Der U.S.-Ökonom Robert J. Gordon prophezeit, daß schon bald kein Wirtschafts-Wachstum mehr möglich sein werde. Die Zeit der produktiven und konsumtiven Steigerungsraten zwischen dem Beginn der Industriellen Revolution und dem Beginn des Internet-Zeitalters sei unwiderruflich vorbei. So ist es. Doch auf das Ende des Wachstums wird der Zusammenbruch der Wirtschaft und der Gesellschaft folgen.
„Jeder, der glaubt, exponentielles Wachstum könnte endlos weitergehen, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom.“ (Kenneth Boulding, Economist)
von Norbert Knobloch
Der amerikanische Ökonom Dr. Robert J. Gordon, Professor für Ökonomie an der Northwestern University in Chicago im U.S.-Bundesstaat Illinois, kommt in seiner im September 2012 veröffentlichten Studie „Is US Economic Growth Over?“ 1) zu dem begründeten Schluß, daß das Wirtschafts-Wachstum in den Vereinigten Staaten – und auch in den meisten anderen Industrie-Ländern – mittelfristig unter ein Prozent pro Jahr fallen und langfristig zum Stillstand kommen werde. Mit seiner Annahme widerspricht Gordon einer zentralen These der modernen Ökonomie, die besagt, daß „permanentes“ Wirtschafts-Wachstum eine „automatische“ Eigenschaft aller Volkswirtschaften wäre. (Anm. d. Verf.: Diese These ist, wie die gesamte Volkswirtschafts-Theorie, unlogisch und mathematisch falsch. Das hatte George Stigler, Nobelpreisträger, bereits vor 50 Jahren nachgewiesen. 2))
Wachstum einmalig, begrenzt und nicht wiederholbar
»Wirtschafts-Wachstum«, so Gordon, sei eine einmalige historische Epoche, die sich auf den Zeitraum von 1750 bis heute beschränke. Da es vor Beginn der Industriellen Revolution kein Wachstum gegeben habe, sei es nur logisch, daß es nach dem Ende des industriellen Zeitalters innerhalb der nächsten einhundert Jahre zu einem Wachstums-Stillstand kommen werde.
Nach Gordon seien die enormen Steigerungsraten der jüngeren Vergangenheit einmalig und nicht wiederholbar. Er analysierte Daten zum Pro-Kopf-Einkommen in dem jeweils industriell führenden Land der vergangenen drei Jahrhunderte, wobei er hauptsächlich Zahlen für die Vereinigten Staaten und Großbritannien heranzog. Danach sei das wirtschaftliche Wachstum ab 1700 allmählich, ab 1900 sprunghaft gestiegen und habe Mitte des 20. Jahrhunderts sein Maximum erreicht; seitdem nähmen die Wachstums-Raten kontinuierlich immer schneller ab.
Die drei historischen Innovations-Schübe
Robert J. Gordon teilt diese historische Wachstums-Phase in drei Innovations-Schübe ein, welche die kontinuierlich steigenden Wachstums-Raten verursacht hätten:
- Der erste Schub (ca. 1750 – 1830) beruhte auf den Erfindungen der Maschinen für die Textil-Industrie sowie auf der Erfindung der Dampfmaschine, dem Bau der Eisenbahnen und der Dampfschiffe.
- Der zweite Schub (ca. 1870 – 1900) erfolgte mit der Elektrizität, den Erfindungen des Elektro- und des Verbrennungs-Motors und des Automobils sowie mit der Versorgung mit fließendem Wasser und der Entwicklung der modernen Chemie.
- Der dritte Schub setzte etwa um 1960 mit der Entwicklung und Standardisierung der Computer („Digitalisierung“) sowie mit der Etablierung des elektronischen Weltnetzes („Internet“) und der Vernetzung der elektronischen Kommunikation ein.
Gordon ist aus mehreren Gründen davon überzeugt, daß es keine vergleichbaren Schübe für ein Wirtschafts-Wachstum in Zukunft mehr geben werde. Vielmehr macht er eine Reihe von negativen Faktoren („Headwinds / Gegenwinde“) aus, die das wirtschaftliche Wachstum schon seit einiger Zeit hemmten und in Zukunft zum Stillstand bringen würden.
Die sechs kontraproduktiven Faktoren
Der Ökonomie-Professor zählt sechs kontraproduktive Faktoren auf, die zukünftige Wachstums-Schübe verhindern sowie das Wachstum bremsen und stoppen würden:
1. Die Demographie: Aufgrund der sinkenden Geburtenraten und der zunehm-enden Überalterung der Industrie-Länder stünden immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung; infolgedessen werde auch immer weniger Produktivität erzielt.
