Prigoschin, Chef der Wagner-Gruppe, stellt sich gegen Putin. Lange waren sie Verbündete, jetzt lässt er seine Truppen Richtung Moskau marschieren. Auch wenn der Vormarsch angeblich abgebrochen wurde - wie wird die Konfrontation ausgehen?
Der Putschversuch der Söldnertruppe Wagner und ihr Einmarsch in Russland hat über Nacht eine neue unübersichtliche politische Lage geschaffen. Während die Söldnertruppe unter ihrem Anführer Jewgeni Prigoschin Militärobjekte im Süden des Landes besetzt hält, spricht Kreml-Chef Wladimir Putin von Verrat und bezeichnet den Aufstand in einer Rede im russischen Staatsfernsehen als "Stich in den Rücken". Gegen Prigoschin wurden umgehend Ermittlungen wegen des Aufrufs zum bewaffneten Widerstand begonnen und der russische Geheimdienst FSB rief die Söldner dazu auf, ihrem Anführer nicht zu folgen, sondern ihn festzunehmen.
Folgende Fragen sind jetzt wichtig:
- Wie gefährlich ist dieser Angriff für die Macht des russischen Präsidenten?
- Was sagt der Wagner-Vorstoß über die Stärke der russischen Armee aus?
- Welche Folgen hat die Auseinandersetzung zwischen Prigoschin und dem Kreml für den Fortgang des Krieges gegen die Ukraine?
- Eröffnet sie der Ukraine neue Möglichkeiten für ihre Gegenoffensive?
- Wie wird der Westen / NATO jetzt reagieren?
Für Prigoschin, der im russischen Knast sozialisiert wurde, bedeutet diese späte Kampfansage aus Moskau nichts Gutes. Putin muss, will er nicht selbst stürzen, an ihm ein Exempel statuieren, und das ist das Todesurteil für den Söldnerchef. Dass Prigoschin vorerst einlenkt, wird ihn nicht retten. Seine einzige Chance war, dass große Teile des Militärs zu ihm überlaufen. Doch der Plan ging nicht auf. Die Apparatschik-Generäle halten noch zu Putin.
Der Präsident der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, warnt vor einem Zerfall Russlands und rechnet mit keinem Ende des Ukraine-Krieges in absehbarer Zukunft.