Crash– und „Weltuntergangsliteratur“ in Sachen Börse und Klima haben Hochkonjunktur. Was erwartet uns im neuen Jahr? Eines ist sicher: Neue Steuern, obwohl der Staat Rekordeinahmen verbucht.
von Sascha Opel
Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass derzeit Crash– und „Weltuntergangsliteratur“ bei Finanzbüchern Hochkonjunktur haben? Es läuft der längste Aufschwung in der Börsengeschichte und damit steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Bullenmarkt auch irgendwann endet.
Man kann es den Crash-Autoren daher nicht verübeln, wenn diese vom Timing her ihr Glück versuchen, um möglichst dramatisch auf die Lage und mögliche Ursachen für den kommenden Einbruch hinzuweisen.
Schließlich wurden auch die Crashpropheten von 2007, welche ein Jahr vor der Finanzkrise die Probleme am US-Immobiliensektor richtig erkannten (wie die Professoren Robert Shiller oder Max Otte), zu gefeierten Stars der Szene. Auch wir haben damals ab Ende 2007 in einer großen Reihe, die wir „Warnsignale an den Märkten“ nannten, ziemlich genau das dann eintretende Szenario getroffen. Dieses Mal halten wir uns mit düsteren Prognosen allerdings (noch) zurück.
Klar: jeder Bullenmarkt geht mal zu Ende. Doch er könnte dieses Mal eben auch wesentlich länger dauern als die Crashpropheten annehmen. Im Gegenteil: Die beinahe Alternativlosigkeit von Aktien könnte sogar eine finale Übertreibungsphase einleiten, die in einer „Fahnenstange“ endet und dann erst eine heftige Korrektur, oder gar einen Crash nach sich zieht. Und was nützt es dem Anleger, der jetzt auf fallende Kurse setzt, oder komplett in Cash geht, wenn wir erst noch weitere 30 Prozent steigen, um dann wieder aufs aktuelle Niveau zurückzufallen?
Ich persönlich bin immer am breiten Aktienmarkt investiert und verfolge dabei den Lynch-Ansatz, nämlich Aktien zu bevorzugen, deren Produkte und Dienstleistungen ich oft nutze und schätze. Weshalb sich dann neben ETFs auf globale Indizes auch Einzelaktien wie Alphabet, Microsoft, Apple, McDonalds, Coca Cola, Nestle, Unilever, Facebook, Gazprom, Deutsche Telekom, Allianz, VW und Münchner Rück im Depot befinden.
Dabei kommt es nicht nur auf Kurssteigerungen, sondern langfristig auch auf die Dividenden an. Ich halte aber auch immer eine kleine Cashposition, um bei Rücksetzern oder Sonderchancen, insbesondere im Rohstoffaktiensektor, handlungsfähig zu sein. Sollte ich an einen Crash oder Rücksetzer glauben, verkaufe ich entweder einen Teil der Aktien, oder versuche per Puts das Depot temporär abzusichern.
Langfristig ist jedoch ein Mix aus Aktien, Gold und Immobilien (und eventuell noch eine kleine Position in Bitcoin) der einzige Vermögensmix, der (schon immer) funktioniert und vor Geldentwertung geschützt hat.
In Zeiten, in denen die Globalisierung von Trump (der wohl weitere 4 Jahre im Amt bleiben wird) eher zurückgedreht wird, werden Währungskriege zunehmen. Sprich: Viele Notenbanken werden versuchen, Ihre Währungen durch niedrige Zinsen unten zu halten, um sich Exportvorteile zu verschaffen.
Favorit Gold
Ein ideales Umfeld für Aktien und Gold, welches in fast allen Währungen, außer dem US-Dollar und Schweizer Franken, in diesem Jahr schon neue Hochs markierte. Wir können uns für 2020 durchaus vorstellen, dass beispielsweise die Schweizer Notenbank den Franken temporär wieder an den Euro kettet, um eine Aufwertung zugunsten der eigenen Exportindustrie zu stoppen.
Die größte Gefahr für den Aktien-Bullenmarkt wäre aus meiner Sicht ein schneller und völlig unerwarteter Zinsanstieg, welcher die Kapitalströme umkehren könnte. Auch eine Trendwende bei der Zinspolitik könnte einen Schock auslösen. Niemand hat zum Beispiel eine Zinserhöhung durch die neue EZB-Chefin Lagarde auf der Rechnung, die weithin als noch „weicher“ als Draghi angesehen wird.
Doch was ist, wenn sich alle täuschen und die neue EZB-Chefin am 23. Januar die Zinsen von –0,4% für die Bankeneinlagen bei der EZB erhöht, da sie der Meinung sei, dass der Negativzins an seine Grenzen gelangt sei und man durch eine Erhöhung der Zinsen Deutschland, welches in diesem Jahr deutlich Schulden abgebaut hat (die Schuldenuhr läuft rückwärts) zu neuem Schuldenmachen animieren will? Schuldenuhr: https://www.steuerzahler.de
Finanztransaktionssteuer verhindert Wohlstand
Mehr Sorgen als die Finanzmärkte macht uns eher die Politik in Deutschland und Europa (EU). Diese ist unserer Meinung nach ein echter Belastungsfaktor.
