Der DAX und die meisten Weltbörsen befinden sich praktisch schon seit Januar im Abwärtstrend. Im Oktober gab es noch mal einen drastischen Schlag nach unten. Gibt es Hoffnung? Oder Zeit für Flucht in Gold?
von Sven Weisenhaus
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Donnerstag ihren geldpolitischen Zeitplan bestätigt: Die Leitzinsen sollen noch bis „mindestens über den Sommer 2019“ auf dem aktuellen Niveau bleiben. Und die Anleihenkäufe sollen, abgesehen von den Reinvestitionen auslaufender Anleihen, zum Jahresende eingestellt werden.
Einen formalen Beschluss zum Ende des Programms traf der EZB-Rat allerdings auch auf dieser Sitzung noch nicht. Damit hält sich die Notenbank weiterhin alle Türen offen. Eile ist aber auch nicht geboten. Denn erst zum Oktober wurde das monatliche Kaufvolumen auf 15 Milliarden Euro halbiert. Und den Beschluss zum Ende des Programms am Jahresende kann die EZB auch noch auf ihrer Sitzung am 13. Dezember treffen.
Im Grunde war die EZB-Sitzung daher ein Non-Event für die Märkte, da es keine Änderungen und kaum neue Informationen gab. Interessant war lediglich, dass EZB-Präsident Mario Draghi auf zahlreiche Unsicherheiten verwies - unter anderem den Brexit und die Handelskonflikte.
Dennoch bekräftigte er die Einschätzung der Notenbank, dass sich die Wirtschaft in der Eurozone auf einem robusten Expansionspfad befindet. Die zuletzt unter den Erwartungen liegende Konjunkturdaten seien zum großen Teil auf kurzfristige Störfaktoren zurückzuführen. Diese Möglichkeit hatte ich ja vorgestern auch schon erwähnt. Hoffen wir, dass Draghi damit Recht behält.
Befindet sich der DAX schon in der großen ABC-Korrektur?
Trotzdem sollte man aber auch die Variante im Hinterkopf behalten, dass der Boom in 2019 endet. Davor und vor stärker fallenden Aktienkursen hatte ich auch schon früh in diesem Jahr gewarnt. Werfen wir dazu zum Beispiel noch einmal einen Blick auf den Elliott-Wellen-Chart aus der Börse-Intern vom 15. Februar 2018:
Damals hatte ich erwartet, dass es im Rahmen der Welle 5 (schwarz bzw. blau) noch einmal auf ein neues Allzeithoch geht (grüner Pfeil), bevor der DAX den Aufwärtstrendkanal bricht und stärker korrigiert (roter Pfeil) und damit das Ende des Booms antizipiert. Doch wie der folgende aktuelle Chart des DAX zeigt, blieb der Index mit dem letzten Anstieg unterhalb der Hochs vom 7. November 2017 und 23. Januar 2018.
Es könnte dadurch sein, dass die schwarzen und gelben Wellen anders gezählt werden müssen und die blaue Welle 5 bereits Ende 2017 bzw. Anfang 2018 ihr Ende gefunden hat. Torsten Ewert hatte am 6. August alternativ eine Versager-Welle 5 ins Spiel gebracht. In beiden Fällen würde der DAX schon jetzt in der großen ABC-Korrektur stecken (roter Pfeil).
Oder befindet sich der DAX noch in der Welle 4?
Es ist allerdings auch sehr gut möglich, dass wir uns einfach noch in der schwarzen Welle 4 befinden. Diese scheint lediglich deutlich ausgeprägter auszufallen als ursprünglich von mir skizziert und erwartet. Das Szenario ist jedenfalls solange intakt, wie das Hoch der schwarzen Welle 1 vom 21. April 2016 bei 10.474,38 Punkten nicht unterschritten wird.
Denn dann läge eine Überschneidung vor, die nach den Elliott-Wellen-Regeln nicht erlaubt ist. In diesem Fall wäre das Szenario einer ausgedehnteren Welle 4 klar hinfällig und es bliebe das Szenario der bereits laufenden großen ABC-Korrektur. Vorsichtig muss man aber auch schon werden, wenn der DAX das 61,80%-Fibonacci-Retracement bei 10.861,08 Punkten unterschreitet.
Im Einklang mit den Marken der Target-Trend-Methode
Wie passend, dass diese beiden Kursmarken (10.861,08 und 10.474,38) relativ gut mit der Target-Trend-Analyse harmonieren (siehe folgender Chart). Wie am Dienstag beschrieben, liegen bei 10.815 Punkten eine Mittellinie und bei 10.460 Punkten eine Rechteckgrenze im DAX.
Diese beiden Kursbereiche gilt es also, als nächste Kursziele der Bären und Haltemarken der Bullen zu beachten, wenn der DAX nachhaltig unter die Rechteckgrenze bei 11.170 Punkten fällt.
Fazit
Im DAX befinden sich die Kurse seit dem 23. Januar 2018 auf dem Rückzug. Exakt zu dieser Zeit markierten die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone und für Deutschland ebenfalls ihre Höchststände (siehe Börse-Intern von vorgestern). Die Frühindikatoren, zu denen ja auch die Aktienkurse gehören, gehen also Hand in Hand.
Ob wir derzeit nur eine Delle in der Stimmung und im Wachstumsmomentum sehen oder die Wirtschaft bald in eine Rezession gerät und der DAX damit womöglich derzeit schon in einer großen (ABC-)Korrektur steckt, bleibt offen. Bislang weisen die Wirtschaftsdaten jedenfalls noch (zukünftiges) Wachstum aus und die Elliott-Wellen lediglich auf eine normale Korrektur hin.
Am besten verhält man sich in einer solchen Situation zurückhaltend und beachtet als DAX-Anleger die oben genannten Kursmarken. Neue Long-Positionen im kurz- bis mittelfristigen Bereich bieten sich erst bei klaren Anzeichen für ein Ende der Korrektur an. Bestehende Positionen sollte man mit Stopps versehen oder mit Short-Positionen absichern.
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