Die Videos unter #Allesdichtmachen & Co. sorgen für Furore. Medien hetzen nun gegen die Schauspieler. Die ersten knicken ein. ARD-Rundfunkrat will Kritiker rauswerfen.
"Dank Corona hab ich gelernt zu schweigen" sagt eine Schauspielerin in #allesdichtmachen. In 24 Stunden wurde aus Ironie Realität. Mittlerweile ist die Seite, passend zum totalen Bundeslockdown, gelöscht. Natürlich freiwillig. Denn Kritik ist in Deutschland nach wie vor erlaubt - kommentiert der Hamburger Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel.
Nach Heike Makatsch lassen nun auch Meret Becker und Ken Duken ihre Beiträge löschen. Die Schauspielerin Meret Becker - bekannt aus dem "Tatort" - und ihr Kollege Ken Duken ("Traumfabrik") haben sich von der Videoaktion #allesdichtmachen distanziert.
Kunst müsse Fragen stellen können, sagte Becker in einem Beitrag bei Instagram. "Aber diese Aktion ist nach hinten losgegangen." Sie werde das Video runternehmen lassen. "Und ich entschuldige mich dafür, dass das falsch verstanden werden konnte."
WDR-Rundfunkrat fordert Konsequenzen
Der nordrhein-westfälische SPD-Politiker und WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin (53) fordert Konsequenzen für die beteiligten Schauspieler:
„Jan Josef Liefers und Tukur verdienen sehr viel Geld bei der ARD, sind deren Aushängeschilder. Auch in der Pandemie durften sie ihrer Arbeit z.B. für den Tatort unter bestem Schutz nachgehen. Durch ihre undifferenzierte Kritik an 'den Medien‘ und demokratisch legitimierten Entscheidungen von Parlament und Regierung, leisten sie denen Vorschub, die gerade auch den öffentlich-rechtlichen Sendern gerne den Garaus machen wollen. Sie haben sich daher als deren Repräsentanten unmöglich gemacht. Die zuständigen Gremien müssen die Zusammenarbeit – auch aus Solidarität mit denen, die wirklich unter Corona und den Folgen leiden – schnellstens beenden. Viele Grüße, ein Rundfunkrat.“
Erfolgreiche Aktion
Am Donnerstagabend wurden die Filme auf Youtube hochgeladen, der von Jan Josef Liefers hatte dabei zunächst die meisten Abrufe.
"Danke an alle Medien unseres Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich, verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört: nämlich ganz, ganz oben", sagt Liefers darin.
- Auch Volker Bruch ("Die Menschen im Land brauchen diese Angst jetzt"),
- Ulrich Tukur ("Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte!"),
- Ulrike Folkerts ("Weil ich das Meer liebe, will ich mehr; mehr Maßnahmen"),
- Wotan Wilke Möhring ("Wenn negativ positiv ist, dann geht`s uns gar nicht schlecht, sondern gut"),
- Ken Duken ("Wenn wir so weitermachen, verunsichern wir vielleicht auch das Virus")
- oder Nadja Uhl ("Dank Corona habe ich gelernt, zu schweigen") machen bei der umstrittenen Aktion mit.
Kritik gab es unter anderem von Jan Böhmermann: Wenn man Probleme mit Corona-Eindämmungsmaßnahmen habe, solle man sich einfach eine Dokumentation von der Intensivstation der Charité ansehen.
Medienkritiker Stefan Niggemeier bezeichnete "Allesdichtmachen" als "größten Erfolg der Querdenkerszene bisher". Dass bekannte und geschätzte Schauspieler "mit ekliger Ironie" gegen die Corona-Maßnahmen kämpften sei "grauenhaft".
Hans-Georg Maaßen hingegen bezeichnete die Aktion als "großartig", ebenso wie mehrere Bundestagsabgeordnete der AfD.