Der von Biontech entwickelte Impfstoffkandidat BNT162b2 enthält u.a. Nanopartikel. Es handelt sich um ein völlig neues Impfverfahren. Sind Nebenwirkungen und Risiken hinreichend erforscht?
BioNTeck Aktie 1 Jahr
Neuartiges Impfverfahren
RNA-Impfstoffe, zu denen BNT162b2 zählt, sind eine relativ neue Erfindung der Biotechnologie. Bisher wurde noch nie ein ähnliches Impfpräparat zugelassen. Es könnten gerade auf lange Sicht Nebenwirkungen eintreten, die bisher noch nicht bekannt sind.
BNT162b2 enthält Nanopartikel. Damit ist das Vakzin ein Nano-Gen-Impfstoff. Für diese Kombination gibt es weder valide Langzeitstudien noch bisherige Erfahrungen. Fest steht: Nanopartikel werden von Ministerien und Behörden seit Jahren als Risiko eingestuft, ihre Auswirkungen im menschlichen Körper sind nicht ausreichend erforscht.
Das Fachportal Medscape schreibt:
«BNT162b2 enthält Lipid-Nanopartikel mit modifizierter mRNA, welche für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 codiert sind. Nach der intramuskulären Verabreichung wird das Protein intrazellulär gebildet, was zur Immunreaktion führt.»
Der Biologe Clemens Arvay wiederum beschrieb in der Schweizer Ärztezeitung das Wirkprinzip detailliert — wodurch auch Laien erkennen können, wie tief die Eingriffe in die menschliche Zelle sind:
«Die RNA-Plattform bringt synthetisch hergestellte mRNA zur Synthese eines erregerspezifischen Antigens mittels Lipidnanopartikeln in die Zielzelle ein, so dass die Translation sowie die darauffolgende Proteinbiosynthese des viralen Antigens in den Ribosomen erfolgen und entsprechende Antikörper gegen Bestandteile von SARS-CoV-2 gebildet werden.»
Die grundsätzliche Funktionsweise basiert darauf, einen Teil des genetischen Bauplans des Virus in den Körper einzuschleusen. Körpereigene Zellen stellen daraufhin ein Virus-Protein her. Das Immunsystem wird dadurch zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein und damit gegen das Virus angeregt.
Die Zulassung brächte nicht nur den Wendepunkt im Kampf gegen Corona, sondern den Durchbruch für eine gänzlich neue Therapieform.
Es gibt allerdings noch viele offene Fragen: Marylyn Addo, Leiterin der Sektion Tropenmedizin an der Uniklinik Eppendorf (UKE) in Hamburg, die einen anderen Corona-Impfstoff erforscht, merkte etwa an, dass die Daten der Studie noch nicht öffentlich seien und damit nicht von unabhängigen Experten bewertet werden könnten.
"Es muss sich noch zeigen, ob der Impfstoff auch in verschiedenen Bevölkerungsgruppen, insbesondere in Risikogruppen wie älteren Menschen, ebenso effektiv ist", sagte Leif-Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung von der Charité in Berlin. Hinweise, ob das der Fall ist, könnten die noch unveröffentlichten Daten aus der Studie liefern.
Kritiker bemängeln außerdem, dass es noch unklar sei, wie lange der Impfschutz anhalte und wie sicher die Impfung tatsächlich sei. "Nach Angaben der Firma zeigen sich keine sicherheitsrelevanten Nebenwirkungen. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass der Beobachtungszeitraum für relevante Impfnebenwirkungen noch zu kurz ist."