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Geldsystem: wann kommt der grosse Knall?

In unserem vom Kapital dominierten Wirtschafts-System, also dem Kapitalismus, können nur mit einem unaufhörlichen Wachstum jene Verluste ausgeglichen werden, die durch das exponentiell wuchernde Überwachstum der Geld-Vermögen durch die Zins-Einkommen entstehen. Unsere Volkswirtschaften funktionieren wie Motoren, die nur bei ständig steigenden Drehzahlen in Betrieb gehalten werden können.


von Norbert Knobloch

In unserem Geld- und Wirtschafts-System nehmen die privaten und öffentlichen Schulden im Gleichschritt mit den privaten Geldvermögen der Reichen zu. Diese durch den Zins- und Zinseszins-Mechanismus „automatisch“ und exponentiell verlaufende Zunahme des Kapitals erzwingt eine ständige Ausweitung der privaten und öffentlichen Kredit-Aufnahmen: Ohne diese Kredit-Aufnahmen würde das angehäufte, zurückgehaltene Geld der Reichen im Wirtschafts-Kreislauf fehlen – mit der Folge von ausfallender Nachfrage, rückläufiger Produktion und steigender Arbeitslosigkeit: Deflation → Rezession → Depression → Krise / Kollaps / Crash.

 

Deswegen müssen in jeder Volkswirtschaft, die nach diesem System (nicht!) „funktioniert“, die angehäuften, zurückgehaltenen Einkommens-Überschüsse über wiederum verzinste Kredit-Aufnahmen in den Wirtschafts-Kreislauf zurückgeführt werden, wenn Crashs und Kollaps vermieden (genauer: hinausgeschoben) werden sollen. Alle Volkswirtschaften sind also im gleichen Umfang zu laufenden Schulden-Ausweitungen gezwungen, wie die Geldvermögen zunehmen.

 

Da nun aber diese privaten Geldvermögen rascher als die Wirtschafts-Leistung wachsen (aufgrund der zinseszinsbedingten exponentiellen „Selbstvermehrung“ der Reichtümer), müssen in einer Volkswirtschaft auch die Geldschulden schneller als die Wirtschafts-Leistung zunehmen. Das heißt, die Verschuldungen in den Volkswirtschaften müssen auch dann ständig weiter steigen, wenn die Wirtschafts-Leistung nur gering oder gar nicht wächst. Und da mit den Zinsbedienungen der Schulden („Kapital muß bedient werden!“ [Hanns Martin Schleyer [†], Arbeitgeber-Präsident])  wiederum die Geldvermögen beschleunigt anwachsen, kommt es – neben dem zerstörerischen Wachstums-Zwang – zu dem Schraubstock einer „monetären Teufelsspirale“ (Helmut Creutz).

 

In unserem vom Kapital dominierten Wirtschafts-System, also dem Kapitalismus, können nur mit einem unaufhörlichen Wachstum jene Verluste ausgeglichen werden, die durch das Überwachstum der Geldvermögen über Zins-Einkommen bei den Arbeits-Einkommen entstehen. Anders ausgedrückt: Nur dann, wenn die Wirtschafts-Leistung im gleichen Tempo wächst wie die Geldvermögen auf der einen und die Schulden auf der anderen Seite, können der soziale Status Quo und der soziale „Frieden“ – mehr schlecht als recht – in einer Nation für eine gewisse Zeit aufrechterhalten werden. Daß beides nur zeitlich begrenzt möglich ist, bedarf keiner gesonderten Erläuterung.

 

Die stetig steigende  Staatsverschuldung und die leeren öffentlichen Kassen sowie die stagnierenden und sogar sinkenden Netto-Löhne und die zunehmende Armut in „diesem unserem Lande“ sind Anzeichen des nun stetig rascher nahenden Endes, die auch die mehr oder weniger unmündigen Bürger immer schmerzlicher zu spüren bekommen. Wie lange die Bürger dies noch hinnehmen, ohne sich zu wehren, ist nur eine Frage des Grades ihrer (Un-) Mündigkeit und ihrer Leidensbereitschaft (vgl. Udo Ulfkotte, Vorsicht – Bürgerkrieg! Was lange gärt, wird endlich Wut.)

 

Man kann bekanntlich nur auf zwei Weisen zu Geld kommen: ehrlich durch eigene Leistung (selber arbeiten: wenig Geld) oder unehrlich, parasitär, schmarotzend ohne eigene Leistung (andere für sich arbeiten lassen: viel Geld), wie es die Reichen tun (Reichtum läßt sich nur unehrlich zusammenraffen und anhäufen!). Diese zweite, unmoralische, kriminelle Methode greift immer mehr um sich, führt zu sozialen Spannungen und zerstört schließlich den sozialen Frieden in jeder Nation. Deshalb wird alles getan, die Bevölkerungs-Mehrheit, die in unserem Wirtschafts-System der ausgebeutete und ausgepreßte, betrogene und bestohlene Verlierer ist, unmündig zu machen und zu halten.

 

„Dieses [kranke, kriminelle] Finanzsystem zerstört den sozialen Frieden, den politischen Frieden, ja, in letzter Konsequenz das Leben auf dem Planeten [durch „Wirtschafts-Wachstum“ und Krieg].“ (Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger; Anm. d. d. Verf.)

 

Unsere Volkswirtschaften funktionieren wie Motoren, die nur bei ständig steigenden Drehzahlen in Betrieb gehalten werden können (jeder vierzehnjährige Mofa-Fahrer könnte unseren „Ökonomen“ und „Politikern“ erklären, daß dies nicht funktioniert bzw. wozu dies führt). Dieses ununterbrochen erzwungene Wirtschaftswachstum resultiert aus der zinseszinsbedingten Hypertrophie des Kapitals und der Schulden, die unsere Wirtschaft zu einer „monetären Teufels-Spirale“ (H. Creutz) macht.

 

„Bisher hatte ich geglaubt, es wäre der pathologische Wachstumswahn, der den Zinseszins-Mechanismus generiere. Jetzt weiß ich, dass es sich genau umgekehrt verhält: Das Zinseszins-Verbrechen ist die einzig wirkliche und wahre Ursache dafür, daß die Welt dem Wahnsinn des Zwangs zum endlosen Wachstum verfallen ist.“ (Konrad Lorenz [1903 - 1989], österreichischer Verhaltensforscher u. Nobelpreisträger, 1984 in einem Gespräch mit dem Verfasser in Wien)

 

Ursache der Überschuldungs-Entwicklung in unserem heutigen Geld- und Wirtschafts-System ist die eklatante Überentwicklung der privaten Geldvermögen; Ursache dieser Überentwicklung des Kapitals ist das Zins- und Zinseszins-System. Ursache des Zins- und Zinseszins-Systems ist die Möglichkeit, Geld mit Gewinn ungestraft zurückhalten zu können. (Nach Helmut Creutz)

 

„Mit dem Zins in unserem Geldsystem ist also eine Umverteilung von Geld verbunden, welche nicht auf Leistung beruht, sondern darauf, dass jemand die freie Marktwirtschaft, das heißt den Austausch von Waren und Dienstleistungen, durch Zurückhalten des Austauschmittels [Geld] behindern und für die Aufgabe dieser Behinderung eine Belohnung [Zins] erzwingen [erpressen] kann. Und so wird … [perverserweise] ständig Geld verschoben: von denjenigen, die weniger Geld haben, als sie brauchen und sich Geld [gegen Zinsen!] leihen müssen, zu denen, die [ohnehin schon] mehr davon haben, als sie benötigen [und gegen Zinsen verleihen]. Dies ist eine andere und eine weit subtilere und effektivere [perfidere] Form der Ausbeutung als jene, die Karl Marx zu beheben versuchte.“ (Margrit Kennedy, a. a. O., S. 34/36; Anm. u. Hervorh. d. d. Verf.)

 

Es ist eine Tatsache, daß alle Zinsen letztlich von menschlicher Arbeitskraft aufgebracht werden: Alle Einkommen werden von den Leistungen arbeitender Menschen erwirtschaftet. Auch alle Zins-Einkommen stammen immer nur aus Arbeits-Leistungen – ob direkt über Konsumenten-Kredite oder indirekt über Preise, Gebühren u. Steuern (der Zins-Anteil beträgt 30 bis 70 Cent pro Euro!)

 

 „Dies erklärt vorbildlich einfach einen Mechanismus …, der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer [u. zahlreicher] werden lässt.“ (M. Kennedy, a. a. O., S. 34; Anm. d. d. Verf.)

 

„Es handelt sich um eine moderne Form der Leibeigenschaft, in der die große Masse der Gesellschaft als vertragsgebundene Diener für eine herrschende Klasse des Geldadels arbeitet.“ (G. Edward Griffin, Die Kreatur von Jekyll Island. Die US-Notenbank Federal Reserve. S. 223)

 

„Konkret heißt das, dass im gleichen Umfang, wie einer durch [leistungslose] Zinseinnahmen [unverdient] zu mehr Reichtum kommt, ein anderer, der seine Arbeitskraft dafür hergibt [gezwungenermaßen hergeben muß!], ärmer wird. (…) da … Zins- und Arbeitseinkommen ungleichmäßig [ungerecht] verteilt sind, sind immer größere Einkommensverschiebungen die Regel.“ (Helmut Creutz, in: Margrit Kennedy, a. a. O., S. 78; Anm. d. d. Verf.)

 

„Die Folge ist eine Umschichtung der Einkommen von der überwiegend von Arbeit lebenden Mehrheit zur überwiegend von Geldbesitz [parasitär] lebenden Minderheit [von Schmarotzern]. Aufgrund des Überwachstums der monetären Größen gegenüber der Wirtschaftsleistung nimmt diese Umschichtung ständig zu und wird sogar noch [einmal] beschleunigt in Zeiten hoher Zinsen.“ (H. Creutz, in: M. Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation, a. a. O., S. 34; Anm. d. d. Verf.)

 

„Das heißt, mit den Zinstransfers ergibt sich ein ständiger Fluss, der das reichste Zehntel im gleichen Umfang reicher werden lässt wie die Mehrheit ärmer. (…) Über diese Verteilungsströme durch den Zins findet also ein ständiger Transfer von Arm zu Reich statt und sachbezogen ein Transfer von der Arbeit zum Besitz. Auf diese Weise werden an jedem Kalendertag, netto gerechnet, inzwischen etwa 300 bis 400 Millionen Euro von den Verlierern zu den Gewinnern umverteilt [allein und nur in der BRD!].“ (Helmut Creutz, a. a. O., S. 84; Hervorheb. d. d. Verf.)

 

„Jedoch stehen wir vor der Tatsache, dass (…) der einen Hälfte der Bevölkerung zusammen nur fünf Prozent des gesamten Geldreichtums gehören, der anderen aber 95 Prozent. Und dieser Reichtum, der sich [wiederum] zu mehr als der Hälfte [dieser 95 %] bei zehn Prozent der [reicheren Hälfte der] Bevölkerung konzentriert, wächst dabei kontinuierlich auf Kosten aller übrigen weiter.“ (Margrit Kennedy, a. a. O., S. 86; Angaben bezogen auf die BRD; Anm. d. d. Verf.)

 

In der Praxis und in der Realität ist die Verteilung jedoch noch erheblich ungleicher und einseitiger: In der alle fünf Jahre vom Statistischen Bundesamt durchgeführten „Einkommens- und Verbrauchs-Stichproben-Erhebung“ werden die rund 100.000 reichsten Haushalte wohlweislich von vornherein weggelassen! Diese nicht erfaßten Haushalte machen weniger als ein Prozent (ein Hundertstel) aus, doch gerade bei dieser verschwindend kleinen Minderheit konzentrieren sich die größten Vermögen

 

„Teilt man die gesamten Haushalte in zwei Hälften auf, (…), dann verfügt die linke [ärmere] Hälfte insgesamt nur über vier Prozent der Nettogeldvermögen und die rechte [reichere] Hälfte über 96 Prozent. Aber auch in dieser [reichen] Hälfte konzentriert sich wiederum mehr als die Hälfte aller Vermögen bei dem letzten [reichsten] Zehntel der Haushalte.“  [Auch hier ist das eine reichste Prozent nicht berücksichtigt!] (Helmut Creutz, a. a. O., S. 192; Anm. d. d. Verf.)

 

Diese privilegierte, parasitäre, schmarotzende Minderheit der herrschenden Klasse der Kapitalisten („Monetative“ [Bernd Senf]) ist in den letzten 30 (dreißig) Jahren über steuerfinanzierte Zinszahlungen, die von den arbeitenden, sparenden Bundesbürgern erwirtschaftet wurden, ohne eigenes Zutun, ohne eigene Leistung um rund 2000 Milliarden DM (2 Billionen DM) reicher geworden!

 

„Laut [der Zeitschrift] »forbes« vom Juli 1989 gibt es in der Bundesrepublik 82 Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von 195 Milliarden Mark. Bei sechs Prozent Verzinsung liegt das Vermögenseinkommen im Jahr bei 11,7 Milliarden Mark, was ein tägliches leistungsloses Einkommen von 390.000 Mark für jede Milliardärsfamilie ergibt. Allein für diese 82 Milliardäre müssen 1,3 Millionen Beschäftigte [täglich] knapp drei Stunden mehr arbeiten, als es ihren eigenen Erfordernissen entspricht.“ (H. Creutz, in: M. Kennedy, a. a. O., S. 247; Anm. u. Hbg. d. d. Verf.)

 

Laut dem „German Wealth Report 2000“ der Investmentbank Merrill Lynch gibt es 365.000 Millionäre in der BRD; davon besitzen allein die zehn reichsten ein Vermögen von 92,5 Milliarden Euro, was etwa dem gesamten Sozialprodukt von Irland entspricht. Die reichsten Deutschen sind demnach die Brüder Albrecht (Aldi) mit zusammen rund 20 Milliarden Euro Netto-Vermögen, der Chemie-/Pharma-Unternehmer Boehringer (16 Milliarden Euro) und die Familie Quandt (Quelle) mit 6,5 Milliarden Euro (Quelle: H. Creutz, Die 29 Irrtümer rund ums Geld, a. a. O., S. 192/193)

 

(Übrigens: Um auf das Vermögen nur eines der beiden „Aldi-Brüder“, zu kommen, müßte man 40 [vierzig!] Jahre lang einen Netto-Stundenlohn von 450.000 € bekommen – ohne etwas auszugeben!)

 

„Der größte Anteil bei der Anhäufung von Reichtum entfällt auf den Zins, der jeden Tag die gesamte Volkswirtschaft mit über eineinhalb Milliarden Euro belastet, wenn man Geld und Sachkapital zusammenfasst. Mit den Zinsen auf Geldkapital allein wird täglich etwa eine Milliarde Euro von den Arbeitenden auf die Kapitalbesitzer übertragen.“ (Margrit Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation, a. a. O., S. 88; Angaben bez. auf die BRD;  Hervorheb. d. d. Verf.)

 

Da die Zinskosten-Anteile über Preise, Gebühren, Mieten, Pachten und Steuern auf die Endverbraucher abgewälzt werden, zahlt jeder arbeitende und steuerzahlende Bürger (außer den schuldhaften Verursachern!), auch der (vermeintlich) schuldenfreie, mit seinen täglichen Ausgaben (und mit dem Verlust an Kaufkraft seines Geldes) Zinsen, ohne sich dessen bewußt zu sein, und zwar bis zur Hälfte jedes ausgegebenen Euro – bei ständig steigender Tendenz!

 

„Rechnet man diese Zinslasten in Arbeitszeit um, dann mußte 1950 jeder Erwerbstätige dafür etwa sechs [6] Wochen im Jahr arbeiten, 1975 dreizehn [13] Wochen und im Jahr 2000 mehr als ein Vierteljahr.“ (Helmut Creutz, Die 29 Irrtümer rund ums Geld, a. a. O., S. 80; Anm. d. d. Verf.)

 

Statistisch haben im Jahre 2007 alle Arbeitenden u. Unternehmer vom 1. Januar bis zum 13. Juli nur für Steuern und damit für die Zinszahlungen an die nicht arbeitenden Reichen gearbeitet!!

 

„… die kreditbezogenen Zinszahlungen in Deutschland lagen bereits im Jahre 2001 bei 391 Milliarden Euro und damit beim Vierfachen der umlaufenden Geldmenge.“ (Helmut Creutz, a. a. O., S. 76) „Alleine für die Bankertragszinsen, die 2001 bei 391 Milliarden Euro lagen, waren das je Haushalt bereits rund 10.000 Euro im Jahr, pro Monat also über 800 Euro! Nimmt man noch die übrigen Zinsen und jene für das schuldenfreie Sachkapital hinzu, erhöhen sich die Beträge sogar noch [einmal] um die Hälfte!“ (Helmut Creutz, a. a. O., S. 293; Anm. d. d. Verf.)

 

„Bezogen auf den Unternehmenssektor ist die Wertschöpfung von 1960 bis 1989 auf das 6,8fache angestiegen, die Verschuldung auf das 11,6fache, während die Zinszahlungen für die Verschuldung auf das 15,9fache anwuchsen.“ (Helmut Creutz, in: Margrit Kennedy, a. a. O., S. 247)

 

„Tatsächlich könnte man unser gegenwärtiges Geldsystem … heute in allen demokratischen Nationen als verfassungswidrig bezeichnen.“ (Margrit Kennedy, a. a. O., S. 20)

 

Der mündige Leser sei deshalb auf Art. 20 Abs. 3 und 4 des Grundgesetzes aufmerksam gemacht: „Die Gesetzgebung [Legislative] ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt [Exekutive] und die Rechtsprechung [Judikative] sind an Gesetz und Recht gebunden. Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“  Dieser Widerstandsfall ist nun eingetreten…

 

„Aus dieser kurzen Lagebeschreibung ergeben sich folgende Forderungen: Erstens: Das Geld muss genau wie die Güter und Arbeit unter Angebotszwang stehen, damit es ein Äquivalent derselben und ein neutrales Tauschmittel ist. Zweitens: Die heutigen destruktiven Umlaufsicherungsmittel Zins und Inflation müssen durch eine konstruktive, zinsunabhängige Alternative von dieser Aufgabe befreit werden. Drittens: Der heute bereits bestehende Annahmezwang für Geld muss durch einen Weitergabezwang ergänzt werden, das heutige Verbot der Geldvermehrung (durch Geldfälschung) durch ein Verbot der Geldverminderung (durch Geldzurückhaltung).“ (Helmut Creutz, in: Zeitschrift für Sozialökonomie, 89. Folge, April 1991; zit. n. M. Kennedy, a. a. O., S. 106/108)

 

Diese konstruktive Alternative, die den destruktiven Zins ersetzt, wird auch Nutzungsgebühr (Silvio Gesell), Bereitstellungsgebühr (Peter Knauer) oder Liquiditätsabgabe (Helmut Creutz/Margrit Kennedy) genannt. Im Fachjargon heißt sie Demurrage. Im Gegensatz zum Zins als Liquiditäts-Verzichts-Prämie, die (leistungslose) Einnahmen aus Geld/Kapital ermöglicht, wenn das Geld verliehen wird, verursacht die Liquiditäts-Abgabe Kosten, wenn das Geld zurückgehalten wird. Sie bestraft das Zurückhalten (Horten) des Geldes und belohnt und fördert dessen Freigabe.

