An den Finanzmärkten soll derzeit ein „Witz“ die Runde machen, nachdem Deutschland einen Militärputsch in Griechenland finanzieren soll. Doch der Scherz blieb nicht ohne Konsequenzen. – Satire und Humor haben es schwer in diesen Zeiten: Deutscher Rundfunk zensiert hitverdächtigen Schlager „Akropolis wir kommen“.
von Michael Mross
„Die wirkliche griechische Lösung – ein Militärputsch“ titelt das US-Magazin Forbes. Der Artikel bezieht sich auf einen Witz, der angeblich auch beim EU-Gipfel die Runde gemacht haben soll. Dieser Scherz ist so auch im „The Telegraph“ zitiert worden. Demnach sei es für die Deutschen billiger, einen Militärputsch zu finanzieren als ständig sinnlos Milliarden nach Athen zu transferieren. Aus dem Witz wurde allerdings mittlerweile bitterer Ernst, weil viele Leute die Aussage offensichtlich als nicht humorvoll verstanden. Ein falscher Scherz in einer echten Krise kann deshalb schlimme Konsequenzen haben.
Der Autor distanzierte sich zwar sofort von der These und änderte später auch die Überschrift (Aus „Die wirkliche Lösung…“ wurde „Die schreckliche Lösung…“) – dennoch verbreitete sich der Artikel schnell weltweit und wurde auch ins Griechische übersetzt, allerdings unvollständig. So wurde aus einem kolportieren Witz eine echte Drohung, welche nun auch als Thema in der griechischen Presse diskutiert wird. Dort ist die Empörung entsprechend groß, die Nerven liegen ohnehin blank.
Weniger empört sind die Griechen dagegen über ihr bevorstehendes Referendum zum Euro, welches den Deutschen bekanntlich vorenthalten wird. Auch das entbehrt selbstverständlich nicht der Realsatire: Der Subventionsnehmer darf abstimmen, ob er Knete kriegen will. Der Geber dagegen hat nichts zu sagen und darf schweigend zahlen. Demokratierechte für den Gläubiger sind in diesem System also tabu. Diese Satire ist real, genau so real wie die Konsequenzen.
Papandreou riskiert eine globale Finanzschmelze
Kein Scherz dagegen ist, dass die Situation in Griechenland den ganzen Euro sprengen und sogar zu einer globalen Kernschmelze in der Finanzwelt führen kann. So titelt die Welt (Falls die Überschrift in der Zwischenzeit nicht schon wieder entschärft wurde): „Papandreou riskiert eine globale Finanzschmelze“: Mit dem Referendum drohen eine unkontrollierbare Insolvenz Griechenlands und ein Bruch der Euro-Zone. Scheidet eine Nation aus der Währungsunion aus, ist damit ein Präzedenzfall geschaffen. Dann würde sich bei anderen schwachen Euro-Ländern unweigerlich die gleiche Frage stellen.
Die Kettenreaktion auf eine mögliche Staatspleite Griechenlands ist bereits in vollem Gange. Die Risikoaufschläge für Anleihen von Italien und Belgien sprangen nach oben. Italien muss nun über 6,3% für 10jährige zahlen – und das trotz EZB-Interventionen. Damit ist Rom in der Todeszone. Auch die Griechenlandkrise begann, als die Zinsen plötzlich über 6% gingen. Doch auch die Zinsen bei belgischen Anleihen springen verdächtig nach oben. Es scheint so, als wenn Belgien noch vor Spanien der Exitus droht. Die Todesspirale ist also in vollem Gange und kein Politiker wird sie mehr aufhalten können.
Auf einem ganz anderen Blatt steht natürlich die Möglichkeit, dass Portugal und Irland ebenfalls einen Schuldenschnitt einleiten müssten, oder gar den kompletten Staatsbankrott anmelden. In den Medien Portugals und Irlands wird bereits die Frage gestellt: „Warum kriegt Griechenland einen Schuldenschnitt und wir nicht?“ Ein Schuldenschnitt bei den anderen Wackelkandidaten wäre allerdings unweigerlich der Todesstoß für die EU-Banken, denn die Finanzhäuser haben für Staatsanleihen kein Eigenkapital hinterlegt. Einen Vorgeschmack auf das zukünftige Schicksal der Banken haben die gestrigen Kursverluste im Finanzsektor bereits geliefert.
Hinzu kommt, dass die Euro-Zone als ganzes mit dem Schritt Griechenlands ihre Kreditwürdigkeit verspielt hat. Welcher internationale Investor will denn allen Ernstes noch irgendwelche Anleihen in der Eurozone kaufen, wenn er damit rechnen muss, dass ein unberechenbarer Politiker irgendwann aus dem Euro austritt den Bankrott erklärt? Das dürfte vor allem die Refinanzierung des EFSF verunmöglichen. Die Ungewissheit über die Zukunft des Euros hält Investoren fern. Ein weiterer Sargnagel für die Gemeinschaftswährung.
Ohne internationales Kapital aber sterben Europas Banken. Diese müssen bis 2014 über 5 Billionen refinanzieren. Woher soll das Geld wohl kommen? Wer will unter den gegebenen Umständen noch Banken Geld geben. Damit rückt das Todesurteil für die Banken in greifbare Nähe. Doch spätestens bei einem Massensterben der Banken geht der Euro kaputt. Es scheint so, als wenn dieser Fall unvermeidlich ist. Mit dem Schritt Griechenlands jedenfalls, über den Euro abzustimmen, sind wir mit und ohne Ergebnis dem Untergang schon einen Schritt näher. Denn die Finanzmärkte werden die Monate der Ungewissheit nicht überleben, d.h. PIIGSF-Anleihen werden kollabieren, Banken werden kollabieren, Börsen werden crashen.
Akropolis wir kommen
In dieser ernsten Situation Witze zu machen, ist sicherlich eine schwierige Angelegenheit. Diese Erfahrung musste auch einer der größten Schlager-Schreiber Deutschlands machen, der anlässlich der Griechenland-Misere den Hit-Verdächtigen Song: „Akropolis wir kommen“ textete. Doch das Stück wird im deutschen Rundfunk nicht gespielt. Es wurde zensiert. „Politisch nicht zumutbar“, hieß es bei der Bemusterung der deutschen Sender.
Der Texter, aus dessen Feder unvergängliche Hits wie „Er gehört zu mir“ (Marianne Rosenberg) oder „Tabaluga“ (Peter Maffay) flossen, fiel aus allen Wolken: „Mir ist es völlig unerklärlich, wieso die Rundfunkanstalten dieses Stück ablehnten“, erklärte Gregor Rottschalk gegenüber MMnews. „Mir liegt es nun wirklich fern, in irgendeiner Weise gegen Griechen zu hetzen. Das Stück ist einfach nur humorvoll, satirisch, - aber das geht in Deutschland offenbar wohl nicht mehr. Wirklich traurig“, so der Hittexter resignierend.
Was im deutschen Rundfunk zensiert wird, kann man selbstverständlich bei MMnews hören. Dass so ein „Schlager“ von den Sendern unterschlagen wird, zeigt, wie weit es im Rahmen der Geldsystemkrise schon gekommen ist. Wahrscheinlich sind wir schon so weit, dass auch Mireille Mathieus „Akropolis adieu“ nicht mehr gespielt werden darf. Im Radio war dieser Hit jedenfalls schon lange nicht mehr zu hören.
Originaltext des zensierten Schlagers:
AKROPOLIS WIR KOMMEN
Text Und Musik : Gregor Rottschalk/Joachim Heider
Intro:
Das ist Papa Papadopoulos
Ich singe jetzt eine kleine Lied
Als Entsädingung für die viele Milliarde
für meine deutse Freunde!
Kommt alle her nach Griechenland
Steuern sind hier unbekannt
Das Leben ist hier wunderschön
Hier kann man früh in Rente gehen
Und haben wir auch Schulden wie ein Baron
Was kümmert das uns Griechen
die andern zahlen schon:
Refr..
Akropolis wir kommen
Stellt den Ouzo kalt
Wir trinken auf Europa
Bis der Euro knallt
Bridge.
Ihr Europäer aus dem Norden
Wir woll’n von euch nur etwas borgen!
In hundert Jahren wird man seh’n
da wird es uns schon besser geh’n
Kommt alle her nach Griechenland
wo man einst die Kultur erfand
Die Götter gaben sich ein Stelldichein
Ihr solltet dafür dankbar sein
Und haben wir auch Schulden wie ein Baron
Das waren die da oben
die schleichen sich davon:
Refr..
Akropolis wir kommen
Stellt den Ouzo kalt
Wir trinken auf Europa
bis der Euro knallt
Das ist das griechischen Debakel
Und schuld allein hat das Orakel
Lasst euch den Zauber nicht entgeh’n
und tragt den Euro nach Athen
Akropolis wir kommen
Stellt den Ouzo kalt
Wir trinken auf Europa
bis der Euro knallt
Das ist das griechische Debakel
Und schuld allein hat das Orakel
Lasst euch den Zauber nicht entgeh’n
und tragt den Euro nach Athen
Lasst euch den Zauber nicht entgeh’n
und tragt den Euro nach Athen