Die Steuereinnahmen sind hierzulande auf Rekordniveau, die Schulden sinken. Trotzdem will man eine Finanztransaktionssteuer einführen, die vor allem Kleinanlegern schadet und diejenigen, welche die Finanzkrise verursacht haben, völlig außen vor lässt. Richtig wäre es, Wohlstand für alle Bürger zu schaffen, in dem man diese animiert, um als Miteigentümer (Aktionäre) am globalen, wachsenden Wohlstand teilhaben zu können.
Man hat jedoch das Gefühl, diese Regierung macht immer genau das Gegenteil von dem, was gut für das Land und die Steuerzahler wäre. Anstatt Entlastungen in boomenden Zeiten zu beschließen, denkt man sich immer mehr Belastungen aus, während in den USA die Steuern massiv gesenkt wurden.
Anstatt den Wohlstand zu mehren (wie es im Amtseid heißt) und das Volk beispielsweise zu Teilhabern am wachsenden Wohlstand zu machen (zu Aktionären; und sei es per Staatsfonds!), will man das Volk eher es in der Abhängigkeit des vollumsorgenden Staates halten.
Die Kassenbonpflicht ist ein weiteres bürokratisches Monster, wo man aus dem Kopfschütteln nicht mehr rauskommt. Tonnenweise umweltschädlicher Papiermüll, der in keinem Verhältnis zum steuerlichen Nutzen steht. Zudem hält die schrumpfende SPD auch noch an der Idee einer Vermögenssteuer fest, die eine reine Substanzbesteuerung wäre.
Flucht aus Deutschland
Wir stimmen diesbezüglich mit SAP-Gründer Hasso Plattner überein, der in der „Bild“ meinte, dass er Deutschland bei Einführung einer Vermögenssteuer verlassen müsste. Wer geht künftig schon ins finanzielle Risiko, investiert viel Lebenszeit, um eine Firma aufzubauen, Arbeitsplätze zu schaffen, das zarte Pflänzchen zu hegen und zu pflegen, wenn man danach seine Früchte abgeben muss, obwohl man in all der Zeit ohnehin vom Staat mit international hohen Steuern gemolken wurde?
Unter diesen Umständen geht man natürlich in ein anderes Land, wo die Rahmenbedingungen zum Schutz des Eigentums besser sind und solche sozialistischen Diskussionen schon im Keim erstickt werden.
CO2-Steuer
Es ist für uns ohnehin unerklärlich, wie hierzulande weiter Parteien gewählt werden, welche den Bürger und Unternehmen angesichts internationaler Rekordbesteuerung noch mehr steuerlich belasten wollen. Dies gilt insbesondere auch für die CO2-Steuer, die für die Umwelt rein gar nichts bringt. Wer sich hier blenden lässt, dem empfehlen wir diesen Artikel aus 2011: https://www.welt.de
Wir sind natürlich für Umweltschutz, saubere Luft, reine Flüsse und Meere. Es wäre ein Traum, wenn wir die Welt für unsere Nachfahren sauberer, sicherer und generell lebenswerter hinterlassen können.
Eine deutsche CO2-Steuer bewirkt dies jedoch nicht. Im Gegenteil: Wollte man die Welt von Kohle– und Ölverbrauch befreien, müsste man zuerst einmal weltweit alle Ölquellen und Kohleminen still legen. Viel Erfolg, dieses Vorhaben Öl– und Kohleländern wie Saudi-Arabien, Iran, Russland, China, Venezuela, Nigeria, Australien und den USA zu verkaufen!
Verzichten Teile der Welt auf Öl, Kohle und Gas, wird dieses im Rest der Welt (günstiger) zur Verfügung stehen und der Verbrauch wird sich in diesen Regionen (mit wachsender Bevölkerung) wohl sogar deutlich erhöhen!
Renaissance der Kernkraft?
Wir befürchten, dass viele Grünenwähler in diesem Land, bald in einen sauren Apfel beißen und die Renaissance der Kernkraft - auch in Europa - schlucken müssen. Die Grünen wurden schließlich als Anti-Atomkraft einst groß.
Wie man nun aus Brüssel hört, drängen Frankreich, Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei massiv darauf, dass Atomkraft als „grüne Energie“ in der EU anerkannt wird, um die CO2-Emissionen zu senken. Polen gewinnt circa 90% seiner Energie aus Kohle, Frankreich zu über 50% aus Atomkraft. Eine mögliche Schwarz-Grüne-Koalition könnte schon vor den nächsten Wahlen an der europäischen Atomkraftfrage scheitern.
Es ist sogar möglich (und das ist die gewagteste politische Prognose der nächsten Jahre), dass sich die Grünen durch die zwangsläufig bald aufkommende Atomkraftfrage, spalten könnten. In die alten Atomkraftgegner und diejenigen, welche die CO2-Emissionen schnell senken wollen, aber erkennen, dass dies global weder mit einer CO2-Steuer, noch mit Zwangsmaßnahmen möglich sein wird.
Viele grüne Fundis würden wohl am liebsten mit einer „grünen Armee“ in anderen Ländern einmarschieren, um die dortigen Ölquellen und Kohleminen zu besetzen. Doch seien Sie versichert: Am Deutschen Wesen wird auch dieses Mal die Welt nicht genesen. Und: Der Weltuntergang bleibt 2020 aus. Beim Klima und sehr wahrscheinlich auch an der Börse.