Zig-Millionen Menschen stehen in China unter Quarantäne, Tausende haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Zweifel an offiziellen Todes-Zahlen. Auch Europa hat die Krankheit erreicht. Droht der Supergau für Börse, Wirtschaft und Gesellschaft?
Corona-Virus Update "offizielle Quellen" Montag 2 Uhr
- In China gibt es jetzt angeblich 2.744 bestätigte Fälle und angeblich 80 Tote. Das ist das Dreifache der 916 Fälle, die am Freitag in China gemeldet wurden. Weltweit gibt es jetzt 2.799 bestätigte Fälle.
- Eine sehr unangenehme Rechnung: In der chinesischen Provinz Hubei, in der sich Wuhan befindet, dem Epizentrum des Coronavirus-Ausbruchs, gab es 1.423 Fälle und 76 Todesfälle, was zu einer Sterblichkeitsrate von über 5% führte.
- USA: 5 von der CDC bestätigte US-Coronavirus-Infektion in 4 Staaten (AZ, CA, IL, WA)
- Die CDC bezeichnet das Virus als "aufkommende Bedrohung der öffentlichen Gesundheit" und fügt hinzu, dass die Bedrohung "ernst" sei.
- Die Inkubation ist asymptomatisch, ansteckend und kann bis zu 14 Tage dauern.
- 5 Millionen Menschen haben Wuhan möglicherweise zum Mond-Neujahr verlassen (bevor die Stadt abgeriegelt wurde)
- Der 1. Fall war der 1. Dezember und nicht der 31. Dezember, so dass der infizierte Population viel größer sein kann.
- USA, Russland und Thailand beginnen mit Evakuierungsplänen
- 3 Krankenhäuser in Peking verwenden AIDS-Medikamente zur Behandlung des Virus
von Andreas Männicke
Chinas Zensoren haben angefangen, so viel wie möglich aus dem Netz zu löschen. Jede Kritik an Peking muss verschwinden. Nur, die steigenden Krankheitszahlen lassen sich nicht wegzensieren. Es ist ein fast unlösbares Problem für die Regierung, die in den vergangenen Jahren gut darin war, die Realität nach ihren Wünschen umzubiegen.
Die offizielle Wahrheit: Der Coronavirus verbreitete sich jetzt enorm schnell in China. Bisher gibt es angeblich 80 Tote und über 2000 Infizierte (Zeitpunkt Sonntag 0 Uhr, offizielle Zahlen). Aber wahrscheinlich ist dies nur die berühmte Spitze des Eisbergs.
Inzwischen sind rund 45 Millionen Menschen - mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Bundesrepublik - in 14 Metropolen der Provinz Hubei weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Der Nah- und Fernverkehr, Züge und Flüge - alles eingestellt. Die Polizei stoppt Autos an Straßensperren.
"Unser Wissen über das neue Coronavirus ist begrenzt", räumte der Leiter der nationalen Gesundheitskommission Ma Xiaowei heute in Peking ein. "Die exakte Quelle haben wir noch nicht ausgemacht, auch ist weiter unklar, wie das Virus genau übertragen wird und ob es sich verändern kann."
Täglich werden jetzt mehr Opfer hinzukommen. In Frankreich und in Australien gibt es jetzt die ersten Fälle mit dem Coronavirus, wobei aber bisher noch keiner gestorben ist.
Auch für viele Chinesen geht es in diesen Tagen nicht mehr um ein Virus, sondern um die Frage, ob die Regierung alles getan hat, die Situation frühzeitig in den Griff zu bekommen. Im Netz berichten Ärzte aus der Region von überfüllten Krankenhäusern und Panik unter Patienten.
Es soll an Masken, Ärzten und Medikamenten fehlen. Auf einem Video, das im Netz tausendfach geteilt wurde, sieht man in einem Krankenhaus drei Leichname, die zwischen wartenden Patienten liegen. Auf einer anderen Aufnahme kollabiert ein Mann auf offener Straße. Hilflos stehen Menschen daneben.
Es darf keiner die Stadt mit dem Auto verlassen. Am meisten betroffen ist die 11 Millionenstadt Wohan, wo der Virus auch zuerst aufgetreten ist. In Wohan sollen die Menschen zu Hause bleiben. Es ist verboten, das Auto zu benutzen.
Der Virus ist so gefährlich, weil er von Mensch zu Mensch übertragbar ist. 15 Mediziner haben sich in China schon infiziert, wobei einer gestorben ist. Es gibt nicht genug Schutzanzüge und Masken.
