer Börse bleibt Outperformer. Gazprom mit neuen Jahres-Hoch. US-Handelsstreit: Wirkliche Annäherung oder nur Show? Trump vor Amtsenthebungsverfahren? Notenbanken geben weiter Gas. Gold und Bitcoin schwächer.
von Andreas Männicke
Die Aktienindices an der Wall Street erreichten am 16. November ein neues Allzeit-Hoch. Der Dow Jones Industrial Index übersprang erstmals die 28.000-er Marke. Beflügelt wurden die Aktienkurse durch die Hoffnung, das sich der US-Präsident Donald Trump schon bald mit dem chinesischen Präsidenten Xi einigen und die Zölle abbauen könnte. Wie realistisch ist aber dieses Szenario wirklich?
Wesentlich besser als der deutsche oder amerikanische Aktienmarkt schnitt in diesem Jahr jedoch die Moskauer Börse mit einem Plus von etwa 40 Prozent in Euro ab. Welche neuen Chancen und Risiken jetzt zu beachten sind, wird auch beim nächsten Ostbörsen-Seminar "Go East - Hochprozentiges aus Osteuropa" am 3.12.19 in Frankfurt/M diskutiert, aber auch im nächsten Börsenbrief EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de). Die beiden Muster-Depots im EST erreichten ein Plus von 51 Prozent bzw 37 Prozent. Andreas Männicke gibt seine Einschätzung aber auch im neuen EastStockTV-Video, Folge 173 unter www.YouTube.com.
Sektkorken knallen an der Wall Street
Sektkorken knallten am 16. November an der Wall Street. Erstmals überschritt der Dow Jones Industrial Index die Marke von 28.000 Indexpunkten und der marktbreitere S&P-Index erreichte auch ein neues Allzeit-Hoch von 3118 Indexpunkten. Genährt wurde die Hoffnung von einer möglichen Annäherung bei USA-Handelsstreit mit China. Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow äußerte sich optimistisch, dass die US-Regierung nur noch wenige Federstriche an einer Einigung entfernt sei. Aber auch die Berichtssaison fiel in den USA bisher überwiegend positiv aus.
Ist die Euphorie zu früh?
Nicht vergessen sollten dabei aber die Anleger, dass es sich beim US-Handelskonflikt mit China nur um die erste von 3 Phasen handelt, die nun einvernehmlich geregelt werden könnte. Wann und ob es einer Einigung für die Phase 2 und 3 gegeben kann, steht in den Sternen. Nicht wenige meinen, dass sich die Verhandlungen bis nach den Präsidentschaftswahlen hinzuziehen könnten und es bis dahin noch erhebliche Rückschläge geben kann.
Zudem drohte Trump China erneut, dass er die Zölle zu China deutlich erhöhen werde, wenn es keine Einigung gäbe. In diesem Fall würden die Aktien an der Wall Street und weltweit wieder einbrechen so wie im Dezember letzten Jahres, wo auch der eskalierende Handelsstreit der Auslöser für einen Kurseinbruch an der Wall Street war.
Trump steht auch wegen des drohenden Amtsenthebungsverfahrens unter Druck
Wenig Sorgen scheint den Anlegern auch bis jetzt das von den Demokraten im Dezember angestrebte Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten Trump zu bereiten. Trump soll angeblich den ukrainischen Präsidenten eine Militärhilfe von 400 Mio. USD zurückbehalten haben, wenn der ukrainische Präsidenten Selinski nicht neue Ermittlungen gegen seinen demokratischen Widersacher Joe Biden aufnimmt.
Auch das „Kremlingate“ ist noch offen
Die bisherigen Anhörungen belasten Trump zwar schwer, aber solange die Republikaner ihm die Treue erweisen, ist es wenig wahrscheinlich, dass US-Trump tatsächlich des Amtes enthoben wird. Aber auch das sogenannte „Kremlingate“, also die Untersuchungen einer möglichen Wahlbeeinflussung Russlands durch Cyberangriffe im Wahlkampf, was Trump mit imitiert bzw gefördert haben soll, ist noch nicht abschließend behandelt und könnte auch Bestandteil des Amtsenthebungsverfahrens werden.
