Der frühere Vorsitzende der Linkspartei unterstützt die Parteigründung seiner Frau Sahra Wagenknecht. Aber nur "politisch", "als Ehemann" sei er "nicht begeistert".
Für die Spaltung der Linken macht er deren Migrationspolitik verantwortlich.
Oskar Lafontaine hat im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" jede Verantwortung für die Spaltung der Linkspartei und die Auflösung der Bundestagsfraktion abgelehnt. Auf die Frage, ob er und seine Frau Sahra Wagenknecht die Partei durch Kritik jahrelang gespalten hätte, sagte er: "Das ist das Märchen derjenigen, die unfähig sind, Wahlen zu gewinnen. Parteiführungen haben die Aufgabe, die Flügel zusammenzuhalten und auf Kompromisse hinzuwirken. Das ist meine Erfahrung als Vorsitzender zweier Parteien. Wenn eine Parteiführung wie bei der Linken aggressiv nur die Position eines Flügels vertritt und den anderen bekämpft, dann beginnt die Spaltung."
Es gehe um Sachfragen, etwa in der Migrationspolitik. "Die Migrationspolitik der Linken – offene Grenzen und Bleiberecht für alle, über 1000 Euro Bürgergeld für jeden, der nach Deutschland kommen will – wird von der großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt und verursacht nur Kopfschütteln. Wer bei einem zentralen Thema eine so falsche Politik vertritt, wird von den Wählern abgestraft."
Die gegenwärtige Migrationspolitik der Linkspartei bezeichnete er als "neokolonial": "Eine richtige Migrationspolitik wäre die von Albert Schweitzer: Er ging nach Afrika, baute ein Krankenhaus auf, bildete vor Ort Ärzte aus und half so den Ärmsten. Die kommen nämlich gar nicht zu uns, weil sie die Schlepper nicht bezahlen können. Und dann werben wir wegen unseres Fachkräftemangels auch noch Ärzte und Krankenschwestern aus Afrika ab. Alle, die diese Politik vertreten, kommen sich sehr edel vor. Dabei ist sie reaktionär und neokolonial."
Für die neue Partei seiner Frau Sahra Wagenknecht stellte Lafontaine unterschiedliche Mitgliedschaftsmodelle in Aussicht, auch um den Eintritt unliebsamer Personen zu verhindern. "Nicht jeder muss gleich Vollmitglied werden, um sich für eine Partei zu engagieren. Wer sich konstruktiv einbringen will, wird die Gelegenheit dazu erhalten." Zu dem angeblich mangelnden Organisationstalent seiner Frau sagte Lafontaine: "Willy Brandt hat sich auch nie um Organisation und Finanzen gekümmert. Trotzdem halte ich ihn für einen der besten Parteivorsitzenden der deutschen Nachkriegsgeschichte." Über die Parteigründung sagte er: "Politisch unterstütze ich die Entscheidung meiner Frau natürlich. Als Ehemann bin ich aber nicht begeistert davon." Er fürchte einen hohen Arbeitsaufwand.