 

Statt ungerechter Umverteilung von Einkommen und Vermögen durch den Zinseszins wirkt die Demurrage verteilungsneutral; statt Inflation und Deflation, Rezession und Depression wie der Zins bewirkt sie natürliches Wachstum. Das haben das „Wunder von Wörgl“ (Tirol) 1932, die WäraTauschgesellschaft im deutschen Schwanenkirchen 1929 bis 1931 und die Zeit der renovatio monetae („Münz-Verrufung“) der zinsfreien Brakteaten in der Gotik, der „wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Blüte der Menschheitsgeschichte“ (Harvard University), bewiesen. Nur zinsloses Geld ist neutrales Geld („Neutralgeld“ [Dieter Suhr] oder „Freigeld“ [Silvio Gesell]).

 

Die positiven Auswirkungen der Abschaffung des zerstörerischen Zinses in der Zusammenfassung:

 

  • Das exponentiell wuchernde Wachstum des Kapitals (der Geldvermögen) fällt weg
  • Das exponentiell wuchernde Wachstum der Schulden fällt weg
  • Die Diskrepanz zwischen Arbeit = Arm und Besitz = Reich fällt weg
  • Alle Schulden werden wieder trag- und rückzahlbar („Dritte Welt“!)
  • Es wird Inflation und Deflation, Rezession und Depression vorgebeugt
  • Die Arbeitslosigkeit wird überwunden
  • Der Zwang zur Verschuldung fällt weg
  • Der Zwang zum pathologischen Wirtschafts-Wachstum fällt weg
  • Es wird überhaupt erst ein Wirtschaften ohne Wachstum möglich
  • Die Entwicklung der Wirtschaft wird nicht mehr von den eigennützigen Profit-Interessen der Banken, des Kapitals und der transnationalen Hochfinanz, sondern von den Interessen der produzierenden und konsumierenden Menschen einer Nation bestimmt

 

(nach Dr. Margrit Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation, a. a. O., S. 123/124

und Helmut Creutz, Die 29 Irrtümer rund ums Geld, a. a. O., S. 294/295)

 

„Eine Liquiditätsabgabe auf Geld führt zu einer stabileren und gerechteren Wirtschaft und Gesellschaft, die auch ohne ständiges Wachstum existieren kann.“ (Helmut Creutz)

 

„Erst bei einem Zins um Null können wir uns ein »Nullwachstum« erlauben.“ (Margrit Kennedy)

 

Die Voraussetzung dafür ist die Befreiung der Marktwirtschaft vom Kapitalismus (Dieter Suhr) – die (Wieder-) Einführung einer wirklichen Freien Marktwirtschaft und des Freien Münzwesens. Dann kehrt sich das Gresham´sche Gesetz („Schlechtes Geld verdrängt gutes Geld“) in sein Gegenteil („Gutes Geld verdrängt schlechtes Geld“) um: die Menschen unterliegen dann keinem gesetzlichen Annahmezwang mehr, können wieder selber frei entscheiden, was sie als Tauschmittel und Zahlungsmittel akzeptieren, und echtes Geld annehmen, aber falsches Geld zurückweisen.

(Das wäre dann die beste Lösung, die auch der Verfasser favorisiert und der Demurrage vorzieht)

 

„Wenn wir nicht das Recht der Geldausgabe und das Geldmonopol des Staates und der Behörden [bzw. der Banken] abschaffen und völlige Freiheit in der Wahl des Geldes ermöglichen, werden wir nie wieder eine anständige Währung und auch nie wieder ein anständig funktionierendes Wirtschaftssystem haben.“ (Prof. Dr. Friedrich August Von Hayek [Nobelpreis für Wirtschafts-Wissenschaften 1974], Die Entnationalisierung des Geldes, Wien 1977; zitiert nach Reinhard Deutsch, Das Silber-Komplott, Kopp-Verlag, Rottenburg 2010, S. 22; Anm. d. d. Verf.)        

Das Hörbuch des Autors:  [2 CD] „In Gold We Trust – Über das Wesen und die Funktion des Geldes“ bei  www.schildverlag.de

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