Gold weiterhin gedrückt und im Zangengriff der Future-Märkte. Geht die Notenbankbefreite Party bei Bitcoin & Co. weiter, oder droht Ungemach? Prognose: Nächstes Kursziel 100.000 Dollar?
Von Sascha Opel
Es kam wie es kommen musste. Just als der Goldpreis sich anschickte, aus einer vielversprechenden charttechnischen Konstellation nach oben auszubrechen, wurden die deutlich besser als erwarteten US-BIP-Wachstumszahlen am Mittwochnachmittag dazu genutzt, den Goldpreis wieder an die Leine zu legen.
Innerhalb von einer Stunde wurde der Markt mit Papiergold an der Comex geflutet und der Preis um 15 USD gedrückt. Gleichzeitig lösten sich die 10-Jährigen US-Renditen, zu denen Gold seit Monaten eine extrem hohe Korrelation aufweist, aus einer engen Handelsspanne nach oben.
Diese stehen nun bei 2,417% und damit erneut knapp unter der wichtigen Widerstandsmarke bei 2,46%. Sollte dieser Bereich nach oben genommen werden, dürfte Gold nochmals unter Druck geraten, weshalb wir spekulative Longpositionen eng absichern würden. Zudem scheint die FED derzeit alles zu unternehmen, um die Zinsen zu stützen.
Beobachtet und lauscht man der Kommunikation der letzten Monate, dann kann man geradezu den Eindruck gewinnen, man will die Zinsen unter allen Umständen nach oben drücken. Nur seltsam, dass diese offensichtlichen Stützungsmaßnahmen in den letzten Wochen und Monaten dem US-Dollar nicht deutlicher Auftrieb verliehen haben. Mit Goldaktien ist in diesem Marktumfeld – bis auf einzelne Sondersituationen – kein Blumentopf zu gewinnen.
Kein Wunder, dass das spekulative Geld sich derzeit ein anderes Spielfeld ausgesucht hat, in welchem zudem die Notenbanken (noch) keine Gewalt über die Kursbewegungen besitzen (wie beim Gold).
Bitcoin und Johnny Come Lately?
Doch auch beim Bitcoin könnte die bislang „Notenbankbefreite Party“ mit der Einführung des Futures an der CME am 10. Dezember womöglich ihrem Ende entgegengehen. Man kann sich kaum vorstellen, dass die Besitzer der privaten Notenbank FED, wie Goldman Sachs, Morgan Stanley oder Bank of America/Merrill Lynch sich in diesem Fall so einfach die Butter vom Brot nehmen lassen.
Viele Bitcoin-Anleger, welche dieses Szenario befürchten, dürften daher bereits in kleinere Kryptowährungen, die für die Banken aufgrund der geringeren Marktkapitalisierung noch weniger interessant sind, als das 170 Milliarden USD-Schwergewicht Bitcoin, gewechselt sein.
Wir selbst haben uns in den letzten Tagen bis auf eine kleinere Position komplett aus Bitcoins verbschiedet und halten aktuell noch IOTA (4 Mrd. USD Mcap), Dash (5,9 Mrd. USD Mcap.), ein paar Ripple (9,4 Mrd. USD Mcap.) und EOS (1,4 Mrd. USD), auch weil wir diese Kryptowährungen vom Handling und Nutzen für den Besitzer, Bitcoin gegenüber als klar überlegen ansehen.
Beim Bitcoin kommt es uns so vor, als ob aktuell die „Johnny-Come-Lately“-Party am Laufen ist. Auch der Letzte hat inzwischen mitbekommen, dass Bitcoins „nur steigen“.
Dabei ist die Software auf der der Bitcoin basiert, völlig veraltet und zudem viel zu langsam. Ein Vergleich: Während bei Bitcoin circa 4 Transaktionen pro Sekunde getätigt werden, sind es bei VISA circa 50.000!
Eine effektive Zahlungsabwicklung, die essentiell ist, wenn eine Kryptowährung auch tatsächlich einmal Zahlungs- und nicht nur Wertaufbewahrungs- oder Spekulationsmittel sein soll, ist weit und breit nicht in Sicht. Dazu müsste es zahlreiche neue „Forks“ geben, welche den Bitcoin bereits in drei konkurrierende „Währungen“ (Bitcoin, Bitcoin Cash, Bitcoin Gold) aufgeteilt hat.
Kurzum: Die Bitcoin-Community muss die aktuellen Mengen- und Zeitprobleme bei Bitcoin-Transaktionen lösen. Sonst ist das Ganze ein reines Spekulationsobjekt, wo ein Käufer hofft, bald einen anderen Käufer zu finden, der ihm die Bitcoins höher abkauft.
Und wir wissen alle, wie es endet, wenn plötzlich alle gleichzeitig zum Ausgang drängen, da vor allem die letzten Käufer merken, dass sie eben die „Johnny Come Latey“ waren. Hinter Kryptowährungen wie IOTA dagegen stecken echte Anwendungsgebiete, wie das „Internet of Things“, sowie zahlreiche Großkonzerne, wie Bosch, Microsoft oder Fujitsu, welches das Projekt unterstützen.
Aber wir wollen die Bitcoin-Euphorie nicht ganz niedereschreiben, sondern haben auch ein Positivszenario: Sollte sich der Bitcoin als Welthandels- oder Weltersatzwährung etablieren (wofür aber die oben genannten Probleme gelöst werden müssten), dann dürfte der Kurs in ungeahnte Höhen steigen und eben wegen der Begrenztheit auch 100.000 USD oder mehr erreichen können.
Zahlreiche Staaten würden von der Etablierung eines globalen Zahlungssystems, welches nicht dem USD-Öl-System ausgeliefert ist, profitieren. Welches zudem unabhängig von Swift, dem heutigen System, funktioniert. Die westliche Dominanz bei Swift ist vielen Staaten, vor allem aus dem Bitcoin-Boomregionen in Asien, schon lange ein Dorn im Auge.
Insofern hätte eine Kryptowährung, ob sie nun Bitcoin, Ether, Dash oder IOTA heißt, eine echte, langfristige Chance. Allerdings auch nur, wenn Sie eben keine eratischen Bewegungen nach oben oder unten vollzieht (dies würde Handel mit Waren und Dienstleistungen erschweren oder verunmöglichen) und nicht (wie jetzt beim Bitcoin) hauptsächlich als (potenzielles) Wertaufbewahrungs- und Spekulationsmittel dient.
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