Börsen kennen derzeit nur den Weg nach oben. Die österreichische Schule kennt den „Crack-up-Boom“. Es kann durchaus sein, dass wir uns bereits in einem solchen befinden.
von Sascha Opel
Crack-up-Boom nach Ludwig von Mises? Sind wir schon mittendrin?
Man wird das Gefühl nicht los, dass es „zu einfach“ ist, derzeit an der Börse Geld zu verdienen. Immer, wenn dieses Gefühl aufkommt, sollte man vorsichtiger werden. Das heißt nicht, dass man nun seine Tech-Aktien oder gar MSCI World ETFs verkaufen und Sparpläne einstellen sollte. Im Gegenteil! Bleiben Sie auf jeden Fall dabei, solange der Trend intakt ist.
Oftmals sterben solche Trends erst nach einer finalen Blow-Off-Phase, die zweifelsohne bislang ausblieb.
Die österreichische Schule kennt den „Crack-up-Boom“. Es kann durchaus sein, dass wir uns bereits in einem solchen befinden. Crack-up bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Finanzsystem „aufgebrochen“ wird, indem es mit Geld und künstlich niedrigen Zinsen seinem Ende entgegen geht. Also ziemlich genau das, was wir derzeit bereits bestaunen dürfen.
Die Theorie geht davon aus, dass in einem solchen End-Szenario eines Geldsystems kein Crash, sondern eben ein „Crack-up-Boom“ hervortritt.
Konkret explodieren in so einem Crack-up-Boom die Preise von Vermögenswerten aller Art. Erst nachdem die Vermögenspreise extrem gestiegen sind (Aktien, Immobilien, Gold, Kunst, auch Bitcoin etc.), zieht in der Theorie auch die Inflation an. Der „Crack-up-Boom“ wurde erstmalig von Ludwig von Mises (1883-1971), vielleicht dem historisch bekanntesten Vertreter der österreichischen Schule der Nationalökonomie, beschrieben.
Demnach steuert eine Volkswirtschaft, die sich durch das Auseinanderdriften von Finanz- und Realwirtschaft laufend vom ihrem Gleichgewicht wegbewegt, irgendwann auf einen Punkt zu, ab dem die Inflation außer Rand und Band gerät.
Staat und Notenbank sind in dieser Phase damit beschäftigt, die konjunkturelle Schwäche durch Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen einzudämmen (also genau das, was wir derzeit schon sehen; es wird keine Rezession mehr zugelassen, da der Staat und die Notenbanken sofort gegensteuern, um die Schuldenblase nicht zum Platzen zu bringen).
Nach von Mises verlieren die Wirtschaftssubjekte in dieser Phase das Vertrauen in die Papierwährungen und versuchen vermehrt, ihr Geld in Sachwerte umzutauschen. Dadurch kommt es zu einem Boom, der sich ganz am Ende nur noch aus der Angst vor dem Wertverlust des Papiergeldes speist.
Dieser Crack-up-Boom (laut von Mises „Katastrophenhausse“) stellt somit die finale Phase eines Währungssystems dar. Auf dem Höhepunkt der Inflation folgt dann die Währungsreform und/oder der Staatsbankrott.
Ob wir uns bereits in einem solchen „Crack-up-Boom“ befinden oder nicht, ist schwer zu beantworten. Es könnte auch nochmals einen Crash oder einen starken Einbruch geben und danach kommt erst die finale Crack-Boomphase. Doch eines muss man als Anleger in diesen Tagen wissen: Die goldene Anlegerregel (ja 1/3 Aktien, Gold und Immobilien) hat auch in einem Crack-up-Boom funktioniert.
Bergsteiger wissen zudem: Nahe am Gipfel sollte man auch bei schönsten Wetter ab und zu nach Anzeichen von Gewitter Ausschau halten. Oftmals lauert das Ungemach unsichtbar hinterm Gipfel, den man gerade bei Sonnenschein erklimmt und das Unheil kommt völlig überraschend.
In diesem Sinne, bleiben Sie wachsam, setzen Sie nicht alles auf Momentumaktien, die vermeintlich „automatisch“ durch unerschöpfliche ETF-Mittelzuflüsse steigen (aber bleiben Sie ruhig dabei, solange keine finale „Fahnenstange“ zu erkennen ist!), sondern bauen Sie auch auf „goldene Absicherungen“ und auf Aktien, die (noch) nicht im Fokus der Anleger stehen.
Viele Goldwerte sind nach wie vor historisch günstig bewertet. Aber auch in anderen Sektoren außerhalb der globalen ETF-Zuflüsse findet man Werte, die einen Blick wert sind. (rohstoffraketen.de)
MMnews wikifolio "Hightech extrem"
Michael Mross im Gespräch mit Sascha Opel: