In Frankreich werden am Donnerstag massive Proteste gegen die geplante Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre erwartet. In Dutzenden Städten sind Demonstrationen geplant, zu denen mehrere Gewerkschaften aufgerufen hatten. Es dürfte zu Zug- und Flugausfällen kommen.
Viele Schulen sollen geschlossen bleiben. Um Ausschreitungen zu verhindern, wurden Tausende Polizisten sowie weitere Sicherheitskräfte mobilisiert. Kein Verständnis für die Renten-Proteste in Frankreich hat der deutsche Rentenexperte Bernd Raffelhüschen. "Die Franzosen sind noch großzügiger als die Deutschen", sagte der Finanzwissenschaftler von der Universität Freiburg den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Das Rentenniveau ist höher. Der Rentenzugang findet eher statt. Und leisten können sie sich das genauso wenig wie wir."
Die Nachhaltigkeitslücken seien in Frankreich noch größer als in Deutschland. "Und das treibt das System in den Ruin." Die französische Regierung plant unter anderem, das gesetzliche Renteneintrittsalter bis 2030 von gegenwärtig 62 auf dann 64 Jahre anzuheben. Auf diese Weise soll das Rentensystem finanzierbar bleiben. In Deutschland ist die Rente mit 67 beschlossene Sache. Raffelhüschen sagte dazu den Funke-Zeitungen: "Ein deutscher Rentner oder älterer Arbeitnehmer wird vielleicht neidisch auf Frankreich blicken. Ein jüngerer Mensch aber ganz bestimmt nicht." Die Gewerkschaften, auch in Frankreich, seien häufig die Interessenvertreter der Älteren. "Es ist überall dasselbe: Die Alten haben sich das Rentensystem sehr komfortabel eingerichtet - zulasten der jüngeren und der mittleren Generation. Wenn die Politik endlich Reformen in Angriff nimmt, kommt es zu heftigen Verteilungskämpfen." Raffelhüschen ergänzte, das Einzige, was wirklich helfe gegen finanzielle Schieflagen im Rentensystem und Probleme wie den Fachkräftemangel, sei eine Erhöhung des Rentenzugangsalters bei einer gleichzeitigen Absenkung des Rentenniveaus.
Foto: Französisches Polizeiauto, über dts Nachrichtenagentur