Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat den Vorstoß von Familienministerin Katarina Barley (SPD) für eine gesetzliche Frauenquote auch für Unternehmensvorstände zurückgewiesen.
Gesetzliche Quoten für Vorstände privater Unternehmen seien „nicht hilfreich“, sagte Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung dem Handelsblatt. „Eine Quote für Vorstände wäre verfassungswidrig, sie stellt einen massiven Eingriff in die unternehmerische Freiheit dar.“
Zumal, wie Plöger betonte, über 80 Prozent der Vorstände börsennotierter Unternehmen aus ein bis drei Personen bestünden. „Die Regulierung solcher Kleinstgremien ist unverhältnismäßig.“
Andererseits unterstrich Plöger das große Interesse der Industrie, deutlich mehr weibliche Fach- und Führungskräfte zu gewinnen und zu fördern. „Die Unternehmen haben erkannt, das s sich vor allem durch Vielfalt innerhalb aller Teams optimale Ergebnisse erzielen lassen“, sagte sie.
Barley hatte vor dem Hintergrund einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), einen Frauenanteil von unter zehn Prozent in den Vorständen etwa der großen deutschen Banken als nicht hinnehmbar kritisiert und erklärt: Wo selbstgesetzte Zielgrößen nicht wirkten, seien klare Regelungen notwendig. „Ansonsten wird sich in von Männern dominierten Führungsetagen nichts ändern“, sagte die Ministerin dem Handelsblatt.
Der CDU-Wirtschaftsrat und die FDP reagierten ebenfalls ablehnend auf Barleys Vorstoß. „Geht die Große Koalition diesen Weg von mehr Quoten und bürokratischen Vorschriften, engen wir die qualitative Personalauswahl nur noch weiter ein“, sagte der Generalsekretär des Wirtschaftsrats, Wolfgang Steiger, dem Handelsblatt.
„Deutschlands Wirtschaft kam bisher auch hervorragend ohne Quoten au s.“ FDP-Generalsekretärin Nicola Beer warnte mit Blick auf Quoten: „So werden Frauen zu Platzhaltern degradiert und nicht entsprechend ihrer Leistungen gewürdigt.“ Die Liberalen setzten vielmehr auf „Anreize für die Unternehmen, verbindliche Berichtspflichten und transparente Selbstverpflichtungen“, sagte Beer dem Handelsblatt.
Für gesetzlichen Druck plädieren die Grünen. „Die aktuellen Zahlen zeigen es erneut: Freiwillige Vereinbarungen bringen nichts. Sie werden leider zu Lasten der Frauen umgangen“, sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Katja Dörner dem Handelsblatt. Während sich der Frauenanteil dank gesetzlicher Quote in den Aufsichtsräten positiv entwickle, gebe es in den Vorständen keine Fortschritte. „Deshalb ist auch hier eine gesetzliche Vorgabe richtig und überfällig.“
Foto: Geschäftsfrauen mit Smartphone, über dts Nachrichtenagentur