Parteichef Chrupalla: "Erhebliche" Umweltschäden durch Herstellung von E-Motoren müssen dokumentiert werden - Dudenhöffer nennt Vorschlag "Unsinn".
Die AfD fordert die Einführung einer CO2-Plakette für Elektroautos. "Um mehr Transparenz beim Autokauf herzustellen, halte ich es für zwingend, auch die CO2-Belastung durch Elektroautos auf dem Preisschild zu dokumentieren", sagte Parteichef Tino Chrupalla im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Käufer müssten eine echte Vergleichbarkeit zwischen der Naturbelastung durch Verbrennermotoren und der Naturbelastung durch Elektromotoren herstellen können. "Dabei darf jedoch nicht nur die Belastung der Natur während der Fahrzeugnutzung gemessen und gegenübergestellt werden, sondern auch bereits die bei der Herstellung entstehenden Schäden an der Natur, die ja bei Elektromotoren erheblich sind", so der AfD-Co-Vorsitzende.
Über die CO2-Belastung abgasfrei fahrender Batterieautos wird intensiv diskutiert. Laut einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie der TU Eindhoven im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion ist der Klimagas-Ausstoß von Stromern - die Produktion der Batterie mit eingerechnet - im Vergleich zu Verbrennern deutlich geringer, als in früheren Studien ermittelt.
Demnach holen sowohl größere als auch kleinere Elektrofahrzeuge ihren CO2-Rückstand gegenüber vergleichbaren Diesel oder Benzinern nach rund 30.000 Kilometern Fahrleistung wieder auf. Als Grund wird genannt, dass bei der Batterieproduktion inzwischen deutlich weniger CO2 emittiert wird.
Chrupalla kritisierte, dass sich die Universität Eindhoven bei ihren Berechnungen auf Daten des E-Auto-Pioniers Tesla stützte. "Wer mit Tesla-Informationen arbeitet, darf sich nicht wundern, wenn für das Elektroauto plötzlich viel geringere CO2-Werte herauskommen.
Folglich steht das Ergebnis dieser Studie in krassem Gegensatz zu anderen Studien, die für E-Autos wesentlich höhere CO2-Werte ermittelten", sagte Chrupalla. Für die CO2-Plakette brauche es "fundierte Daten" von "unabhängigen Institutionen und Wissenschaftlern."
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Hochschule St. Gallen nannte die Forderung nach einer CO2-Plakette für E-Autos im Gespräch mit der NOZ "Unsinn". Bei der CO2-armen Batterieproduktion gebe es große Fortschritte, zudem wachse der Ökostrom-Anteil beim Betrieb der Fahrzeuge.
An der vorteilhaften Ökobilanz von Stromern gegenüber Verbrennern "kann kein Zweifel mehr bestehen". Weiter sagte Dudenhöffer: "Die AfD will mit der CO2-Plakette E-Autos madig machen und Diesel und Benziner stärken, um bei den Menschen zu punkten, die Verbrenner herstellen. Mit Blick auf die längst begonnene Verkehrswende ist das lächerlich."
Chrupalla wies das zurück. "Wichtig ist mir, dass wir nicht eine bestimmte Technologie politisch vorgeben, sondern technologieoffen an die Sache herangehen. Die beste Technologie soll sich durchsetzen können", sagte er. "Das heißt, auch mit Erdgas oder Wasserstoff betriebene Autos sollten so eine CO2-Plakette erhalten. Mir geht es um den Kunden, der möglichst objektiv informiert werden soll."