Durch die Energiewende hat Deutschland den höchsten Strompreis aller Industrieländer. Bald könnte sich der Preis gar verdoppeln bei gleichzeitiger Schwächung der Netzstabilität. Stromausfälle sind programmiert. Die Industrie ist nicht mehr wettbewerbsfähig.
von Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel
Die Energiewende sei erforderlich, um das Weltklima zu retten. Das trommeln die grünen Ideologen der Bundesregierung und fast aller Parteien Tag für Tag. Die Kosten seien bei dieser Rettungsaktion nicht zu hinterfragen, denn eine „Klimakatastrophe“ würde viel teurer. Die Stromverbraucher sollten jedoch einmal überlegen, welche Kosten ihnen und dem ganzen Land diese „Energiewende“ auflastet und zumutet.
Energiewendestrom ist viermal teurer als Kraftwerkstrom
Die derzeitigen Wendestromkosten lassen sich ganz einfach berechnen. Zu Beginn der Wende lag der Strompreis, also die Kosten für Erzeugung, Verteilung und staatliche Abgaben, bei 15 Cent/Kilowattstunde (ct/kWh). Jetzt haben wir rund ein Drittel regenerativen Strom in unserem Netz, und der Strompreis hat sich auf 30 ct/kWh verdoppelt. Danach ist der Wendestrom 4-mal teurer als der herkömmliche Kraftwerkstrom. (1/3 x X + 2/3 x 15 ct/kWh = 30 ct/kWh. X = 60 ct/kWh)
Wenn die Versorgung ausschließlich mit regenerativem Strom erfolgen soll, muss der Strompreis auf 60 ct/kWh ansteigen. Dazu kommen noch überproportional weiter steigende Kosten für die Stabilität des Netzes, denn regenerativer Strom ist nur Zufallsstrom. Bis jetzt liefern eine stabile Netzfrequenz die großen Kraftwerke. Die großen Schwungmassen ihrer Generatoren haben die sogenannte Momentan-Reserve, die das Netz stabil hält, wenn sich Verbraucher zu- oder abschalten, bis die Kraftwerke das Netz auf den geänderten Bedarf geregelt haben.
Die vom Wetter gesteuerten Wind- und Solaranlagen können diese Aufgaben nicht übernehmen. Sie bieten keine Momentan-Reserve und keinen Regelstrom. Der weitere Ausbau der Wendestromanlagen erfordert leistungsfähigere Netze auf allen Spannungsebenen. Eine teure Mammutaufgabe.
Die Stromtrassen von Nord nach Süd sind nur ein Teil davon. Die Strompreise werden daher mit jeder weiteren Wendestromanlage steiler ansteigen. Ein Strompreis von einem Euro pro Kilowattstunde dürfte deutlich überschritten werden, wenn alle Kernkraft-, Kohle- und Gaskraftwerke und Dieselgeneratoren vom Netz gehen sollten.
Ein Beispiel für die Kostenentwicklung ist El Hierro, die kleinste Insel der Kanaren. Windgeneratoren und ein Pumpspeicherwerk sollten das mit Dieselmotoren betriebene Kraftwerk der Insel ersetzen. Dies ist einmal für zwei Stunden gelungen. Sonst musste das Kraftwerk weiterhin Strom liefern. Bei einer durchschnittlichen Versorgung mit 80 Prozent Windstrom stiegen die Preise auf fast einen Euro je Kilowattstunde.
Das Inselnetz hatte große Stromschwankungen, die von dem viel zu kleinen und trägen Pumpspeicherwerk nicht geregelt werden konnten. Inzwischen versorgt das Dieselkraftwerk die Insel wieder allein. Auch der Traum, nur noch Elektroautos mit Ökostrom auf der Insel zu betreiben, ist verflogen. Die Klimarettung ist den Insulanern nicht gelungen. Von den 85 Millionen Euro Investitionen (12.000 pro Insulaner) hat die EU mit Steuerzahlergeld mehr als die Hälfte beigesteuert.
Von einer Erfolgskontrolle des Zuschusses ist bisher nichts bekannt. Der verbleibende Investitionsbetrag führt immer noch zu hohen Strompreisen. Bei der Planung dieses „innovativen“ Projektes hat die spanische Regierung vertraglich zugesagt, einen zu hohen Strompreis zu subventionieren. Die weiteren Kosten dieses Fehlexperimentes zahlen die spanischen Steuerzahler.
Wendestrom ist Fakepower
Das Beispiel zeigt, der vom Wetter gesteuerte Strom ist zweitklassig, da er nicht bedarfsgerecht produziert werden kann, sonder nur Zufallsstrom ist. Sein Wert liegt daher unter dem Wert des regelbaren Kraftwerkstroms. Er kann nur als Ergänzung in ein durch Kraftwerkstrom stabiles Netz eingespeist werden.
Es ist eine Täuschung der Bevölkerung, wenn die Bundesregierung und viele Politiker behaupten, Strom aus Sonne und Wind sei die sichere und bezahlbare Zukunftsversorgung. Um diese Täuschung zu verdeutlichen, haben die Energiefachleute vom Stromversorgerschutz NAEB für den Wendestrom die Bezeichnung Fakepower (Fake, englisch = Täuschung) zu Recht gewählt.