2. Die Schwächen des U.S.-Bildungs-Systems: Wegen der (völkerrechtswidrigen; Anm. d. Verf. 3)) Studien-Gebühren müßten sich viele Studenten in den U.S.A. hoch verschulden, was wiederum deren Karriere-Chancen verschlechtere. Zudem hielten die hohen Kosten eines Studiums U.S.-Bürger mit niedrigen Einkommen davon ab, eine Hochschule oder Universität zu besuchen.
3. Die zunehmend auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich: So habe das durchschnittliche Wachstum der Realeinkommen aller U.S.-Haushalte zwischen 1993 und 2008 1,3 Prozent pro Jahr betragen. Doch das Einkommen der „unteren“ 99 Prozent der U.S.-Bevölkerung sei jährlich lediglich um 0,75 Prozent gewachsen. Dies entspreche somit einer „Lücke“ von 0,55 Prozent pro Jahr. Wer also nicht zu dem reichsten Prozent der U.S.-Amerikaner gehöre, müsse laut Gordon mit einer Stagnation seines ohnehin niedrigen Einkommens rechnen und sich deshalb auf ein Absinken seines bisher sowieso schon bescheidenen Lebens-Standards einstellen.
4. Die Interaktion zwischen Globalisierung sowie Kommunikations- und Informations-Technologie: Billigere ausländische Arbeit ziehe sowohl eine Auslagerung („Outsourcing“) vieler Produktions-Bereiche verschiedenster Berufsgruppen ins Ausland wie auch die verstärkte Einwanderung ausländischer Arbeiter ins Inland nach sich; beides verursache Arbeitslosigkeit. Außerdem forciere sie vermehrte Importe. Die zunehmenden Einfuhren aus Billiglohn-Ländern hätten wiederum sinkende Arbeitslöhne in den Vereinigten Staaten zur Folge. Alles zusammen senke die Produktivität und den Konsum.
5. Energie und Umwelt: Laut Gordon hätten die führenden Industrie-Nationen wie die U.S.A., das U.K., die „BRD“ und Japan nun die Rechnung für ihr Wachstum in der Vergangenheit zu bezahlen, indem sie die „Klima-Erwärmung“ in den Griff bekommen müßten. Zudem sorgten aufstrebende Schwellenländer wie China und Indien mit ihrer intensiven Industrialisierung für extreme CO2-Emissionen. (Anm. d. Verf.: Das ist falsch bzw. irrelevant 4))
6. Nationale Verschuldung: Die staatliche und private Überschuldung zwinge zu „notwendigen“ drastischen Sparmaßnahmen, die wiederum das Wachstum einschränkten oder stoppten. (Anm. d. Verf.: Auch das ist falsch; siehe unten)
Robert J. Gordons Prognose ist nachvollziehbar und, wie er selber betont, auf alle anderen Industrie-Staaten übertragbar. Allerdings ist es nahezu unfaßbar, daß ein studierter Ökonom, der sogar als Dozent für Wirtschafts-Wissenschaften an einer Hochschule lehrt, nicht die beiden einzigen tatsächlichen Ursachen für die von ihm ja durchaus realistisch vorhergesagte Entwicklung sieht oder anspricht: das Monopol der Falschgeld-Schöpfung aus dem Nichts ohne eigene Leistung durch die privaten Zentralbanken und das Zins- und Zinseszins-System.
Die wahren Ursachen für das Ende des Wachstums
Die Probleme unseres Wirtschafts-Systems werden durch unser Geld-System verursacht; die Probleme innerhalb des Geld-Systems sind zwei Überentwicklungen: die Überentwicklung der Geldmenge, die „Inflation“ genannt wird und zum Verlust der Kaufkraft des Geldes bzw. zu einem (scheinbaren und fälschlich so genannten) „Anstieg“ der Preise führt, und die Überentwicklung der privaten Geldvermögen durch Zins und Zinseszins, die zur staatlichen Überschuldung führt und zu exzessivem Wachstum zwingt. Um diese beiden Über-entwicklungen zu überwinden und damit die Probleme zu lösen, müssen das private Monopol der Geld-Schöpfung / Geld-Ausgabe sowie der Zins / Zinseszins abgeschafft werden. Punkt.
Mit Zins und Zinseszins bleiben die Akkumulation der Geldvermögen auf der einen und, exakt spiegelbildlich, die Eskalation der Schulden auf der anderen Seite sowie die verbrecherische Umverteilung des Volkseinkommens von den Schaffenden zu den ohne Leistung Raffenden nicht nur bestehen, sondern beschleunigen sich sogar noch stetig. Die Folgen sind Reichtum auf der einen und Armut auf der anderen Seite und Fehlentwicklungen schwerwiegender Natur: zunehmende, immer weniger beherrschbare ökologische, ökonomische und soziale Störungen, die schließlich zwangsläufig in Zerstörung enden.
Die fatalen Folgen der monetären Fehlentwicklung sind also dreifacher Art. Alle drei stehen natürlich in Wechselwirkung miteinander: Die ständig zunehmenden Ansprüche aus Zinsen des ständig wachsenden Kapitals an das von den Arbeitenden geschaffene Sozialprodukt führen zu einer stetigen Verringerung des Teiles, der für die Arbeitenden übrigbleibt. Das heißt, Löhne / Einkommen und Kaufkraft der Unternehmer und Arbeitenden sinken bei, mit und durch steigende(n) Schulden, Preise(n) und Steuern. Die Folgen sind Nachfrage- und Investitions-Rückgänge, Firmen-Pleiten sowie Arbeitslosigkeit, Armut und Obdachlosigkeit.
Auf Dauer und mit jedem Konjunktur-Einbruch („Abschwung“) zunehmend werden die sozialen Spannungen größer. Am Ende stehen soziale Unruhen, gewalttätige Aufstände, Bürgerkrieg und der ausgerufene Notstand / Ausnahmezustand. (Sondereinsatz-Kommandos der Polizei und die Bundeswehr [Schäuble: „Einsatz der Bundeswehr im Innern“!] werden bereits seit einiger Zeit auf die gemeinsame Bekämpfung eines von der Politik erwarteten Bürgerkrieges in deutschen Städten trainiert. Von Internierungs-Lagern über Stand-gerichte mit Todesstrafen bis zu Zwangsdurchsagen im Radio wird derzeit alles vorbereitet.5))
Vermeidbar ist die Minderung der Einkommen der Arbeitenden nur, und auch das nur befristet, wenn das Sozialprodukt jedes Jahr vergrößert wird, und zwar mindestens um jenen Anteil, den das Kapital (über Zins und Zinseszins) von Jahr zu Jahr mehr beansprucht. Soll die gegebene Relation der (Um-) Verteilung zwischen Arbeit und Kapital beibehalten werden, muß das prozentuale Wirtschafts-Wachstum aus Arbeit / Produktion dem Wachstum des Kapitals aus Zins und Zinseszins entsprechen. Eine solche Leistungs-Steigerung vergrößert jedoch den Verbrauch unersetzlicher Ressourcen und die irreparable Zerstörung der Natur; außerdem stößt sie sehr bald an die Grenzen der körperlichen und nervlichen Leistungs- und Belastungs-Fähigkeit des Menschen (die aber wohl sogar schon jetzt überschritten sind).
Der scheinbare „Ausweg“ aus der ökonomischen und sozialen Krise führt also sogar noch beschleunigt in die ökologische Krise. „Daher haben wir im gegenwärtigen [pervertierten / destruktiven] Geld-System nur die Wahl zwischen ökonomischem oder ökologischem Zusammenbruch.“ (Dr. Margrit Kennedy 6)) Damit aber drohen nicht nur Umwelt-Katastrophen, sondern wiederum kriegerische Auseinandersetzungen um natürliche, überlebenswichtige Ressourcen wie Wasser, Erdöl, Holz, Kohle, Nutztiere, Nutzpflanzen und Ackerland.
Die Politik steckt in einer dreifachen Zwickmühle (wer schon einmal „Mühle“ gespielt hat, weiß, was das bedeutet). Das irrtümlich vielbeschworene „Sparen“ durch den Staat hilft nicht weiter – im Gegenteil: Ein Zurückschrauben oder gar eine Einstellung der Kredit-Aufnahmen hätte unmittelbar und sofort eine schwere oder totale Depression wegen mangelnder Investitionen zur Folge. Wird das durch die exponentielle Zins- und Zinseszins-Funktion wuchernd wachsende Kapital nicht über erneut zinsbeladene Kredite in die Wirtschaft zurückgeschleust, kommt es zur deflationären Rezession. Wird es aber in den Wirtschafts-Kreislauf zurückgeführt, kommt es über Verschuldung und Verarmung der arbeitenden Klasse, des Mittelstandes, zum ökonomischen Crash und sozialen Kollaps. Wird, als scheinbare „Alternative“ und vermeintlicher „Ausweg“, die Wirtschafts-Leistung, das Sozial-Produkt, gesteigert („Wirtschafts-Wachstum“), kommt es zum ökologischen Zusammenbruch.
