Die deutsche Autoindustrie bereitet sich auf die Einführung von Tempolimits auf Autobahnen nach der Bundestagswahl vor. Das berichtet das "Handelsblatt". Zwar sind die Chefs von VW, Mercedes und BMW demnach offiziell gegen die Einführung, anders als früher sehen sie ihr Geschäft aber offenbar nicht mehr fundamental bedroht.
"Wir verkaufen unsere Autos auf der ganzen Welt, auch in den Ländern mit Tempolimit. Insofern bedarf es keiner besonderen Vorbereitung", sagte VW-Chef Herbert Diess der Zeitung. "Worauf wir uns natürlich vorbereiten, ist die E-Mobilitätswende und das autonome Fahren."
In der elektrischen Welt werde man aber ohnehin langsamer fahren, weil die Fahrzeuge bei höheren Geschwindigkeiten schneller an Reichweite verlören. "Bei 160 ist der Reichweitenverlust schon beachtlich, Tempo 200 fährt man nur für kurze Zeit. Auch deshalb frage ich mich, ob wir überhaupt ein Tempolimit brauchen", sagte der VW-Chef.
Diess reagiert damit auch auf eine mögliche Regierungsbeteiligung der Grünen nach der Bundestagswahl. "Sämtliche andere Industrieländer haben längst eine vernünftige Geschwindigkeitsbegrenzung", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter dem "Handelsblatt".
Das "Sicherheitstempo 130" erhöhe die Sicherheit auf Autobahnen, es senke Lärm, Schadstoffe und Kohlendioxidausstoß. "Und es wäre auch hilfreich, um Innovationen im Straßenverkehr wie die Elektromobilität und autonomes Fahren voranzubringen", so Hofreiter. Auch die SPD ist für ein Tempolimit. "Geschwindigkeitsbegrenzungen führen zudem zu weniger Unfällen und somit zu weniger Verkehrstoten und Verletzten", sagte Parteichefin Saskia Esken dem "Handelsblatt".
Weniger Unfälle bedeuteten auch weniger Staus. "Ein Tempolimit schont zusätzlich den eigenen Geldbeutel und senkt das Stresslevel beim Fahren." Die IG Metall, die mehrere hunderttausend Beschäftigte in der Autoindustrie zählt, erklärt sich bei dem Thema "neutral" und hofft auf eine "wohlüberlegte Entscheidung" des Gesetzgebers.
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