In Deutschland ist im Jahr 2017 über mehr Asylanträge entschieden worden als in den übrigen 27 EU-Staaten zusammengenommen.
Nach Zahlen des EU-Statistikamtes Eurostat wurden in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr 524.185 Entscheidungen getroffen und 435.070 in den übrigen Mitgliedsstaaten, berichtet die "Welt" (Montagsausgabe).
Tschechien und Spanien hatten noch keine Daten für das zurückliegende Jahr übermittelt.
In beiden Ländern wurden aber in den vergangenen Jahren nie mehr als addiert 12.000 Anträge entschieden. In den wichtigsten europäischen Ankunftsländern bleiben weiterhin nur relativ wenige Migranten bis zum Ende ihres Asylverfahrens.
In Italien wurden 2017 nur 78.235 Entscheidungen getroffen, in Griechenland waren es 24.510. Die genannten Angaben beziehen sich auf Erstanträge auf Asyl. Eurostat macht zudem etwas geringere Angaben als das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), welches 564.181 Entscheidungen über Erstanträge für 2017 zählt (603.428 inklusive Folgeanträgen).
Ein Vergleich der Asylentscheidungen spiegelt besser als die Antragszahlen wieder, wie stark ein Staat von der Zuwanderung über das Asylsystem betroffen ist. Viele Antragsteller reisen unerlaubt weiter.
Die für solche Fälle vorgesehenen Dublin-Überstellungen in das eigentlich zuständige Land gelingen aber nur selten. 2017 reisten 186.644 Asylsuchende nach Deutschland. Die Bundesrepublik richtete aber nur 64.267 Übernahmeersuchen an die zuständigen Durchreisestaaten.
In 46.873 Fällen stimmten die angefragten Staaten einer Überstellung zu. Tatsächlich überstellt wurden allerdings nur 7.102 Migranten. Diese Zahlen stammen aus Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der Linksfraktion, berichtet die "Welt" weiter.
In die andere Richtung gelangen demnach mehr Überstellungen: 8.754 Schutzsuchende wurden aus anderen EU-Ländern nach Deutschland abgeschoben.
Foto: Flüchtlinge, über dts Nachrichtenagentur