Politikwissenschaftler Raul Zelik hat sich für eine ökosozialistische Gesellschaft ausgesprochen, die er auch "grünen Sozialismus" nennt.
"Wir sind die Zombies des Kapitals sind", sagt Zelik in einem Interview mit der Tageszeitung "nd.DerTag" (bisher "neues deutschland"; Montagausgabe).
"Wir machen die ganze Zeit Dinge, die wir nicht wollen oder von denen wir sogar wissen, dass sie falsch sind. Wir stellen Dinge her, die wir nicht benötigen, und verbringen unsere Freizeit in grauenhaften Shoppingmalls."
Diese Verhaltensweise werde gefördert, "weil die wichtigste Handlungsmaxime in unserer Gesellschaft darin besteht, 'die Wirtschaft' in Gang zu halten: Investiertes Kapital muss vermehrt werden. In der Corona-Pandemie haben wir das noch einmal zugespitzt erlebt: Neoliberale haben ernsthaft vertreten, man müsse den Tod von Menschen in Kauf nehmen, um 'die Wirtschaft' zu retten."
Den Sozialismus des 20. Jahrhunderts in beiden Facetten - der Sozialdemokratie und des Parteikommunismus - lehnt Zelik entschieden ab, der seit 2016 Mitglied des Parteivorstandes der Linkspartei ist.
"Wir müssen Koalitionen aus sozialen und ökologischen Kämpfen schmieden", fordert er. Kritik übt er auch am traditionellen Feminismus sowie an den Gewerkschaften in der Bundesrepublik, die sich "im Rahmen der Sozialpartnerschaft häufig mit den Interessen ihrer Konzerne identifizieren".
Mit der US-amerikanischen Biologin und Philosophin Donna Haraway wünscht Zelik sich "Response-Ability", die Entwicklung der Fähigkeit, auf anderes Leben zu antworten: "Das scheint mir die Grundlage jeder Solidarität zu sein." Dieser Tage erschien sein Buch "Wir Untoten des Kapitals. Über politische Monster und einen grünen Sozialismus".