Ist es wirklich eine gute Idee, aktuell Leute aus dem Epizentrum des Coronavirus nach Deutschland zu holen? - Selbst Betroffene vor Ort sehen das kritisch. - DIHK befürchtet massive Auswirkungen auf Welthandel.
von Sascha Opel
Der Coronavirus beherrscht nun auch die Aktien-, Anleihen, und Rohstoffmärkte. Ein alter Schulfreund von mir sitzt derzeit in Hangzhou im Sofitel fest, in welchem laut seinem Bericht noch ganze 8 Gäste untergebracht sind.
Obwohl die Stadt dort nicht direkt von den Anti-Coronavirus-Notmaßnahmen betroffen ist, gibt es keinen Mundschutz mehr zu kaufen und es herrscht extrem wenig Verkehr für chinesische Verhältnisse.
Wie er uns weiter berichtet, überlegt sein Deutscher Arbeitgeber, ihn aus China auszufliegen, was er aber als „übertrieben“ ansieht und zudem in seinen Augen „blödsinnig“ wäre, da der Virus - wenn alle Ausländer ausgeflogen werden würden - sich ja noch schneller weltweit ausbreiten würde.
Dass das autoritäre, kommunistische Regime in Peking ganze Städte abriegelt, wirkt auf den westlichen Beobachter beängstigend und befremdlich. Es nährt zum einen den Verdacht, dass man nichts gegen den Virus in der Hand hat und dass dieser extrem gefährlich sei.
Man stelle sich vor, dass in Europa 56 Millionen Menschen einfach von der Außenwelt abgeriegelt werden, also ungefähr die Größe Großbritanniens. Die Beschwichtigungs- versuche, dass alles nicht so schlimm sei, wären alleine deshalb ziemlich unglaubwürdig. Und genau dieses Ungemach, dass das bisher unbekannte Virus womöglich gleich die ganze Welt lahm legen könnte, breitet sich über die Märkte aus. (rohstoffraketen.de)
DIHK befürchtet massive Auswirkungen auf Welthandel
Die deutsche Wirtschaft befürchtet massive Auswirkungen des Coronavirus auf den weltweiten Handel. "Das Coronavirus könnte nicht nur den bilateralen Handel zwischen China und Deutschland treffen, sondern auch erhebliche Ausstrahlung auf den Welthandel insgesamt entwickeln", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben).
Es sei zu erwarten, "dass der Ausbruch des Coronavirus in der Frühlingsfestperiode zunächst einen negativen Einfluss auf den Binnenkonsum und die Tourismusbranche in China haben wird", so der DIHK-Hauptgeschäftsführer weiter. Dies werde die chinesische Wirtschaftsleistung voraussichtlich bereits im ersten Quartal 2020 zusätzlich belasten.
"Die deutschen Unternehmen vor Ort gehen davon aus, dass auch ihr eigenes Geschäft eingeschränkt sein wird", sagte Wansleben. Viele deutsche Firmen in China hätten bereits erste Maßnahmen ergriffen. Dazu zählten beispielsweise die Verlängerung der Feiertagsschließung, mehr Telefonkonferenzen oder Minimierung der Dienstreisen, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer weiter.
In einigen Regionen Chinas blieben die Büros sogar bis zum 9. Februar geschlossen. Darüber hinaus stellten die deutschen Unternehmen Pläne auf, welche weiteren Schutzmaßnahmen getroffen werden müssten und wie man gegebenenfalls mit einer reduzierten Mannschaft produzieren könne, sagte Wansleben den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
China ist für die deutsche Wirtschaft seit 2016 der wichtigste Handelspartner. Das Handelsvolumen mit Deutschland betrug zuletzt rund 200 Milliarden Euro pro Jahr.