Kein Neujahrsfest in China als Vorsorgemaßnahme
Jetzt rücken auch Militärärzte zu den am meisten betroffenen Großstädten heran. In Windeseile soll nun in wenigen Tagen ein neues Krankenhaus mit 1300 Betten gebaut werden, um die Infizierten aufnehmen zu können. Auch in Peking ist der Busverkehr in die Provinzen ausgesetzt und bei in den betroffenen Städten wurden die Schulen geschlossen.
Beim Neujahrsfest am 23. Januar wurde die Feier auf der Straße verboten. Die Regierung tut also alles, um die Epidemie in den Griff zu bekommen.
WHO sieht noch keine globale Gefahr
Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht noch keine globale Gefahr und gibt auch keine globale Reisewarnung heraus. Auch jetzt berichten die Medien sehr stark über die Epidemie in China. Dabei wird oft vergessen, dass selbst bei einer normalen Grippe, der Influenza, jedes Jahr 8000 bis 10.000, im Extremfall sogar 25.000. Menschen streben
Weltbörsen vom Coronavirus noch nicht infiziert
Dies alles erinnert sehr an die SARS-Pandemie in den Jahren 2002/3. Damals starben 771 Mensen, davon 41 im Ausland. Da dies die erste Pandemie war, wurde es in den Medien täglich mit großer Aufmerksamkeit berichtet. Das wird jetzt wohl auch der Fall sein. Damals war die Börse ohnehin in einem Bärmarkt. Jetzt ist die große Frage, ob die über 10 jährige Hausse durch die Epidemie in China gestoppt werden kann.
Noch blieben die Indices in den USA und auch in Deutschland nahe der Allzeit-Hochs. Nur die Börse ein Hongkong gab ein wenig nach. Am besten entwickelt sich in diesem Jahr aber genauso wie im Vorjahr die Moskauer Börse mit einem Plus von über 40 Prozent im letzten Jahr und über 4 Prozent seit Jahresbeginn.
Wall Street nahe der der Allzeit-Hochs
Positiv stimmten die guten Unternehmenszahlen in den USA. Der Kurs von Intel konnte am Freitag nach guten Zahlen sogar um 8 Prozent zulegen. Der NASDAQ-Composite Index gab zwar am Freitag um 0,93 Prozent auf 9314 Indexpunkte nach. Er stieg damit aber noch um 31,7 Prozent in 1 Jahr und damit wesentlich mehr als der Dow Jones Industrial Index mit 18,1 Prozent und auch mehr als der DAX mit plus 22 Prozent.
Trump sorgt weiter für gute Stimmung der der Wall Street, droht aber der EU mit neuen Autoimportzöllen
Zuvor sorgte Trump für gute Stimmung an der Wall Street, indem er die erste Phase der Verhandlungen mit China erfolgreich abschloss ohne dass neue Zölle erhoben wurden. Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos ließ Trump aber bei einer Pressekonferenz anklingen, dass er nach China nun auch Europa ins Visier nehmen werde.
Wenn die amerikanischen IT-Unternehmen mit einer Digitalsteuer in Europa belegt werden, will er auch die Zölle für europäische Autos erhöhen. In Davos war ansonsten die Klimawandel das Thema Nummer 1, wobei Trump sich von einer 17 -jährigen Greta Thunsberg nicht vorschreiben lassen will, wie die Klimapolitik auszusehen habe.
Das gerade laufende Amtsenthebungsverfahren kann er wohl ganz gelassen entgegen sehen, obwohl ein neues belastendes Video aufgetaucht ist. Auch dies scheint die Börse ebenso wenig zu beindrucken wie der Coronavirus in China oder der kommende Brexit. Aber das kann sich beides noch ändern.
Putin überrascht mit einem Paukenschlag zum Jahresbeginn
Der russische Präsident Putin überraschte die Öffentlichkeit zu Jahresbeginn mit einer Regierungsumbildung. 15 von 31 Regierungsmitgliedern wurden ausgetauscht, darunter auch viele stellvertretende Ministerpräsidenten. Ausgetauscht wurde auch der ehemalige Primier Medwedew, der durch den Leiter der Steuerbehörde Mischustin ersetzt wurde. 8 Ministerposten wurden neu besetzt, darunter auch das Wirtschaftsministerium.
Putin will, dass die neuen „Nationalen Projekte“ schneller umgesetzt werden, um mehr Wachstum zu generieren. Die Moskauer Börse blieb mit einem Plus der von 4 Prozent in diesem Jahr und über 40 Prozent im letzten Jahr einer der Outperformer unter den Weltbörsen. Der Russian Trading- Index (RTS-Index) stieg auf das neue 6 Jahres-Hoch von 1600 Indexpunkten.
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