Nach dem Aufstieg an den Börsen in den vergangenen Wochen ist es ruhiger geworden an den Finanzmärkten. Technisch sieht es kritisch bis brisant aus. Droht der Absturz?
von Sven Weisenhaus
An normalen Tagen müsste man kritisch beäugen, dass der DAX nach seinem Anstieg letzte Woche keine Anschlussgewinne generieren konnte, sondern sogar wieder den Rückwärtsgang eingelegt hat.
Dadurch ist der Index zunächst am Hoch vom 23. Juni bei 12.616,12 Punkten gescheitert (siehe dicke rote Linie im folgenden Chart), obwohl er dieses gestern und heute bereits knapp überwunden hatte.
DAX: Wichtige Hürde bei 12.590 Punkten
Noch ist die jüngste Aufwärtstendenz allerdings intakt, so dass man den Rücksetzer auch noch als Kraftholen für den nachhaltigen Ausbruch werten kann. Doch die vorangegangenen Fehlausbrüche (rote Bögen) aus der Kern-Handelsspanne (gelbes Rechteck) mahnen zur Vorsicht.
Brisant ist die Situation auch, weil der DAX wieder an der Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten steht (siehe folgender Chart). Und sollte er dort erneut scheitern, könnten die Bären wieder ihre Chance wittern, die übergeordnete Aufwärtstrendlinie anzugreifen.
Es ist daher äußerst wichtig, dass der DAX nicht unter das Tief der gestrigen Ausbruchskerze bei 12.370,72 Punkten zurückfällt. Denn dann droht auch ein Rückfall unter die Abwärtstrendlinie (rot) und ein Bruch der Aufwärtstrend(kanal)linie (grün).
Dow Jones hinkt dem DAX hinterher
Im Dow Jones ist die aktuelle Entwicklung sogar noch etwas kritischer.
Auch hier ist die aktuelle Ausbruchsbewegung zwar noch intakt – der Index notiert klar oberhalb des Abwärtstrendkanals – doch im Gegensatz zum DAX konnte der US-amerikanische Index das Hoch vom 23. Juni noch nicht überwinden. Es liegen hier also nach wie vor tiefere Hochs vor. Und die Abwärtslinie, welche die Hochs vom 16. und 23. Juni verbindet, scheint nun dem Index Probleme zu bereiten.
Interessant daran ist, dass der DAX derzeit den Dow Jones outperformen kann. In der jüngeren Vergangenheit war das meist umgekehrt. Aber das ist aktuell nur eine Randnotiz. Spannend wird, ob die Indizes ihre aktuellen Hürden überwinden und die kurzfristig bullishen Signale bestätigen können oder sich die Konsolidierungen doch noch fortsetzen und wir wieder Fehlsignale erleben.
Aktienkurse können von erneut positiven Daten nicht profitieren
Interessant ist dabei auch, dass die Aktienkurse heute trotz erneut überraschend positiver Konjunkturdaten nicht weiter zulegen konnten. So fielen die Einkaufsmanagerdaten für die Eurozone und Deutschland in der endgültigen Fassung etwas besser aus als in der Schnellschätzung (siehe Börse-Intern vom 23. Juni). Der Wert für die gesamte deutsche Wirtschaft wurde von 45,8 auf 47,0 und der Gesamt-Einkaufsmanagerindex für die Eurozonen-Wirtschaft von 47,5 auf 48,5 Punkte angehoben. Beide notieren damit aber immer noch im Kontraktionsbereich.
Ganz im Gegensatz zum chinesischen Einkaufsmanagerindex (siehe Börse-Intern vom vergangenen Dienstag). Und der Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich wurde heute sogar mit einem Wert von 58,4 angegeben, nach 55,0 Zählern im Mai. Chinas Dienstleistungsbranche wächst demnach so stark wie seit über 10 Jahren nicht mehr. Zuletzt stand der Index im April 2010 so hoch.
Geholfen hat es das den Märkten hierzulande und in den USA aber heute nicht, obwohl die Aktien in China deutlich zulegen konnten. Aber vielleicht hing das ja auch nur am feiertagsbedingt umsatzschwachen Handel. Warten wir also ab, ob DAX und Dow Jones am Montag die positiven Tendenzen von gestern wieder aufnehmen können. Ist das auch dann nicht der Fall, muss man weiterhin sehr vorsichtig sein.
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