Täuschung auch beim Strompreis
Die Restriktionen im Corona-Jahr 2020 haben zu einem deutlichen Rückgang des Strombedarfs geführt. Die subventionierte Fakepower wurde jedoch voll weiterproduziert, da sie nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) Einspeisevorrang hat. Der Fakepower-Anteil an der Stromversorgung ist daher deutlich gestiegen und damit auch die Abgabe nach dem (EEG).
Die Übertragungsnetzbetreiber, die für die Abrechnung der Fakepower-Subventionen zuständig sind, brauchen von den Stromverbrauchern eine um 30 Prozent höhere EEG-Abgabe (von knapp 7 auf knapp 10 ct/kWh), um die EEG-Vergütungen an die Betreiber der Wind-, Solar- und Biogasanlagen bezahlen zu können. Der Strompreis steigt dadurch um 10 Prozent von 30 ct/kWh auf 33 Cent.
Wendepolitiker und Profiteure sahen durch diesen starken Anstieg die Akzeptanz für die „Energiewende“ gefährdet. Ein durchschnittlicher Haushalt würde mit ca. 100 Euro im Jahr stärker belastet. Sie fanden eine teure Lösung. Die EEG-Abgabe wird gedeckelt, damit die Strompreise gleich bleiben. Die den Netzbetreibern fehlenden Beträge werden aus dem Steueraufkommen beglichen.
Der Stromkunde bezahlt diesen Teil der Abgabe also über seine Steuer und muss damit zusätzlich auch noch höhere Verwaltungskosten schlucken. Die Steuererhöhung ist bereits Gesetz. Ab 1. Januar dieses Jahres wird eine Steuer auf Brenn- und Treibstoffe erhoben, die als CO2-Abgabe zum Klimaschutz ausgegeben wird.
Sowohl beim Heizen wie auch beim Autofahren wird der Steuerzahler, ob reich oder arm, jeweils mit weiteren 100 Euro im Jahr belastet, also doppelt so viel wie er angeblich beim Strom entlastet wird. Diese Steuer soll bis zum Jahr 2025 auf mehr als das Doppelte steigen. Die Grünen fordern sogar den Faktor fünf bis sechs.
Deutschland schafft sich ab
Strom ist zur wichtigsten Energieform in unserem Staat geworden. Strom verlängert den Tag mit künstlichem Licht bis zum nächsten Morgen, wenn man es will. Strom hat die Arbeit im Haushalt fast zu einer Nebensache gemacht. Eine Kilowattstunde Strom ersetzt die Arbeitskraft eines Menschen für einen ganzen Tag. Der Staubsauger leistet mit einem Kilowatt so viel wie 10 Teppichklopfer.
Wasch- und Spülmaschinen machen Haushaltshilfen überflüssig. Ohne Strom müssten wir diese Arbeiten und noch vieles mehr wieder mit unserer Körperkraft übernehmen. Es ist ein Rückschritt in das Mittelalter. Jede Verteuerung des Stroms in Relation zum Einkommen führt in diese Richtung.
Wir werden und können daher auf Strom nicht verzichten. Er ist die Basis unseres Lebensstandards. Höhere Stromkosten führen zwangsläufig zu einer Minderung der Kaufkraft der gesamten Bevölkerung. Mehr und mehr Arbeitsplätze gehen dadurch verloren. Wer Arbeitsplätze schaffen oder auch nur halten will, muss für Kaufkraft sorgen, damit die produzierten Waren und die angebotenen Dienstleistungen auch bezahlt werden können.
Steigende Stromkosten treiben die Industrien aus dem Land. Sie sind nicht mehr wettbewerbsfähig, denn Strom ist ein wesentlicher Teil der Produktionskosten. Die Betriebe müssen schließen oder ihre Produktion in kostengünstigere Länder verlagern. Deutschland wird deindustrialisiert. Wollen wir das?
Es wird höchste Zeit, die Energiewende zu beenden. Fakepower bringt uns nur Nachteile. Die Kosten steigen. Die Umwelt wird zerstört durch immer mehr Windgeneratoren, durch Monokulturen zur Erzeugung von Biomasse für Strom und durch Verspiegeln der Landschaft mit weit über eine Million Fotovoltaik-Anlagen.
Tier- und Vogelarten droht die Vernichtung. Windgeneratoren und Biogasanlagen drücken die Immobilienwerte in ihrer Nachbarschaft. Die Begründung der „Grünen“, die Energiewende in Deutschland sei notwendig zur Minderung der Kohlenstoffdioxid-Emissionen ist unsinnig und gefährlich.
Deutschland trägt nur 2 Prozent zu den weltweiten Emissionen bei und vertreibt mit einer angestrebten Reduzierung auf 1,2 Prozent die Industrie. Der Wohlstand in unserem Land steht auf dem Spiel. Es kann so nicht weiter gehen!