Aktien top – Gold und Kryptowährungen schwach
Die Börse reagierte bisher in keinster Weise auf das drohende Amtsenthebungsverfahren. Im Gegenteil: Durch die Hoffnungen auf eine baldige Einigung im US-Handelsstreit mit China erreichte der Dow Jones Industrial Index ein neues Allzeit-Hoch von über 28.000 Indexpunkten. Aber auch die amerikanischen Notenbank FED förderte die Hausse, indem sie zuvor den Zinsen um 0,25 Basispunkte senkte und dem Markt 60 Mrd. USD durch den Aufkauf von Offenmarktpapieren zuführt. Nun will die FED aber eine Zinspause einlegen. Auch die Europäischen Zentralbank (EZB) kaufte unter der neuen Führung der EZB-Chefin Christine Lagarde ab 1.Novmber Anleihen im Volumen von 20 Mrd. € auf.
Der DAX stieg auf 13.246 Indexounkte und ist damit auch nicht mehr weit vom Allzeit-Hoch von etwas über 13.600 Indexpunkten entfernt. Gold und Kryptowährungen gaben hingegen zuletzt im Kurs deutlich nach. Gold fiel am Freitag auf 1468 USD/Unze und der Bitcoin auf 7800 BTC/EUR.
Notenbanken sorgen für eine Blasenbildung
Die künstlichen Eingriffe die Notenbanken führen aber auch zu einer Blasenbildung an den Aktien-, Anleihen und Immobilienmärkten weltweit. Die Aktienhausse basiert also nicht auf guten Wirtschaftsdaten, sondern auf vagen Hoffnungen und künstlichen Eingriffen der Notenbanken, was die Gefahr eines Kurseinbruches im nächsten Jahr erhöht. Noch sind die Anleger aber frohen Mutes, dass es nun nach der Super-Herbstrally auch eine Jahresendrally gibt.
Russische „Red Chips“ schlagen klar westliche „Blue Chips“
Noch wesentlich besser als die Aktienmärkte in den USA und Deutschland performte auch in diesem Jahr wieder einmal der russische Aktienmarkt, was aber von den deutschen Anlegern kaum genutzt wurden, da es hier seitens die Banken und Vermögensverwaltungen keine kompetente Beratung gibt.
Zudem wird der russische Aktienmarkt in die Medien sehr stiefmütterlich behandelt. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten deutschen Anleger das Plus von über 40 Prozent im Durchschnitt beim russischen Aktienmarkt verpasst haben. Der RTX-Index, ein Kunstprodukt der Wiener Börse für russischen Aktien, wo überwiegend russischen Energiewerte vertreten sind, erreichte mit 2843 Indexpunkte sogar ein Plus von über 42 Prozent.
Die russischen „Red Chips“, also die Standardwerte aus Russland, schlugen in der Performance klar die westlichen Blue Chips, also die Standardwerte im Westen. Aber das war in schon in den letzten 3 Jahren so und jeder Anleger hätte das mitmachen können. Freilich sind die politischen Risiken aber auch höher einzustufen
Gazprom im Höhenflug
Vor allem die russischen Öl-/Gaswerte zeigen sich immer aktionärsfreundlicher und schütten immer höher Dividenden aus. So stieg der Aktienkurs des Gasgiganten Gazprom bereits um über 80 Prozent(!) in diesem Jahr, weil zuvor die Dividende um 30 Prozent erhöht hatte. Zudem gab die dänischen Regierung jetzt endlich auch grünes Licht beim Bau der Nordischen Pipeline, die im nächsten Jahr fertiggestellt werden soll – trotz der Drohungen der USA mit weiteren Sanktionen zu reagieren.
Dividendenphantasie sorgt für Kurssprünge an der Moskauer Börse
Ähnlich positive Effekte bei Dividendenerhöhungen gab es aber auch bei NorNickel, Surgutneftegas und LUKOil, die jeweils auch ein neues 5-Jahreshoch erreichte. Die vorletzte „Aktie des Monats“ Surgutneftegas im Börsenbrief EAST STOCK TRENDS“ (www.eaststock.de) erreichte im Oktober sogar ein Kursplus von 31 Prozent in 1 Monat und NorNickel von 16 Prozent in 1 Monat. NorNickel profitierte dabei auch von den wegen des Diesel-Skandals stark gestiegen Palladiumpreisen.