Die aktuelle Entwicklung in der Welt läuft auf beides hinaus: Der gesellschaftliche Zusammenbruch ist unausweichlich, weil das Wirtschafts-Wachstum nicht in dem Tempo und in dem Maße der (exponentiellen) Zunahme der Geldvermögen aus Zins und Zinseszins gesteigert werden kann. Und der ökologische Kollaps ist ebenfalls unvermeidbar, weil die Natur selbst unser unzureichendes (!), rückläufiges Wachstum der Produktion und Konsumtion schon heuer nicht mehr verkraftet – nicht bei der aktuellen Zahl der Menschen, und schon gar nicht bei gegebener Zunahme der Weltbevölkerung.
Die global dominierenden Volkswirtschaften brauchen jedoch das Wachstum so nötig wie ein Verdurstender das Wasser. Dieser Wachstums-Zwang ist ein tödlicher Fehler unseres Wirtschafts- und Finanz-Systems und daher eine existentielle Bedrohung. Unser derzeitiges System verkraftet nicht einmal ein langsameres, geringeres Wachstum als bisher – von einem Stillstand oder gar Rückgang ganz zu schweigen. Bei einem Stillstand käme es zu Chaos, Crash und Krieg. Ohne eine Änderung der Geld-Ordnung wird das Ende des Wirtschafts-Wachstums auch das Ende der Kultur und Zivilisation, wie wir sie kennen, bedeuten.
So hat Prof. Dr. Robert J. Gordon – bis auf die beiden Punkte 5. und 6. – zwar recht, kratzt mit seiner Analyse und Diagnose aber nur an der Oberfläche. Auf jeden Fall müssen wir uns auf ein baldiges Ende des wirtschaftlichen Wachstums einstellen – mit allen Konsequenzen…
1) Prof. Dr. Robert J. Gordon, “Is US Economic Growth Over? Faltering Innovation Confronts the Six Headwinds”, www.cepr.org/pubs/PolicyInsights/PolicyInsight63.pdf
2) Siehe Prof. Dr. Steve Keen, “Debunking Economics: The Naked Error of the Social Sciences”, Pluto Press & Zed Books, Sidney & London 2001; Prof. Dr. Steve Keen, „Warum Wirtschaftslehrbücher die Standard-Theorie des Unternehmens nicht mehr unterrichten dürfen“, in: Bernd Luderer (Hrsg.), „Die Kunst des Modellierens. Mathematisch-Ökonomische Modelle“, Vieweg & Teubner, 2008; Prof. Dr. Jürgen Kremer, „Dynamische Analyse – Die Untersuchung des langfristigen Verhaltens von Ökonomien“, in: Bernd Luderer (Hrsg.), „Die Kunst des Modellierens. Mathematisch-Ökonomische Modelle“, Vieweg & Teubner, 2008; Prof. Dr. Jürgen Kremer, „Eine andere unsichtbare Hand des Marktes – von den blinden Flecken der Volks-wirtschaftslehre“, www.rheinahrcampus.de/kremer; Norbert Knobloch, „VWL: Wissenschaft oder purer Schwachsinn?“, www.mmnews.de
3) Siehe Norbert Knobloch, „Studiengebühren völkerrechtswidrig“, www.mmnews.de
4) Die „Klima-Erwärmung“ wird nicht durch künstliche CO2-Emissionen verursacht. Sie ist auch nicht negativ, sondern sogar positiv. Überhaupt kann das globale Klima nicht vom Menschen beeinflußt oder geändert werden. Siehe Norbert Knobloch, „Die CO2-Lüge“, www.mmnews.de
5) Dr. Udo Ulfkotte, Vorsicht, Bürgerkrieg! Was lange gärt, wird endlich Wut, Kopp-Verlag, Rottenburg 2009; Interview von Oliver Janich mit Prof. Dr. jur. Karl Albrecht Schachtschneider zur Wiedereinführung der Todesstrafe in der EU, in: FOCUS MONEY, Ausgabe Nr. 35 vom 19. 08. 2009, S. 78 ff; http://www.focus.de
http://www.parteidervernunft.de/2009/08/19/eu-todesstrafe;
http://www.politgauner.de/html/eu_gewalt.html
vgl. auch das „Gesetz zu dem Vertrag vom 2. März 2005 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande über die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit und die Zusammenarbeit in strafrechtlichen Angelegenheiten“, Artikel 1a, („Einschränkung der Grundrechte“): „Die Grundrechte auf Leben und der körperlichen Unversehrtheit…, der Freiheit der Person…, der Freiheit der Versammlung…, des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses und der Unverletzlichkeit der Wohnung werden nach Maßgabe dieses Gesetzes eingeschränkt.“ (Bundesgesetzblatt 2006, Teil II, Nr. 7, Bonn, 22. März 2006)
6) Dr. Margrit Kennedy, „Geld ohne Zinsen und Inflation“, Goldmann, München 2006, 9. Auflage, S.103