Immer weniger Menschen trauen der Corona-Berichterstattung. DeutschlandTrend im ARD-Morgenmagazin: Immer mehr Menschen empfinden Corona-Einschränkungen als Belastung. Kommt der Aufstand? Regierung fürchtet Radikalisierung der "Querdenker"-Szene.
Fast jeder Zweite (49 Prozent) nimmt die in Deutschland geltenden Corona-Einschränkungen als sehr starke bzw. starke Belastung wahr. 42 Prozent bezeichnen ihre persönliche Belastung durch die bestehenden Auflagen als weniger stark. Nur 9 Prozent fühlen sich durch die Einschränkungen aktuell gar nicht belastet. Das ist das Ergebnis des aktuellen ARD-DeutschlandTrends für das ARD-Morgenmagazin.
Damit hat die Zahl derer, die die Auflagen belastend empfinden, zugenommen. In der Woche vor Weihnachten bezeichneten 36 Prozent die Einschränkungen als starke oder sehr starke Belastung. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) gaben an, weniger oder überhaupt nicht belastet zu sein.
Zuvor schon berichtete das Handelsblatt: Die Corona-Berichterstattung der deutschen Medien wird laut Allensbach-Chefin Renate Köcher von der Bevölkerung immer kritischer gesehen. Die Aggressivität im Land wachse und das Image der Medien verschlechtere sich. (Zum Handelsblatt-Artikel - Bezahl)
Jüngeren Wahlberechtigten fallen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie schwerer als den Älteren. Bei den unter 40-Jährigen sprechen sechs von zehn (59 Prozent) von starken bis sehr starken Belastungen. Bei den über 65-Jährigen sind es knapp vier von zehn (37 Prozent).
Zufriedenheit mit Krisenmanagement von Bund und Ländern rückläufig
Zum Corona-Krisenmanagement von Bund und Ländern überwiegt in der Bevölkerung mittlerweile ein kritisches Urteil: Gut die Hälfte der Deutschen (54 Prozent) zeigt sich aktuell weniger oder gar nicht zufrieden mit dem Krisenmanagement. 46 Prozent der Befragten sind zufrieden oder sehr zufrieden.
Damit fällt das Bild spiegelbildlich aus zu Mitte Dezember 2020. Vor Bekanntgabe des neuen Lockdowns äußerten sich 57 Prozent positiv und 42 Prozent negativ.
Mehrheitlich hinter dem Krisenmanagement von Bund und Ländern stehen aktuell allein die Anhänger der Unionsparteien (74:26 Prozent). Unter Anhängern von SPD und Grünen halten sich Zustimmung und Ablehnung in etwa die Waage (jeweils 52:48 Prozent). In den Reihen der Linken überwiegt die Kritik (57:42 Prozent). Auf deutliche Distanz zum Krisenmanagement von Bund und Ländern gehen die Anhänger der FDP (80:20 Prozent) und der AfD (93:7 Prozent).
Sonntagsfrage: Leichter Stimmengewinn für die SPD
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Union aus CDU und CSU auf 34 Prozent der Wählerstimmen. Die Grünen wären mit 21 Prozent zweitstärkste Kraft. Für die SPD würden sich 15 Prozent entscheiden, für die AfD 10 Prozent. Die Linke käme auf 6 Prozent der Stimmen, die FDP auf 7 Prozent. Insgesamt käme die Regierungskoalition aus Union und SPD auf 49 Prozent der Stimmen.
Im Vergleich zum DeutschlandTrend vom 7. Januar 2021 gewinnt die SPD einen Prozentpunkt. Die Union und die Linke verlieren jeweils einen Prozentpunkt. Der Stimmenanteil für die Grünen, die AfD und die FDP bleibt unverändert.
Studieninformation
Der DeutschlandTrend ist eine Umfrage von infratest dimap im Auftrag des ARD-Morgenmagazins. Befragt wurden vom 18. bis 20. Januar 1.027 Wahlberechtigte. Fehlende Werte zu 100 Prozent bedeuten: Weiß nicht / keine Angabe.
Die Fehlertoleranz liegt bei 1,4 (bei einem Anteilswert von 5 Prozent) bis 3,1 (bei einem Anteilswert von 50 Prozent) Prozentpunkten. Die vollständige Untersuchung kann telefonisch unter 0172 - 24 39 200 (Agentur Ulrike Boldt) angefordert werden.
Die Fragen im Wortlaut:
1. Wie stark belasten Sie die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie?
2. Wie zufrieden sind Sie derzeit mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung und der Länder?
3. Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?
Regierung befürchtet weitere Radikalisierung der "Querdenker"-Szene
Die Bundesregierung befürchtet eine weitere Radikalisierung der "Querdenker"-Szene und eine Verbindung mit gewaltgeneigten Rechtsextremen.
Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums (BMI) auf eine Anfrage der Grünen hervor, über die das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Freitagausgaben) berichtet.
"Seit Beginn der Coronakrise versuchen rechtsextreme Akteure aktiv, den bei Demonstrationsteilnehmenden aus dem esoterischen oder verschwörungsideologischen Milieu bestehenden Unmut über die Maßnahmen zum Infektionsschutz und über Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens zu nutzen", heißt es in der Antwort.
"In diesem Kontext ist es nicht ausgeschlossen, dass Esoteriker und Verschwörungsideologen sich zusätzliches radikales Gedankengut aneignen. Auch kann die hohe digitale Vernetzung der Szenen zu einer fortschreitenden Radikalisierung führen", so das BMI.
Eine fortschreitende Vernetzung sei auch zwischen "Querdenkern" und Reichsbürgern festzustellen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) habe "Erkenntnisse darüber, dass in der sogenannten Querdenker-Bewegung oder zumindest in den Veranstaltungen, die von dieser organisiert werden, auch Extremisten sowie `Reichsbürger` und `Selbstverwalter` in Erscheinung treten", heißt es in der Antwort.