Der Europäische Gewerkschaftsbund untersucht dubiose Bargeldzahlungen seines Generalsekretärs. Der Funktionär wurde im Zusammenhang mit der Affäre um die EU-Parlamentsvizepräsidentin Eva Kaili ebenfalls festgenommen.
Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) untersucht fragwürdige Zahlungen seines früheren Generalsekretärs Luca Visentini, der vergangene Woche im Zusammenhang mit der Affäre um die EU-Parlamentsvizepräsidentin Eva Kaili festgenommen worden ist. Mit den Ermittlungen hat die Organisation Antikorruptionsspezialisten beauftragt, wie die amtierende EGB-Generalsekretärin Esther Lynch dem SPIEGEL bestätigt. Es gehe darum, »jede Information bereitzustellen, die für die belgischen Behörden von Nutzen sein könnten«, sagt sie.
Grund sind Zahlungen in Höhe von zusammen 13.000 Euro, mit denen Visentini dem EGB Reise- und Hotelkosten erstattete. Sie waren bei mehreren Auslandsreisen entstanden, die der Funktionär im vergangenen Jahr unternommen hatte, um sich für den Posten des Generalsekretärs beim Internationalen Gewerkschaftsbund zu bewerben. Visentini habe das Geld ungewöhnlicherweise in zwei Tranchen in bar eingezahlt, heißt es im EGB. »Das war schon sehr verwunderlich«, zitiert der SPIEGEL einen Funktionär, der mit der Angelegenheit befasst war. Barzahlungen sind in Belgien nur bis zu einer Höhe von 3000 Euro erlaubt.
Die Angelegenheit wird auch die Gremien des IGB beschäftigen, bei dem Visentini inzwischen als Generalsekretär tätig ist. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, der dem IGB angehört, drängt bei der für nächste Woche anberaumten Sitzung auf personelle Konsequenzen. Solange nicht alle Vorwürfe befriedigend geklärt seien, müsse Visentini von seinem Amt suspendiert werden, heißt es in einem Brief der DGB-Spitze an den Weltverband.