Ungewöhnlich scharf kritisieren internationale Forscher in einem neuen Papier die bestehenden Corona-Warn-Apps in Deutschland, Italien und der Schweiz. Das berichtet der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe. Es sei weiterhin unklar, wie effektiv etwa die deutsche Warn-App sei, schreiben die zwölf Autoren.
Vor allem monieren sie die Entscheidung der Bundesregierung, bei der App auf ein von Google und Apple vorgegebenes System zu setzen. Dies führe zu "erheblichen technischen und politischen Problemen" und öffne "Pandoras Büchse".
So verweisen die Forscher auf drei mögliche Angriffsszenarien, mit denen falsche Benachrichtigungen über das Infektionsrisiko erzeugt werden könnten. Sich in der technischen Pandemiebekämpfung weitgehend auf Google und Apple zu verlassen, öffne für die Techgiganten den Zugang in die Gesundheitssysteme der jeweiligen Staaten, warnen die Forscher.
Bislang sei dieser Bereich von der sonstigen Dominanz der US-Techriesen vergleichsweise unberührt. "Wir brauchen eine radikale Umkehr und müssen auf Alternativen zum System von Apple und Google setzen", sagt Ahmad-Reza Sadeghi, Sprecher des Bereichs Cybersicherheit an der TU-Darmstadt. Nur so könnten effektivere Apps entstehen. "Angesichts der hohen Kosten für die deutsche App würde die Entwicklung einer unabhängigen und sichereren Lösung kaum ins Gewicht fallen", sagt Sadeghi.
Foto: Corona-Warn-App, über dts Nachrichtenagentur