Wenige Tage vor einem kurzfristig nach vorne verschobenen Bund-Länder-Treffen sind verschiedene Lockdown-Verschärfungen im Gespräch, um eine Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.
"Kindergärten komplett runterfahren, Schulen schließen, wirklich Betretungsverbot in den Pflegeheimen, wenn kein negativer Schnelltest vorliegt - über solche Dinge müssen wir sprechen", sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner".
Ebenso beraten werden müsse, wie die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gesenkt werden könnten.
Diesbezüglich war Bayern vorgeprescht und hat bereits eine ab 18. Januar geltende Verpflichtung zum Tragen einer FFP-2-Maske in Bussen und Bahnen eingeführt, ebenso wie für den Einzelhandel.
Eine komplette Schließung des ÖPNV soll Bundeskanzlerin Angela Merkel laut Medienberichten intern aber ausgeschlossen haben. Echte Ausgangssperren wie beispielsweise in Frankreich sollen jedoch weiter eine Option sein.
RKI-Chef Lothar Wieler hatte am Vortag mehr Heimarbeit vorgeschlagen. Es gebe sicherlich noch Betriebe, "wo mehr Homeoffice gemacht werden kann", sagte Wieler in den ARD-Tagesthemen.
Das Wirtschaftsmagazin "Business Insider" berichtete am Freitagmorgen unter Berufung auf Regierungskreise, das Kanzleramt wolle für einen noch unbestimmten Zeitraum nur noch Treffen mit einer festen Person außerhalb des eigenen Haushalts erlauben. Bislang gilt eine 1-Freund-Regel, wonach man sich privat und öffentlich zwar nur mit einer Person treffen darf, doch das ist mit Freunden verschiedener Haushalte.
Aus den Ländern soll es aber noch Widerstand gegen diesen Vorschlag geben. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hielt sich bezüglich der konkreten Verschärfungen bedeckt. "Die Stichworte sind genannt", sagte Dreyer am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Das Treffen mit der Kanzlerin werde "hoffentlich am Dienstag" stattfinden, dann müsse die Lage beraten werden.
Eigentlich wollte sich Merkel erst am 25. Januar wieder mit den Ministerpräsidenten beraten. Ihrer Ansicht nach hat sich die Lage in Deutschland in den letzten Tagen verschärft.
Tatsächlich ist die Zahl der aktiv Corona-Infizierten laut RKI-Daten seit dem Hoch an Weihnachten aber um 17 Prozent zurückgegangen, die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen ist erstmals seit dem Sommer bis Freitag zwölf Tage in Folge gesunken, die Zahl der täglichen Neuinfektionen liegt wieder auf dem Niveau von Anfang Dezember und hat die hohen Werte rund um die Feiertage hinter sich gelassen.
Einzig die Zahl der Corona-Todesfälle bewegt sich auf einem traurigen Rekordniveau. Pro Woche werden derzeit über 6.000 Tote registriert, die mit dem Coronavirus infiziert waren, auch das Statistische Bundesamt maß zuletzt eine Übersterblichkeit, die in etwa auf dem Niveau der Corona-Toten liegt.
Die geschätzte Sterberate stieg zuletzt auf fast fünf Prozent, nachdem sie im Sommer deutlich unter einem Prozent lag.
Foto: Männer mit Maske in einer U-Bahn, über dts Nachrichtenagentur