Die Tübinger Theologin Elisabeth Gräb-Schmidt fordert mehr Aufklärung, um die Menschen von einer Corona-Impfung zu überzeugen und ist gegen eine Impfpflicht. Das sagte das Ethikrats-Mitglied dem "Mannheimer Morgen" (Samstagausgabe). "Wir müssen klarstellen, dass jeder, der sich die Freiheit herausnimmt, sich nicht impfen zu lassen, weil er persönlich vielleicht nicht zur Risikogruppe gehört und sich deshalb denkt, `dann lass ich das doch einfach mal`, damit nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern auch die der anderen schädigt", so Gräb-Schmidt.
Eine Impfpflicht hält sie für kontraproduktiv: "83 Prozent der Erwachsenen sind laut Umfragen ja bereit, sich impfen zu lassen." Oft spiele Unwissenheit eine Rolle. "Manche wissen gar nicht, dass sie sich jetzt schon impfen lassen können und anderen erscheint es kompliziert, da müssen wir niederschwellige Angebote schaffen." Darüber hinaus seien immer noch viele Menschen skeptisch, dass der Impfstoff sicher sei und wirke. "Sie finden diesen neuartigen Impfstoff unheimlich und haben Angst vor Nebenwirkungen."
Nun aber auf Kinder und Jugendliche und deren Eltern Druck auszuüben, hält die Theologin für falsch. Vorrangig sollte die viel größere Gruppe der 18- bis 59-Jährigen zum Impfen bewegt werden und nicht die 12- bis 17-Jährigen, "die in der letzten Zeit ohnehin schon viel Solidarität zeigen mussten mit der älteren Bevölkerung". Mit Blick auf ärmere Länder sagte Gräb-Schmidt: "Weite Teile der Welt sehnen sich nach den Impfstoffen, und wir haben sie und nehmen sie nicht wahr. Das ist schon grotesk."
Foto: Impfzentrum, über dts Nachrichtenagentur