2,8 Billionen Euro lagern auf deutschen Konten. Friedrich Merz will 10 % dieser Bürger-Ersparnisse für den Staat "instrumentalisieren". Wie das gehen soll, bleibt offen. Doch die Geschichte zeigt: Es funktioniert und am Ende ist das Geld weg.
Von Meinrad Müller
Friedrich Merz nahm auf dem CSU-Parteitag am 12.10.24 zwar das Wort „Kriegsanleihen“ nicht in den Mund. Aber als er davon sprach, zehn Prozent der deutschen Spareinlagen „mobilisieren“ (Originalton Merz) zu wollen. Friedrich will ans Ersparte der Bürger ran! Jetzt wissen wir zumindest, was dieser Kanzlerkandidat 2025 vorhat. Da fällt uns doch gleich auch der Begriff „Sozialschädlichkeit“ ein, den Justizminister Buschmann vor wenigen Tagen prägte. Wird diese Beschimpfung künftig auch für die angewandt, die ihr Erspartes nicht „mobilisieren“ lassen wollen? Von der „Sozialschädlichkeit“ zum „Sozialschädling“ ist es nur ein kleiner Schritt. Vergessen wird dabei auch, dass die Beträge, die der Bürger auf die Seite legte, die Summen sind, die ihm nach Abzug der Steuern gerade noch blieben.
Es gibt Dinge, die ändern sich nie. Wenn dem Staat das Geld ausgeht – und das passiert öfter, als man denkt – greift er tief in die Taschen seiner Bürger. Das war schon im Ersten Weltkrieg so, als man den Leuten bunte „Kriegsanleihen“ verkaufte. Und heute? Da nennt man das nicht mehr so, aber der Plan ist der gleiche.
Damals: Kriegsanleihen als Heldentat verkauft
1916 war die Sache klar. Wer 10.000 Reichsmark in eine Kriegsanleihe steckte, bekam dafür ein hübsches Papier. Darauf standen große Worte: „Fürs Vaterland!“ und „Zum Sieg!“ Aber am Ende war das Papier genauso wertlos wie die Versprechungen. Die Bürger dachten, sie tun was Gutes und verdienen auch noch daran. Aber was haben sie wirklich mit ihrem Geld gemacht? Bomben und U-Boote bezahlt. Stolz konnte man sagen: „Da habe ich mitgeholfen, die Gegner in Schutt und Asche zu legen!“ Am Ende des Krieges waren die Anleihen nichts mehr wert, und die Leute saßen auf einem Haufen bunter Zettel.
Gold gab ich für Eisen
Obwohl durch die "freiwilligen" Gaben der Bürger 60 % der Kriegskosten finanziert wurden, reichte das Geld jedoch immer noch nicht. Deshalb erfand man die Aktion “Gold gab ich für Eisen”. Die Bürger sollten ihren goldenen Schmuck, auch die Eheringe, bei so genannten staatlichen Gold-Sammelstellen abgeben. Als Gegenleistung bekamen sie das Goldstück in Eisen.
Auch hier wieder war Tugendprotzrei ein wichtiges Hilfs- und Druckmittel. In den Medien präsentierten sich die Bürger stolz mit ihren Blechringen. Derjenige, der das nicht tat, war ein Volksschädling, beziehungsweise kein Patriot. Schon alleine die Tatsache, dass man zum Beispiel ohne Ring oder Schmuck herum lief, war verdächtig.Der soziale Druck war enorm.
Heute: Merz und sein Griff ins Sparschwein
Und heute? Der liebe Friedrich Merz hat eine neue Idee: Er will von den 2,8 Billionen Euro deutscher Spareinlagen zehn Prozent „mobilisieren“. Was heißt das? Ganz einfach: Er will, dass die Leute ihr Geld vom Sparkonto nehmen und dem Staat geben. Mit sanftem Druck locken. Natürlich soll das alles ganz sicher und gut verzinst sein. Und nebenwirkungsfrei. Aber wenn man sich die Vergangenheit ansieht, weiß man: Trau, schau, wem!
Das Muster bleibt das gleiche
Ob 1916 oder 2024, der Plan ist immer der gleiche. Damals hat man die Kriegsanleihe als patriotische Pflicht verkauft. Heute nennt man es „Bürgervermögen mobilisieren“. Aber das Ziel bleibt das gleiche: Der Staat will an das Geld der Bürger Getrieben von fiskalischer Gier, statt zu sparen und sorgsam mit den anvertrauten Steuergeldern umzugehen.. Damals wie heute hoffen sie, dass der Bürger brav folgen und sein Erspartes abliefern wird..
Kriegsanleihen in der NS-Zeit: Zwang statt Freiwilligkeit
Auch in der NS-Zeit spielten Kriegsanleihen eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung des Krieges. Doch im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg, wo noch ein gewisser Enthusiasmus und die Hoffnung auf Gewinn mitschwangen, hatten viele Bürger noch das Fiasko der Kriegsanleihen aus dem ersten Weltkrieg in Erinnerung. Kriegsanleihen zu propagieren war also keine gute Idee. Deshalb griff der Staat zu einem listigen Mittel: Weil Banken und Sparkassen gleichgeschaltet waren, griff die Regierung heimlich, also ohne Einwilligung der Sparer, auf das Geld auf den Konten zu.
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