Tesla ist an der Börse mittlerweile das siebtwertvollste Unternehmen der USA. Vor dem Hintergrund der Anzahl der verkauften Autos sowie der damit erzielten Umsätze und Gewinne ist dies eine der größten Übertreibungen der Börsengeschichte.
von Sven Weisenhaus
Die Hochtechnologie-Börse Nasdaq in New York treibt inzwischen groteske Blüten. So hat sich Tesla zum Beispiel aufgemacht, zum siebtwertvollsten Unternehmen der USA zu werden. Vor dem Hintergrund der Anzahl der von dem Elektro-Pionier verkauften Autos sowie der damit erzielten Umsätze und Gewinne ist dies einem vernünftigen Anleger kaum zu erklären.
Durch solche exzessiven Marktbewegungen ist der Technologieindex Nasdaq inzwischen so weit von seiner 200-Tage-Linie entfernt wie noch nie in seiner Geschichte. (Für den S&P 500 gilt dies ebenfalls.) Der Nasdaq 100 (siehe folgender Chart) hat seit dem März-Tief nun fast 77 % zugelegt. Bei ihm beträgt die Differenz zur 200-Tage-Linie (blau im folgenden Chart) dadurch aktuell 2.723 Punkte bzw. fast 30 %.
Allein seit dem Zwischentief vom 24. Juli hat der Index mehr als 16 % zugelegt binnen nur etwas mehr als einem Monat. Im Corona-Crash verlor der Index etwas weniger als 3.000 Punkte. Seitdem hat er 5.262 Punkte zugelegt. Das sind eigentlich unvorstellbare Kursbewegung in so kurzen Zeiträumen.
Man darf sich davon aber weiterhin nicht blenden lassen. Denn nach wie vor gilt, dass der Anstieg der US-Indizes nur von wenigen Aktien getragen wird und damit zu einer extremen Übertreibung und Schieflage führt.
Euro STOXX 50 läuft seit 3 Monaten seitwärts
Hierzulande sieht es etwas anders aus. Eigentlich ist der August einer der beiden schlechtesten Börsenmonate eines Jahres. Dennoch konnte auch der DAX in diesem Monat ordentlich zulegen, und zwar um bis zu stolze 7,4 %. Aber der deutsche Leitindex notiert nach wie vor unter seinem Juli-Hoch und damit weiterhin auch unter dem Hoch, welches im Februar vor dem Corona-Crash markiert wurde.
Und der Euro STOXX 50 (siehe folgender Chart) schneidet im Vergleich zu den US-Aktienmärkten sogar noch schlechter ab als der DAX. Dieser Index steht aktuell noch ganze 13,5 % unter seinem Vor-Krisen-Hoch. Und er notiert auch sowohl unter dem Hoch von Juli als auch unter dem Hoch von Anfang Juni.
Damit waren hier quasi seit beinahe drei Monaten (!) keine Gewinne mehr drin, weil die Kurse in dieser Zeit nur seitwärts liefen (gelbes Rechteck). Dies bestätigt, dass die Rally der US-Märkte derzeit von Sonderfaktoren, nämlich nur wenigen gehypten Aktien getragen wird.
Immerhin zeichnet sich im Euro STOXX 50 mit der Kursentwicklung der vergangenen drei Monate neben der Seitwärtstendenz ein aufsteigendes Dreieck ab (grüne und rote Linie). Und da beide Chartmuster als bullishe Trendfortsetzungsformationen gelten, ist eigentlich mit einem baldigen Ausbruch nach oben zu rechnen, der sogar recht dynamisch erfolgen könnte.
Der September steht vor der Tür
Ob es allerdings dazu kommt, muss abgewartet werden. Denn nachdem der Börsenmonat August deutlich besser lief als im langjährigen Mittel, steht mit dem September nun gleich der zweite der beiden statistisch gesehen schlechtesten Börsenmonate vor der Türe.
Und wenn die US-Märkte dann vielleicht doch auch einmal in eine größere Korrektur gehen, wird sich der Euro STOXX 50 dem mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht entziehen können. Im schlimmsten Fall kommt es bis dahin sogar noch zu dem idealtypischen Ausbruch nach oben, der sich dann aber womöglich als hinterhältige Bullenfalle herausstellt.
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