Trump will Grönland kaufen. Kann Trump England kaufen? Die deutsche Lückenpresse überschlägt sich gerade gegen den US-Präsidenten. Die Hintergründe werden - wie üblich - ausgeblendet, damit die Story passt.
von DK
Die Frage, ob der amerikanische Präsident Donald Trump doof, bescheuert, unzurechnungsfähig usw. ist, wird in deutschen Medien stets mit einem donnernden „Ja“ beantwortet: „Kann Trump nicht einfach England kaufen“, fragte etwa am 21. August 2019 die regierungsnahe Berliner „Tageszeitung“ in der Hoffnung, dass man die blöden Briten dann in der EU endlich los wäre.
Und in dem Medien-Hintergrunddienst „turi2“, Pflichtlektüre für alle deutschen Qualitätsjournalisten, wird gespottet: „Donald Trump, den der Amtsarzt weiterhin US-Präsident sein lässt, sagt ein geplantes Treffen mit der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen ab. Ihr Vergehen: Sie will nicht über Trumps Wunsch sprechen, den Dänen ihr autonomes Territorium Grönland abzukaufen.“ Die Frankfurter Rundschau schreibt mit Blick auf die Arktis-Insel: „Donald will ein Eis!“ Für deutsche Politiker ist der Fall klar: Dem alten weißen Mann im Weißen Haus ist ohnehin nicht mehr zu helfen.
Dass der „Rückfall in den Kolonialismus“ (taz) möglicherweise ganz andere Gründe hat, ist in den deutschen Medien natürlich nicht zu lesen. Adressat der Trump-Äußerung war nicht die Regierung in Kopenhagen (und auch nicht die 50.000 Inselbewohner), sondern die Regierung in Peking, mit der sich die Trump-Administration gerade wegen der Handelspolitik im Streit befindet. China hat massives Interesse an der Arktis und sucht dringend einen Stützpunkt in der Region. Es locken Bodenschätze und Fischgründe (Grönland hat 44.000 Kilometer Küstenlinie).
In einem von den Berliner Politik-Darstellern und Journalisten allerdings ignorierten Strategievortrag hatte Kapitänleutnant Laura Ohlendorf von der deutschen Marine die Dinge auf den Punkt gebracht: „Grönland könnte, neben der geostrategischen Alternative Island, eine mögliche Basis für einen chinesischen Arktis-Stützpunkt sein. China macht Island und Grönland – den beiden kleinen arktischen Staaten, die nach finanzieller Untersützung streben, stetig den Hof.“
Wie Recht Ohlendorf hat zeigt sich daran, dass China in einer neuen Arktis-Strategie seine Unternehmen aufruft, die „polare Seidenstraße“ zu nutzen. Grönländische Politiker, vor allem die nach völliger staatlicher Unabhängigkeit von Dänemark strebenden, sprechen regelmäßig in Peking vor und werden mit offenen Armen empfangen.
Erst im Jahr 2018 stoppte Dänemark (das außenpolitisch auf Grönland noch das Szepter führt) den Versuch chinesischer Unternehmen, auf der Insel zwei ehemalige US-Militärflughäfen zu reaktiveren und zu modernisieren. Angeblich hatten die USA zuvor in Kopenhagen interveniert. In den USA, wo man sich intensiv mit strategischen Fragen befasst, rechnete das „Center Of Naval Analysis“ vor, dass China in den letzten 15 Jahren im arktischen Raum 90 Milliarden Dollar investiert habe.
Im Mai war bereits von US-Außenminister Mike Pompeo Kritik an der „aggressiven Arktis-Politik“ von China und Russland zu hören. Trump hat – auf seine unkonventionelle Art – eine zweite Front im Handelsstreit mit China aufgemacht und Peking wissen lassen, das die USA nicht zusehen werden, wenn ein großer und wichtiger Teil der Arktis unter chinesischen Einfluss zu geraten droht, weil die Insel auch aus Gründen der Landesverteidigung für die USA von Bedeutung ist (Raketenabwehr).
Und was macht eigentlich der deutsche Außenminister? Richtig, Heiko Maas (SPD) war auf Grönland, um sich zu informieren – aber nur über die Auswirkungen des Klimawandels. Strategische Themen erwähnte er nicht. Sind ja auch nicht sein Ding und muss man als Außenminister von „Hippie State“ auch nicht kennen.