Die im März illegal aus der Türkei in Griechenland angekommenen Flüchtlinge erhalten nun doch Zugang zum Asylverfahren.
Seit Montagvormittag werden demnach rund 1.800 Menschen, die in geschlossenen Lagern in Malakasa bei Athen und in Serres in der Nähe von Thessaloniki festgehalten werden, gefragt, ob sie Asyl beantragen wollen, berichtet die "Welt" (Mittwochausgabe). Als zweite Option werde ihnen die freiwillige Rückkehr in die Heimat angeboten - mit einer Einmalzahlung in Höhe von 2.000 Euro pro Person.
Die "Welt" zitiert Manos Logothetis, Sekretär für Erstaufnahme von Migranten im Athener Innenministerium: "Ja, die Leute können Asyl beantragen", sagte er.
Die laufenden Befragungen der Menschen würden in diesen Stunden von griechischen Polizeibeamten, unterstützt von Mitarbeitern der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, durchgeführt. Bis Dienstagabend soll der Prozess abgeschlossen sein.
Damit weicht Athen von seinem angekündigten Vorgehen im Blick auf die Eskalation an der türkisch-griechischen Grenze komplett ab. Am 1. März hatte Premierminister Kyriakos Mitsotakis verkündet, dass allen Personen, die illegal aus der Türkei nach Griechenland einreisen, das Recht, einen Asylantrag zu stellen, verwehrt würde. Sie würden umgehend abgeschoben werden, in die Türkei oder in ihre Herkunftsländer.
Die vollzogene Kehrtwende erklärt Erstaufnahme-Sekretär Logothetis in der "Welt" so: "Als wir erklärt haben, dass niemand Asyl beantragen könne, haben wir uns in einer nationalen Bedrohungssituation befunden. Wir mussten dieser Bedrohung etwas entgegensetzen und eine klare Botschaft aussenden.
Das war ein Akt der extremen Dringlichkeit." Die Bedrohung existiere nun nicht mehr, daher habe man die angekündigten Regelungen doch nicht in Kraft setzen müssen. "Man hat uns für unsere Politik scharf kritisiert. Uns wurde vorgeworfen, dass wir unmenschlich sind", sagte Logothetis, "aber das stimmt nicht. Europa sollte die Höflichkeit besitzen, uns in einer solchen Situation außergewöhnliche Maßnahmen treffen zu lassen."
Foto: Flüchtlinge in Griechenland, über dts Nachrichtenagentur