Russischer Aktienmarkt bleibt attraktiv bewertet, ist aber auch ein „Politikum“
Sehr wichtig für die Zukunft des russischen Aktienmarktes ist, ob es nun durch den neuen ukrainische Präsident Selinski im Rahmen der geplanten Normandie-Gespräche auch eine Beschleunigung beim sogenannten Minsk II-Prozess gibt, was aber wohl erst im nächsten Jahr entschieden wird. Noch steht der ukrainische Präsident unter Druck im Rahmen des Amtsenthebungsverfahrens von Trump.
Wichtig für Russland ist aber auch, ob neue Sanktionen seitens der USA gegen Russland ausgesprochen werden oder nicht. In jedem Fall ist der russische Aktienmarkt trotz des Kurssprungs der letzten Wochen – im Oktober um über 10 Prozent - immer noch der am niedrigsten bewertete Aktienmarkt mit den höchsten Dividendenrenditen auf der Welt, was ihn auch fortan weiter attraktiv machte.
Auch Goldaktien bleiben in Russland interessant
Im Börsenbrief EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) werden sowohl die russischen „Dividendenperlen“, aber auch attraktive russische Goldaktien vorgestellt. Surgutneftegas war im vorletzten Monat meine „Aktien des Monats“ im EST und sie stieg seitdem schon über 30 Prozent! Aber auch das „goldige“ Muster-Depot mit russischen Goldaktien wie Polyus Gold u.a. stiegen um 51 Prozent im Durchschnitt und das Depot mit den russischen „Dividendenperlen“ schon um 37 Prozent in diesem Jahr.
Leider gibt es bankenseitig und auch von Vermögensberatern kaum eine Beratung für deutsche Anleger bei der Auswahl von russischen Aktien oder Russlandfonds. Daher haben die meisten deutschen Anleger das beeindruckende Rally an der Moskauer Börse in diesem Jahr wohl schon wieder verpasst. Die Osteuropa-Börsen werden in den Medien immer noch sehr stiefmütterlich behandelt. Selbst etablierte Börsenmagazine nehmen sich diesem spannenden Thema nicht oft an.
Welche Aktien im nächsten Jahr aus Osteuropa outperformen könnten, aber auch welche globale Gefahren im nächsten Jahr drohen, wird im nächsten Ostbörsen-Seminar „Go east – Hochprozentiges aus Osteuropa am 3. Dezember 2019 um 17.00 Uhr in Frankfurt(M diskutiert.
Erst informieren, dann investieren
Informieren Sie sich jetzt auch ausführlich über die Hintergründe und die Entwicklung der Ukraine/Russland-Krise aber auch das zukünftige Erholungspotential der unterbewerteten Aktien aus Osteuropa. Auch im Baltikum, Rumänien und der Ukraine gibt es neue Chancen, wobei die jeweiligen Aktienindices seit Jahresbeginn 2019 alle im Plus sind. So konnten sich einige ukrainische Agraraktien seit 2016 im Kurs schon mehr als verdoppeln und in 2018 stieg der PFTS-Index schon wieder über 70 Prozent. Die Aktien aus Kasachstan zählten 2017 zu den Top-Performern der Welt (+56 Prozent), nicht aber in 2018 und auch nicht in 2019.
In 2018 zählten aber schon wieder 10 Aktienmärkte aus Osteuropa zu den am besten performenden Aktienmärkten der Welt, die alle den DAX und auch den US-Aktienmarkt klar outperformen konnten. Nun ist die Moskauer Börse schon wieder der klare Outperformer unter allen Weltbörsen mit einem Plus von über 42 Prozent in Euro. Aber auch die Bukarester Börse (Rumänien) stieg schon um über 30 Prozent. Die Aktienmärkte in Südosteuropa und auch in den baltischen Ländern blieben sehr stabil im Plus (Kroatien +13 Prozent). Es lohnt sich also weiterhin ein Blick über den Tellerrand nach Osteuropa.
Seminar-Hinweis: das nächste Ostbörsen-Seminar „Go East – Hochprozentiges aus Osteuropa“ findet am 3. Dezember 2019 um 17.00 Uhr in Frankfurt/M statt. Info und Anmeldung unter https://www.eaststock.de/Dienstleistungen/Seminare .
Bestellen Sie jetzt auch den kostenlosen Newsletter von Andreas Männicke mit aktuellen News über die Welt- und Ostbörsen unter www.andreas-maennicke.de.