Die globalen Aktienmärkte haben viel Hoffnung vorweg genommen. Doch besonders die Corona-Situation in den USA verunsichert Investoren. Es besteht die Gefahr eines neuen Rückschlags, wenn sich die Lage nicht bessert.
von Sven Weisenhaus
Im DAX zeigen sich aktuell genauso Anzeichen von Unsicherheit und Nervosität wie im Dow Jones (siehe dazu auch gestrige Börse-Intern). Denn der deutsche Leitindex pendelt derzeit unentschlossen im hellblauen Rechteck zwischen 11.880 und 12.590 Punkten auf und ab (siehe folgender Chart).
Dabei kann man argumentieren, dass er um die Mittellinie bei 12.235 Punkten oder auch entlang einer Konsolidierungslinie (rot gestrichelt) schwankt (gelber Pfeil).
Für längerfristiger ausgerichtete Anleger und Trader ist diese Trendpause kein Problem. Sie können einfach abwarten, bis sich der Index wieder für eine Richtung entscheidet. Kurzfristig orientierten Tradern hat der Index dagegen das Leben in den vergangenen Tagen sehr schwer gemacht. Denn er hat ein Fehlsignal nach dem anderen produziert. Unseren Lesern des Premium-Trader hatten wir gestern bereits vier Fehlsignale beschrieben. Heute ist noch ein fünftes hinzugekommen.
Fehlsignale am laufenden Band
Nach der Korrektur, die den DAX bis zur Monatsmitte binnen nur 6 Handelstagen mehr als 10 % nach unten gedrückt hatte, kam es zu einer Kurserholung, die in eine Seitwärtsbewegung mündete (siehe gelbes Rechteck im folgenden Chart).
Bevor sich allerdings eine Seitwärtsrange etablierte, entwickelte sich am Donnerstag vergangener Woche zunächst noch eine bullishe Trendfortsetzungsformation (blaue Linien). Und ein Ausbruch aus dieser Formation nach oben deutete eine Fortsetzung der Kurserholung an, die sich aber sehr schnell als Falle für die Bullen herausstellte (kleiner roter Bogen = 1. Fehlsignal).
Denn in der Nacht zum 22. Juni kam es im nächtlichen Handel zu einem Ausbruch nach unten, von dem aber im Xetra-Handel nichts zu sehen war. Dennoch handelte es sich auch hier um eine Falle, diesmal für die Bären (Fehlsignal Nr. 2).
Auch der schon deutlich klarere und auf Tagesschlusskursbasis sogar nachhaltige Ausbruch vom vergangenen Dienstag entpuppte sich am Ende eindeutig als Fehlausbruch (Nr. 3, großer oberer roter Bogen), nun wieder sehr zum Ärger der Bullen.
Und auch den Ausbruch aus der Seitwärtsrange nach unten von vorgestern kann man als Fehlsignal werten, da die Kurse gestern zumindest zeitweise wieder in die Range zurückkehrten (roter Kreis) und einige Trader dadurch sicherlich erneut auf dem falschen Fuß erwischt wurden (Fehlsignal Nr. 4).
Doch auch die folgende Rückkehr in die Range (großer unterer roter Bogen) hat sich inzwischen als klares Fehlsignal (Nr. 5) herausgestellt.
Für welche Richtung entscheidet sich der DAX am Ende?
Für Trader ist ein solches Kursverhalten ein echtes Problem. Und sie stellen sich nun natürlich die Frage, für welche Richtung sich der DAX wohl als nächstes entscheiden wird und in welche Richtung der DAX die Konsolidierung letztlich auflösen wird.
Mit Blick auf den folgenden Chart könnte man annehmen, dass es wieder bzw. weiter abwärts geht mit den Kursen. Denn die Kurserholung vom 15. bis zum 23. Juni kann als Bear-Keil betrachtet werden (blaue Linien). Und nachdem der DAX aus diesem nach unten ausgebrochen ist, entstand mit dem heutigen Kursverlauf ein tieferes Hoch (rote Linie).
Für einen klaren neuen Abwärtstrend fehlt nun noch ein tieferes Tief, also ein Rückfall unter das gestrige Tagestief. Sollte es dazu kommen, dann muss man mit weiter fallenden Kursen rechnen. Bestätigt wird dies, wenn der DAX die Rechteckgrenze bei 11.880 Punkten unterschreitet.
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