Studie: Menschen in den Krisenländern verlieren Vertrauen in die EU. „Europa ist zum Sündenbock für die Misere in den Krisenländern geworden“. - Euro: „Die ökonomischen Divergenzen drohen die Gemeinschaftswährung zu sprengen“.
Im Zuge der Euro-Krise ist in den Krisenländern das Vertrauen der Menschen in die EU deutlich gesunken. Das belegt eine aktuelle Studie der Hertie School of Governance, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt. „Europa ist zum Sündenbock für die Misere in den Krisenländern geworden“, sagte der Wirtschaftsprofessor Henrik Enderlein, einer der Autoren der Studie. Während der Anteil der Deutschen, die der EU vertrauen, von 48 Prozent in den Jahren vor der Krise auf 39 Prozent in den vergangenen Jahren vergleichsweise moderat zurückgegangen ist, brach der Anteil in Griechenland von 63 auf 34 Prozent regelrecht ein. In Portugal vertrauten vor der Krise 68 Prozent der Menschen der EU, danach nur noch 44 Prozent. Bei den Spaniern sank der Zuspruch von 66 auf 38 Prozent.
„Die ökonomischen Divergenzen drohen die Gemeinschaftswährung zu sprengen“, warnt Enderlein. Trotz der gemeinsamen Währung sei die Euro-Zone noch lange kein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Während die Bürger in den übrigen Euro-Ländern und in den EU-Ländern, die nicht der Euro-Zone angehören, vor allem ihre nationalen Regierungen für die gestiegene Arbeitslosigkeit verantwortlich machen, sehen die Menschen in den Krisenländern die Schuld in erster Linie bei den Institutionen der EU. „Sollten die Konflikte zwischen den Nationalstaaten und der EU weiter eskalieren, mache ich mir echte Sorgen um die europäische Integration“, warnt Enderlein.