Die Affäre Wirecard ist nicht nur ein Problem im DAX. Der Skandal schädigt den Wirtschaftsstandort Deutschland und enthüllt völliges Versagen von Prüfern und BaFin.
Stuttgarter Nachrichten:
Von deutschen Dax-Konzernen, der Elite der heimischen Wirtschaft, ist man einiges gewohnt. VW hat mit dem Dieselbetrug eine Schlüsselindustrie in Verruf gebracht. Bei der Deutschen Bank verlieren inzwischen sogar Experten den Überblick über alle Skandale und Gerichtsverfahren.
Wer dachte, es geht nicht mehr schlimmer, steht nun fassungslos vor dem Fall Wirecard. Fast zwei Milliarden Euro sind spurlos verschwunden, der Ex-Konzernchef verhaftet und nur gegen Millionenkaution wieder auf freiem Fuß.
Große Teile des Geschäfts könnten frei erfunden und bloße Scheinumsätze sein. Milliarden an Börsenwert sind zum Schaden von Anlegern vernichtet. Die Pleite droht.
Straubinger Tagblatt:
Es ist wirklich kaum zu glauben, was beim Münchner Bezahldienst Wirecard abläuft. Das Ausmaß des Versagens ist atemberaubend. Es ist nicht allein dem Vorstand anzulasten, der sich auf erheblichen Ärger mit der Justiz gefasst machen muss.
Auch die Finanzaufsicht hat sich nicht mit Ruhm bekleckert bei der Kontrolle eines Konzerns, der schon mehrfach mit Merkwürdigkeiten aufgefallen ist. Nicht zuletzt aber müssen sich die Aufsichtsräte fragen lassen, wo sie überhaupt hingeschaut haben. Oder haben sie gar nicht geschaut?
Update:
Wirecard ist pleite. Der Vorstand habe entschieden, beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen, teilte das DAX-Unternehmen am Donnerstagvormittag mit. Es werde zudem geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müssen, hieß es weiter.