Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel sieht in seiner vorübergehenden Beratertätigkeit für das Fleischunternehmen Tönnies nichts Skandalöses.
Tönnies habe ihn zwei Jahre nach seiner Ministertätigkeit angesprochen, sagte Gabriel dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Zu diesem Zeitpunkt sei er auch nicht mehr Mitglied des Bundestags gewesen.
Es gebe daher weder ein rechtliches Problem noch einen Interessenkonflikt. Zu Kritik aus der SPD sagte Gabriel: "Ich weiß, Tönnies ist inzwischen wegen der Coronakrise der Buhmann der Nation, an ihm macht sich alles fest." Einige zögen daraus den Schluss, man müsse um Leute wie Tönnies grundsätzlich einen Bogen machen.
Er selbst sei bereits als Bundeswirtschaftsminister mit Tönnies aneinandergeraten, wegen der Bezahlung der Mitarbeiter und des hohen Anteils der Werkverträge, sagte Gabriel. Jedoch habe er es immer falsch gehalten, mit Tönnies nicht zu reden. Anders als heute sei damals die Union nicht bereit gewesen, Werkverträge in der Fleischbranche zu untersagen
. In schwierigen Gesprächen habe die Bundesregierung damals aber immerhin erreicht, dass die Branche einen Mindestlohn einführt - noch vor dem gesetzlichen Mindestlohn. Rückblickend erscheine vieles als zu spät und zu wenig. Aus damaliger Sicht aber seien dies erste Fortschritte gewesen in einer immer noch sehr problematischen Branche.
Bei seiner jetzigen Tätigkeit für Tönnies sei es um ein Problem gegangen, das sich zwischen Deutschland und China ergeben hatte. Deshalb sei Tönnies wohl auf ihn gekommen, den früheren Außenminister. China habe angesichts einer Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest in Europa damit gedroht, keine Schweine mehr aus Deutschland zu importieren. Zuletzt seien zwischen den Behörden in Berlin und Peking Fragen der gegenseitigen Anerkennung von Hygienevorschriften strittig gewesen.
"Das war ein bürokratisches Detail, aus dem ein Politikum zu werden drohte", so Gabriel. Um zu einer Lösung beizutragen, habe er in diesem Zusammenhang mit einigen Leuten in China gesprochen, sagte Gabriel. "Daran ist nichts Problematisches." Im März habe sein Engagement für Tönnies begonnen, drei Monate später habe er es beendet - aus privaten Gründen.
Foto: Sigmar Gabriel, über dts Nachrichtenagentur