Kurz vor den wichtigen Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen hat sich der frühere SPD-Vorsitzende und ehemalige Vizekanzler, Sigmar Gabriel, anlässlich eines Treffens mit Schlagersänger Roland Kaiser zur Schwäche der Volksparteien geäußert.
"Über die Flüchtlingsdebatte haben beide Parteien - SPD und CDU/CSU - 20 Prozent ihrer Wähler verloren. Wenn sie von 35 bis 40 Prozent kommen wie die CDU/CSU, ist das nicht so dramatisch, als wenn sie sowieso nur bei 25 Prozent sind. 400.000 Wählerinnen und Wähler der SPD, die 2013 SPD gewählt haben, sind 2017 zur AfD gegangen", sagte Gabriel der "Bild-Zeitung" (Donnerstagsausgabe).
Das sei "vermutlich" der Preis gewesen, den man "für eine humanitäre Flüchtlingspolitik" zahlen müsse.
"Aber danach hätten wir mit denen, denen die Zuwanderung Angst macht, anders umgehen müssen. Damit meine ich nicht die echten Neonazis, aber die anderen. Denen nur immer zu sagen, dass sie nicht weltoffen genug sind, wird von den Betroffenen als arrogant empfunden.
Besser wäre es gewesen, ihnen einen großen Sozialpakt anzubieten, um zu zeigen, dass wir niemanden vergessen", so der frühere SPD-Chef weiter. Er habe das damals gewollt, "aber meine Partei wollte nur über die `richtige Haltung` reden", so der ehemalige Vizekanzler.
Die Menschen spürten, ob Politiker es mit der "Solidarität ernst meinen, die sie predigen". Es gebe "viele, die sagen, diese dritte große Koalition ist eigentlich eine zu viel und sind damit unzufrieden", sagte Gabriel der "Bild-Zeitung". Er sei für "einen echten Neuanfang an der Spitze der SPD".
Foto: SPD-Logo, über dts Nachrichtenagentur